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perversen kleinen Paranoiaspielen in meinem Kopf! Das Implantat in meinem Auge hatte die kurze Begegnung aufgezeichnet. Mein ach-so-analytischer schwarzer Golem konnte später über die Worte nachdenken.
Eine Arbeit wie meine erfordert Konzentration und die Fähigkeit zu beurteilen, was wichtig ist.
Ich verbannte den Zwischenfall aus meinem Gedanken.
Bis zum nächsten Mal, dachte ich.
WIEDER AUF DEM ALAMEDA-BOULEVARD beschloss ich, nicht zu warten, bis Blane im Keller fertig war. Sollte er mir einen Bericht d-mailen. Dieser Job war erledigt. Zumindest mein Teil davon.
Ich ging zu meinem Wagen, als hinter mir die Stimme einer Frau erklang.
»Mr. Morris?«
Für einen Augenblick stellte ich mir vor, dass Gineen Wammaker, die echte, gekommen war, um mir zu gratulieren. Ja, ich weiß. Dafür stehen die Chancen schlecht.
Ich drehte mich um und sah eine Brünette. Größer als die Maestra, nicht so üppig, das Gesicht schmaler und die Stimme etwas höher. Trotzdem sehr attraktiv. Ihre Haut zeigte eine von zehntausend echten menschlichen Braunschattierungen.
»Ja, das bin ich«, sagte ich.
Sie holte eine Karte mit fleckenartigen Fraktalen hervor, auf die sofort die Optik in meinem linken Auge reagierte, aber die Muster waren so komplex oder neumodisch, dass mein veraltetes Image-System nichts damit anzufangen wusste. Verärgert biss ich auf einen Schneidezahn, um das Bild zu speichern. Nell konnte dieses Rätsel später lösen.
»Und was kann ich für Sie tun, Miss?« Vielleicht war sie eine Nachrichtenschnüfflerin. Oder eine Nervenkitzelperverse.
»Zuerst einmal möchte ich Sie zum Erfolg von heute Morgen beglückwünschen. Ihnen gehört der Glanz des Ruhms, Mr. Morris.«
»Meine fünfzehn Sekunden«, antwortete ich automatisch.
»Oh, mehr als das, glaube ich. Wir sind bereits auf Ihre Fähigkeiten aufmerksam geworden, noch vor diesem Erfolg. Darf ich Sie um einen Moment Ihrer Zeit bitten? Jemand möchte mit Ihnen sprechen.«
Die Frau deutete über die Straße, zu einer großen Limousine. Eshandelte sich um einen teuer aussehenden Yugo.
Ich überlegte. Die Maestra erwartete von mir, dass ich sie anrief und ihr versicherte, dass keine raubkopierten Wammaker-Spielzeuge mehr den Markt überfluteten. Aber verdammt, ich bin nur ein Mensch. Ich hatte das Gefühl, bereits einer Gineen Bericht erstattet zu haben, dem weißen Dito. Warum sollte man so etwas zweimal durchmachen müssen? Unlogisch, ich weiß. Aber Miss Fraktal gab mir einen Grund, das Unangenehme hinauszuschieben.
Ich zuckte mit den Schultern. »Warum nicht?«
Sie lächelte und nahm meinen Arm, im Stil der alten Dreißiger, während ich mich fragte, was sie wollte. Manche Pressefritzen schnüffeln Detektive nach einem großen Auftritt gern aus, aber sie fahren nur selten Yugos.
Die Tür der Limousine glitt mit einem leisen Zischen auf, und die Türschwelle senkte sich – ich musste mich kaum ducken, um einzusteigen. Drinnen war es düster. Und fürstlich. Biolumineszente Fackeln und Verzierungen aus echtem Holz. Polster aus Pseudofleisch hießen einen mit sinnlichen Bewegungen willkommen. In der Bar glitzerten kristallene Karaffen und Kelchgläser. Alles superduper.
Und auf dem Rücksitz, mit überkreuzten Beinen, saß ein hellgrauer Golem so, als gehöre ihm die Welt.
Es ist ein wenig seltsam, dass eine Kop so stilvoll mit einer attraktiven Rig-Assistentin unterwegs ist, aber gibt es eine bessere Möglichkeit, seinen Reichtum zu zeigen? Der Typ sah aus, als wäre er grau geboren. Haar und Haut silbern wie Metall, alles Kanten und hohe Wangenknochen… Nein, kein Grau, sondern eine Art Platin.
Er wirkt vertraut. Ich versuchte, Nell einen Schnappschuss zu schicken, aber die Limousine war abgeschirmt. Der Platin-Golem lächelte, als wüsste er genau, was gerade geschehen war. Ich tröstete mich mit dem Gedanken, dass dieses Geschöpf keine gesetzlichen Rechte hatte.
Na und? Es könnte dich trotzdem innerhalb einer Sekunde kaufen und verkaufen, dachte ich und nahm ihm gegenüber Platz. Miss Fraktal sank auf ein lebendes Kissen zwischen uns. Sie öffnete den Kühlschrank der Limousine, nahm ein Tuborg und schenkte mir ein Glas ein. Elementare Gastlichkeit. Meine Vorlieben in Hinsicht auf Getränke sind allgemein bekannt; in dieser Hinsicht sind keine besonderen Recherchen nötig.
»Mr. Morris, ich möchte Ihnen gern Rik Aeneas Kaolin vorstellen.«
Es gelang mir, meine Überraschung zu verbergen. Kein Wunder, dass er so vertraut wirkte! Als
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