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Copy

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Titel: Copy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Brin
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Weise.«
    »Ist das nicht ein bisschen seltsam, Professor? Sie haben sich im Lauf der Jahre immer wieder Übergriffe ins Reich der Religion erlaubt und dabei mitgeholfen, allen die Möglichkeit zu geben, das Seelenfeld wie ein billiges Foto zu duplizieren. Es gibt kaum jemanden, den die alten Kirchenkonservativen mehr hassen als Sie.«
    »Ich rede nicht von Religion«, antwortete Maharal scharf. »Mit der Einführung dieser Technologie haben andere und ich einen weiteren Schritt in einer langer Kampagne getan, bei der es darum geht, das Wirrwarr aus widersprüchlichem Aberglauben zurückzudrängen und mehr Licht hereinzulassen. Galileo und Kopernikus kämpften darum, die Astronomie von Priestern zu befreien, die den ganzen Kosmos für tabu erklären und dem menschlichen Verständnis entziehen wollten. Newton, Boltzmann und Einstein befreiten die Physik. Eine Zeit lang behaupteten die Religionen, das Leben sei so rätselhaft und geheimnisvoll, dass es allein vom Schöpfer höchstpersönlich verstanden werden könne – bis wir das Genom analysierten und damit begannen, in Laboratorien neue Spezies zu planen. Heute bekommen die meisten Babys eine optimierende Gen-Therapie, vor oder nach der Empfängnis, und niemand regt sich darüber auf.«
    »Warum auch?«, fragte ich verwirrt. »Schon gut. Lassen Sie mich raten. Sie wollen den historischen Trend auf das Bewusstsein ausdehnen…«
    »Und auf die menschliche Seele, ja. Es war das letzte Bollwerk der Religion im zwanzigsten Jahrhundert. Sollte die Wissenschaft die Naturgesetze erklären, von Quasaren bis Quarks! Na und? Diese Gesetze waren nur Rezepte und Hintergrundszenerie, vor langer Zeit von einem Schöpfer zusammengestellt, dem die geistigen Dinge weitaus wichtiger sind! So hieß es damals.
    Und dann entdeckte Jefty Annonas die vibrierende Essenz der Seele, wog sie, maß sie…«
    »Manche Leute lehnen noch immer ihre Terminologie ab«, sagte ich. »Sie behaupten, dass es eine wahre Seele gibt, jenseits der Stehenden Welle. Unfassbar…«
    »… und unbeschreiblich, ja. Etwas, das Sterbliche nie entdecken können, das sich nie auf miteinander wechselwirkende Naturgesetze und Kräfte zurückführen lässt.« Maharal lachte kurz. »Und so dauert das Rückzugsgefecht an. Jede Weiterentwicklung der Wissenschaft schafft eine neue Bastion… eine neue Linie, die ein restliches Territorium markiert, das für immer heilig, mystisch und vage bleibt. Sicher vor profanen Händen. Bis zum nächsten wissenschaftlichen Fortschritt.«
    »Den Sie herbeiführen möchten. Aber warum über Religion reden…«
    »Nicht über Religion, mein Freund. Wir haben über die Gemeinschaft mit Gott gesprochen.«
    »Äh, der Unterschied…«
    »… sollte ziemlich klar sein! Obwohl es mir immer schwer gefallen ist, Ihnen alles klarzumachen.«
    »Tut mir Leid.«
    »Nein, schon gut. Ich bin an Ihre eigensinnige Begriffsstutzigkeit gewöhnt. Seltene Fähigkeiten müssen nicht unbedingt mit Intelligenz einhergehen.«
    Ich fühlte ein Zerren in der Stehenden Welle, die jetzt heftig zwischen mir und dem neuen Golem vibrierte. Eines stand fest: Die neue Kopie würde diesen Burschen ebenso sehr verabscheuen wie ich.
    »Fahren Sie fort«, brummte ich. »Über sich selbst und Gott.«
     
    ABER MAHARAL HIELT an jener Stelle inne.
    Eine kleine Glocke läutete, und ich fühlte, wie das Seelensieb seinen invasiven Griff lockerte. Die letzten Ranken wichen aus meiner Nase. Plötzlich war ich wieder allein in meinem tönernen Kopf, und ich sackte in mich zusammen.
    Maschinen grollten, als der neue Golem fürs Backen in den Kiln rutschte. Kurze Zeit später sah ich, wie er aufstand und die ersten, unsicheren Schritte machte.
    Dunkelrot wie die Erde von Texas und Arkansas. Und klein wie ein Kind. Er wirkte auch schwach. Für Maharal leicht zu kontrollieren. Trotzdem legte der große Graue des Professors dem Kleinen dynamische Handschellen an, noch bevor das Nachglühen verschwand.
    Offenbar wollte er nicht das geringste Risiko eingehen. Ich musste ihm bei anderen Gelegenheiten erhebliche Schwierigkeiten bereitet haben. Das bot mir ein wenig Trost.
    »Wir sind gleich zurück«, sagte DitYosil zu mir. »Ich möchte diesen neuen Dito einigen kontrollierten Testerfahrungen aussetzen, um festzustellen, wie gut die Erinnerungen beim Inload auf Sie übertragen werden.«
    »Oh. Kann es gar nicht abwarten.«
    Normalerweise vermeide ich es, meine frisch hergestellten Kopien anzusehen. Der Blickkontakt mit ihnen ist

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