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Coq 11

Coq 11

Titel: Coq 11 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guillou
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Ring war schwarz mit drei Steinen in Grün, Rot und Weiß. Die palästinensische Flagge, dachte er. Sie war, wie der alte Arafat zu sagen pflegte, mit der Revolution verheiratet.
    Aber nun hatte sie mehr als angedeutet, dass alle Kenntnisse des britischen Geheimdienstes über die Brüder Big T, wie sie in der Abteilung genannt wurden, im Grunde von ihr stammten.
    »Verzeihen Sie mein langes Zögern«, begann er, »aber ich muss ganz aufrichtig sein. Ihre Andeutungen klingen … wie soll ich es ausdrücken?«
    »Als hätten Sie alle relevanten Informationen von uns, der PLO«, antwortete sie fast übertrieben freundlich.
    »Das ist doch nicht zu fassen!«, fiel ihr Hutchinson ins Wort, um wenigstens Zeit zu gewinnen und nicht wieder so lange schweigen zu müssen, während er überlegte, was er sagen sollte.
    »Aber«, fuhr er mit etwas mehr Fassung fort, »wir haben unsere eigenen Quellen, die wir selbst rekrutiert haben und die diesen Objekten sehr nahe stehen. Ich begreife nicht, wie Sie …«
    »Der junge Imam Yussuf Ibn Sadr al-Banna«, unterbrach sie ihn in mildem Tonfall und mit einer bestimmten Handbewegung, »ist mein Junge. Ausgebildet an der Al-Azhar-Universität in Kairo. Und die ist vereinfacht gesagt das, was der Vatikan für die Katholiken ist. Wie auch immer, er ist mein Junge. Ich habe ihn selbst trainiert, ich bezweifle, dass er gläubiger ist als ich, und ich glaube nicht an Gott.«
    Die beiden britischen Nachrichtenoffiziere wechselten einen langen stummen Blick, als versuchten sie die Gedanken des an­deren zu lesen. Schließlich nickte Webber entschlossen.
    »Aha!«, sagte Hutchinson. »Das war ziemlich viel auf einmal. Okay. Wir dachten, wir hätten eine exklusive und äußerst wertvolle Quelle, zugegeben. Und nun nutzten Sie ihn also zur Desinformation.«
    »Überhaupt nicht, Mr Hutchinson«, fiel sie ihm ins Wort. »Denken Sie mal nach. Ich breche eine der heiligsten Regeln der Spionage, nämlich die, niemals einen eigenen Agenten zu verbrennen. Ich tue das nur aus einem einzigen Grund: Ich will Ihr Vertrauen gewinnen. Und Sie können sicher sein, dass die Berichte, die Sie von unserem gemeinsamen Agenten Abu Ghassan bekommen haben, echte Ware sind. Ich habe dieselben Berichte erhalten.«
    »Ich kann Ihnen jetzt natürlich nicht widersprechen, Madame. Aber wie, in Gottes Namen, sollen wir diese Sache überprüfen?«
    »Ganz leicht. Sie verhaften ihn, die nötigen Gesetze haben Sie ja, sperren ihn einige Tage ein und verhören ihn diskret. Dann stellen Sie ihm die Frage: Für wen arbeiten Sie? Dann wird er wortwörtlich antworten – sofern Sie ihm nicht dieses Gespräch vorspielen, das Sie vermutlich aufzeichnen: ›Für Mouna und niemand anderen als Mouna.‹ Die anschließende Kontrollfrage lautet: Warum haben Sie den Namen al-Banna angenommen? Und er wird antworten: ›Weil ich mit dem Miststück unglücklicherweise verwandt bin.‹ Probieren Sie es aus, dann wissen Sie, dass er zu mir gehört. Misshandeln Sie ihn in Maßen und lassen Sie ihn laufen. Das wäre mein Vorschlag.«
    Die beiden Briten saßen eine Weile schweigend da. Keiner von ihnen machte Anstalten, die Codewörter aufzuschreiben.
    »Entschuldigung, wer ist dieses Miststück? « , fragte plötzlich der langhaarige stellvertretende Abteilungschef, der während des Gesprächs die meiste Zeit mucksmäuschenstill dagesessen und keine Miene verzogen hatte.
    »Al-Banna? Sie kennen ihn unter dem Namen Abu Nidal, ein mäßig begabter Terrorist, der für Saddam Hussein gearbeitet hat«, erklärte Mouna schnell.
    »Sind Ihr Junge und dieser Abu Nidal tatsächlich verwandt?«, fragte der Langhaarige nach.
    »Ja, allerdings um viele Ecken. Wir sind ein kleines Volk, da hat man mehr Verwandte, als einem lieb ist.«
    »Sind Sie mit den Brüdern Husseini verwandt?«, fragte Hutchinson.
    »In gewisser Weise. Ich habe ursprünglich einen anderen Familiennamen getragen und wurde weit entfernt von jeglicher palästinensischen Oberschicht in Gaza geboren. Später habe ich einen Arzt geheiratet, übrigens ein Pazifist, eine Zeit lang war ich drauf und dran, ein neues, friedliches Leben anzufangen. Er war ein echter al-Husseini. Als die Israelis ihn und meinen damaligen Chef Abu al-Ghul ermordeten, habe ich den Namen al-Husseini angenommen. Ungefähr so wie Pete oder Webber.«
    »Aber warum haben die Israelis Ihren Mann getötet, wenn er ein Pazifist war?« Diese erneute Abschweifung von Webber irritierte sowohl Mouna als auch Abteilungschef

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