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HÖRT EIN ECHO VON SICH SELBST…
Ich hätte nie gedacht, dass es so interessant sein kann, von einem verrückten Wissenschaftler als Versuchskaninchen verwendet zu werden.
Vor zehn Stunden lief meine Proteinuhr ab und löste den Lachs-Reflex aus – den vertrauten Drang, nach Hause zu schwimmen, zu fliegen oder zu laufen, alle Hindernisse zu überwinden, um die Erinnerungen dieses Minilebens in den großen Speicher des realen menschlichen Gehirns zu übertragen. Doch jener Reflex ließ bald nach. Physische und psychische Prügel haben mir alle in meinem Pseudofleisch verankerten Golem-Reflexe ausgetrieben.
»Sie werden sich an die Erneuerungsbehandlungen gewöhnen«, sagte DitMaharal, nachdem er mich Qualen aus Dampf, heißem Wasser und prickelnden Strahlen ausgesetzt hatte, die Rumpf und Glieder aufgedunsen zurückließen. Mein Leib zitterte so wie unmittelbar nach dem Verlassen des Kilns.
»Es tut nur bei den ersten Malen weh«, sagte er.
»Wie oft kann diese Behandlung erfolgen, bevor…«
»Bevor sie durch unvermeidliche Abnutzung nutzlos wird? Ton ist noch immer weitaus weniger beständig als Fleisch. Dieser Prototyp hat dreißig Erneuerungen durchgeführt. Meine alte Gruppe bei Universal könnte eine noch höhere Zahl erreicht haben. Wenn Aeneas das Projekt nicht beendet hat – was ich an dieser Stelle für recht wahrscheinlich halte.«
Dreißig Erneuerungen, dachte ich.
Das Dreißigfache des normalen Dito-Lebens. Kaum der Rede wert, wenn man es mit den vielen zehntausenden von Tagen vergleicht, die einem modernen multiplen Leben zur Verfügung stehen. Aber mit frischem Élan in meinem tönernen Körper gab ich Maharal eine ehrliche, offene Antwort.
»Ich würde Ihnen danken, wenn es Ihnen nicht nur darum ginge, meine Gefangenschaft zu verlängern.«
»Oh, ich bitte Sie. Wenn es Kontinuität gibt, so gibt es Hoffnung. Stellen Sie sich das vor: dreißig Tage, um zu hoffen und Fluchtpläne zu schmieden!«
»Vielleicht. Aber Sie haben gesagt, dass ich schon einmal hier gewesen bin. Für Experimente entführt. Ist einem der anderen Alberts die Flucht gelungen?«
»Drei fanden schlaue Möglichkeiten, von hier zu entkommen. Meine Hunde stoppten einen von ihnen gleich draußen vor der Tür. Ein Zweiter schmolz bei dem Versuch, die Wüste zu durchqueren. Und der Dritte schaffte es sogar bis zu einem Fon! Aber Sie hatten bereits den Kreditcode des armen Ditos gelöscht, nachdem er seit einer Woche verschwunden war. Mein robotischer Jäger fand ihn, bevor er eine Nachricht durch eines der freien Netze schicken konnte.«
»In Zukunft werde ich die Kreditcodes etwas länger aktiv lassen.«
»Immer der Optimist!« Maharal lachte. »Ich habe Ihnen von den anderen erzählt, um Sie auf die Sinnlosigkeit eines Fluchtversuchs hinzuweisen. Die von ihnen ausgenutzten Sicherheitsfehler sind inzwischen korrigiert.«
»Dann muss ich mir was Neues einfallen lassen.«
»Ich weiß auch, wie Sie denken, Albert. Ich habe mich jahrelang mit Ihnen beschäftigt.«
»Ach ja? Und warum bin ich dann hier, DitYosil? Etwas an mir hat es Ihnen mächtig angetan. Etwas, das Sie brauchen, nicht wahr?«
Er sah mich an, während ich in seinen steinernen Laborkatakomben festsaß und mich nicht rühren konnte. Ich glaubte, in seinen Golem-Augen einen besonderen Glanz zu erkennen, der auf eine Mischung aus Habsucht und Furcht hinwies. »Ich komme der Sache näher«, sagte er. »Sehr viel näher.«
»Das sollten Sie besser«, erwiderte ich. »Auch mit der Erneuerungstechnik haben Sie nicht die Möglichkeit, endlos zu leben, ohne einen realen Körper. Ich verfüge über den Schlüssel, nicht wahr? Irgendein Geheimnis, das Ihnen dabei helfen kann, Ihr Problem zu lösen. Aber auch bei mir werden sich Abnutzungserscheinungen einstellen. Es ist nur eine Frage von Tagen.
Sie befinden sich in einem Wettlauf mit der Zeit.
Und dann ist da noch Aeneas Kaolin. Am Dienstagmorgen legte er großen Wert darauf, Sie im Laboratorium zu sezieren. Warum? Vermutet er, dass Sie Ausrüstung gestohlen und Ihr eigenes geheimes Laboratorium eingerichtet haben, um hier den Tod zu betrügen?«
Die Anspannung in Maharals Gesicht verwandelte sich in Hochmut.
»Sie sind clever, Albert, wie üblich«, sagte er. »Aber immer fehlt etwas in Ihrer intelligenten Raterei. Es gelingt Ihnen nie ganz, die Wahrheit zu erkennen, selbst wenn ich sie vor Ihnen ausbreite.«
Was sagt man, wenn man so etwas hört? Wenn eine andere Person behauptet, besser als man
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