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Titel: Copy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Brin
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einer der Gründer von Universal Kilns zählte Kaolin zu den reichsten Männern der ganzen Pazifikküste. Die ehrenvolle Anrede »Rik« – vergleichbar mit »Mister« – sollte eigentlich nur bei der Realperson verwendet werden, beim Original, das wählen darf. Aber ich wollte gewiss nicht auf dem üblichen Protokoll beharren, wenn dieser Bursche seine elegante Drohne Rik nennen lassen wollte… oder meinetwegen auch Lord Poobah.
    »Sehr erfreut, Rik Kaolin. Kann ich Ihnen irgendwie zu Diensten sein?«
    Der metallisch glänzende Dito lächelte dünn und nickte in Richtung der Putzer, die noch immer damit beschäftigt waren, die Reste des Kampfes zu beseitigen.
    »Herzlichen Glückwunsch, Mr. Morris. Es ist Ihnen gelungen, einen gerissenen Widersacher in die Enge zu treiben. In Hinsicht auf das Finale bin ich allerdings ein wenig skeptisch. So viel Gewalt scheint mir alles andere als subtil und eher übertrieben zu sein.«
    Gehörte Kaolin das beschädigte Teller-Gebäude? Wusste ein Billionär nichts Besseres mit seinen Duplikaten anzustellen, als bei einem Privatdetektiv Schadenersatzansprüche geltend zu machen?
    »Ich habe nur die Ermittlungen durchgeführt«, sagte ich.
    »Für den Einsatz war die Labor Subcontractors Association zuständig.«
    »Die LSA möchte den Eindruck erwecken, entschlossen gegen Dit-Entführungen und Raubkopien vorzugehen…«, kommentierte die junge Frau.
    Sie unterbrach sich, als Kaolin eine Hand hob, deren Hautstruktur fast ebenso komplex war wie Realfleisch. Sie wies sogar simulierte Adern und Sehnen auf. »Es geht nicht um diesen Einsatz«, sagte er ruhig. »Wir möchten mit Ihnen über eine Ermittlung sprechen.«
    Ich dachte, dass Kaolin Angestellte und Gefolgsleute hatte, die sich um Sicherheitsdinge kümmerten. Sich an einen Außenstehenden zu wenden… Das deutete auf etwas Ungewöhnliches hin. »Sie sind also nicht spontan hierher gekommen, um sich dies anzusehen.« Ich deutete nach draußen.
    »Natürlich nicht«, erwiderte die junge Assistentin. »Wir sprechen schon seit einer ganzen Weile über Sie.«
    »Tatsächlich?« Kaolins Dito blinzelte und schüttelte den silbrigen Kopf. »Spielt keine Rolle. Sind Sie interessiert, Mr. Morris?«
    »Natürlich.«
    »Gut. Dann werden Sie uns jetzt begleiten.« Kaolin hob erneut die Hand und kam Einwänden zuvor. »Da Sie persönlich hier sind, zahle ich Ihren maximalen Beratungstarif, bis Sie entscheiden, ob Sie den Fall annehmen oder ablehnen. Unter einem Diskretionssiegel, einverstanden?«
    »Einverstanden.«
    Sowohl sein Gürtelfon als auch meins erkannten das Schlüsselwort »Diskretionssiegel«. Sie würden die letzten Minuten des Gesprächs vom flüchtigen in den dauerhaften Speicher transferieren und sie mit einer Zeit-Datum-Markierung versehen. Damit konnte die Aufzeichnung bis auf weiteres die Funktion eines Vertrags erfüllen.
    Der Motor von Kaolins Limousine sprang an.
    »Mein Wagen…«, begann ich.
    Die junge Frau vollführte eine komplexe Geste und klopfte schnell die Finger aneinander. Einen Moment später erschien in meinem linken Auge eine Textnachricht meines Volvos, der um Erlaubnis bat, seinen Autopiloten mit dem großen Yugo zu verbinden. Er würde uns folgen, wenn ich einwilligte.
    Ein kurzer Schneidezahnbiss übermittelte eine Autorisierung. Kaolins Assistentin war wirklich ausgezeichnet. Ich bedauerte, ihren Namen nicht gehört zu haben.
    Als ich nach vom sah, bemerkte ich die Silhouette eines Fahrers hinter der Rauchglasscheibe. War er ebenfalls eine Realperson? Nun, die Reichen sind eben anders als wir normalen Leute.
     
    DIE MORGENDLICHE RUSHHOUR war noch nicht zu Ende, und die Limousine rollte langsam an riesigen Dinobussen vorbei. Golem-Passagiere stiegen von den Transportgestellen an den gekrümmten Flanken ab. Die Busse schlurften und grunzten, bewegten anmutig ihre langen Hälse. Menschenähnliche Köpfe neigten sich einander entgegen und schwatzten miteinander, wenn der Verkehr stockte. Aus jener Höhe hatten die geprägten Piloten einen guten Blick auf das beschädigte Teller-Gebäude. Sie konnten sogar durch hoch liegende Fenster und um Ecken blicken.
    Jeder Junge träumt davon, als Erwachsener Busfahrer zu werden.
    Bald ließen wir die Alte Stadt mit ihrer Mischung aus Schäbigkeit und schreienden Farben hinter uns zurück – ihre heruntergekommenen Gebäude waren von einer neuen Spezies entbehrlicher Geschöpfe übernommen, für intensive Arbeit ebenso erschaffen wie für intensives Spiel. Wir

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