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Copy

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Titel: Copy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Brin
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Flocken aus kristallenem Glimmer, die wie glitzernde Kieselalgen in dem sie umgebenden Ozean aus Stein schweben.
    Es ist ein Ozean, aus Magma, das hier einst floss. Die Berge sind Wellen. Ich fühle, wie er sich noch bewegt, langsam jetzt, denn er ist abgekühlt und erstarrt. Doch überall gibt es noch Bewegung.
    Ich kann meine Wahrnehmung sogar über diesen Berg hinweg ausdehnen, in Richtung der polyspektralen Funken, die in der Feme zu leuchten scheinen, gerade jenseits klaren Erkennens, wie dünne Ranken aus zartem Rauch… oder wie Glühwürmchen, die zittern, als ich sie berühre…
    Mir fehlen geeignete Metaphern. Nehme ich andere Menschen wahr? Andere Seelen außerhalb dieses unterirdischen Laboratoriums?
    Es ist ein herbes, erschreckendes Gefühl. Eine Erinnerung an etwas, das wir alle die meiste Zeit über unterdrücken, weil es zu sehr schmerzt.
    Die grässliche Einsamkeit der Individualität.
    Die fundamentale Fremdheit der anderen.
    Und des Universums.
     
    »DER EIGENTLICHE ANTRIEB heißt Vergnügen«, fährt Dit-Yosil fort, während er die Kontrollen bedient und versucht, perfekte Synchronisation zu erreichen. »Nehmen Sie die Unterhaltungsindustrie damals in der Ein-Körper-Zeit. Die Menschen wünschten sich zu sehen, was sie wollten und wann sie es wollten. Die Nachfrage führte zur Entwicklung von analogen Videobändern, drei Jahrzehnte bevor digitale Technik die Sache richtig machen konnte. Es war eine lächerliche Technik, die Verwendung von Magnetköpfen und lauten beweglichen Teilen, und doch wurden Millionen von Videorekordern verkauft, damit die Leute Sendungen aufzeichnen und sich ansehen konnten, wann sie wollten.
    Ist das nicht mit der heutigen Dito-Technik vergleichbar, Morris? Eine schwerfällige, überladene Industrie, die jeden Tag hunderte Millionen analoge Vorrichtungen aus Ton überall auf der Welt liefert. Wie komplex! Man denke an die eingesetzten Ressourcen, an den Cash-Flow. Doch die Leute bezahlen gern, denn dadurch können sie sein, wo sie wollen und wann sie es wollen.
    Eine fabelhafte, extravagante Industrie, und mein lieber Freund Aeneas Kaolin zählt darauf, dass es immer so weitergeht.
    Aber es wird bald enden, nicht wahr, Morris? Weil die wichtigen Durchbrüche unmittelbar bevorstehen. Wie die digitale Technik, die analoges Aufzeichnen verdrängte. Wie Flugzeuge, die schneller sind als Pferde. Nach dem, was wir heute Nacht hier erreichen, werden die Dinge nie mehr so sein wie vorher.«
     
    DAS PENDEL SCHWINGT, schneidet rhythmisch durch meine/unsere verstärkte Stehende Welle und erzeugt bei jedem Schwingen komplizierte Harmonien. Bald wird DitYosil an Bord klettern, und dann wird seine grässliche Persönlichkeit damit beginnen, all die gespeicherte Energie aufzunehmen und zu nutzen, um auf dem Glazier-Strahl in Richtung Apotheose zu reiten.
    Wenn es nur darum ginge, wäre ich fast froh gewesen, ihm zu helfen. Ich bin entbehrlich – das weiß ein Golem. Und so sehr ich Maharals Geist wegen seiner gefühllosen Selbstgefälligkeit verabscheue, das wissenschaftliche Wunder dieses Experiments macht mein Opfer fast vernünftig. Auf einer Ebene weiß ich, dass er Recht hat. Die Menschheit tritt auf der Stelle und ist orgienhaft in sich selbst versunken. Sie vergeudet gewaltige Ressourcen für die Befriedigung kleiner persönlicher Bedürfnisse, die eigentlich kaum eine Rolle spielen.
    Etwas viel Größeres wartet auf uns. Ich weiß es und fühle es mit wachsender Gewissheit, als die Glazier-Verstärkung zunimmt. Maharal – wie verrückt er auch sein mag – hatte den Weitblick, das zu erkennen. Und er ist intelligent genug, eine verborgene Tür zu finden und zu öffnen.
    Ja, er hat einen Fehler gemacht. Mein Ego ist nicht wie geplant verschwunden. Es entstand nicht die von DitYosil gewünschte perfekte Kopierschablone – ein stabiles geistiges Substrat, in das seine kranke Seele transplantiert werden kann. Stattdessen intensiviert sich das Gefühl für mein Selbst. Mit jeder verstreichenden Minute dehnt sich mein Bewusstsein aus, auf eine Weise, die nicht mehr schmerzhaft ist, sondern an wundervolle Glückseligkeit heranreicht.
    Zum ersten Mal denke ich… dass dies vielleicht gar nicht schlecht ist. Ich…
    … überlege. Wer ist in der besten Position, diesen prächtigen Glazier zu nutzen, wenn er schließlich volle Energie erreicht? Sein Erfinder? Jener Mann, der seine Theorie versteht?
    Oder die Person, die sich im Innern der ständig wachsenden Stehenden Welle

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