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Einwohnern von Gaza sonst bezeichnen?
Doch dies sei angeblich etwas vollkommen anderes, da Israel eine Demokratie sei. Weiter als bis hierher kam man mit westlichen Journalisten nie.
Der Umgang mit westlichen Politikern war ungleich einfacher als der mit den westlichen Medien. Die U-1 Jerusalem hatte den palästinensischen Präsidenten noch erheblich interessanter gemacht. Abgesehen von den USA und Israel rissen sich die Regierungschefs um ihn.
Die Schwierigkeit bestand darin, das besetzte Palästina zu verlassen. Die Israelis ließen ihn »aus Sicherheitsgründen« nie vom Flughafen Ben Gurion abfliegen. Also musste er mit dem Auto über die Allenby-Brücke nach Jordanien fahren. Bei der israelischen Grenzkontrolle an der Brücke spielte sich jedes Mal das gleiche Theater ab. Ein fünfundzwanzigjähriger Leutnant begutachtete mit strengem Blick seine Ausreisepapiere und behauptete, da sie unvollständig seien, könne man seine Identität nicht eindeutig feststellen. Wenn er einwendete, dass er der palästinensische Präsident sei, erntete er nichts als höhnisches Gelächter und Kopfschütteln. So ging es stundenlang. Immer das Gleiche.
Wenn er endlich in Jordaniens Hauptstadt Amman angekommen war, verwandelte er sich innerlich und äußerlich von dem gedemütigten Palästinenser in der Schlange vor einem gelangweilten israelischen Leutnant in den am heißesten gehandelten Staatsmann der Welt. Wegen der U-1 Jerusalem.
Der russische Außenminister Sergej Lawrow war extra nach Amman geflogen, um ihn privat zu treffen und ihm Russlands politische Absichten zu unterbreiten.
Es war wirklich äußerst interessant, Lawrow zuzuhören, der mit seiner dunklen, melodischen Stimme vollkommen ungerührt die außenpolitische Offensive Russlands im Nahen Osten beschrieb. Die U-1 Jerusalem sei auch für die Russen ein politischer Hebel, wie Lawrow es ausdrückte.
Russland hatte das sogenannte Quartett zusammengetrommelt – Russland, EU, UNO und USA –, damit man gemeinsam nach einer Lösung der U-Boot-Krise suchen konnte. Russland würde einen eigenen Hafen für Gaza, eigenes souveränes Territorium zu Land, zur See und im Luftraum sowie eine Aufhebung des Embargos vorschlagen. Grenzen und innere Sicherheit sollten von Blauhelmsoldaten und nicht von Israelis überwacht werden.
Im Gegenzug sollten die Palästinenser die U-1 Jerusalem abrüsten und zurück nach Russland überführen. Jeder Vorschlag, es an die USA, die Vereinten Nationen oder die EU zu übergeben, müsse abgelehnt werden. In diesem Punkt zähle primär das russische Interesse. Die Technologie an Bord der U-1 Jerusalem dürfe unter keinen Umständen den Amerikanern in die Hände fallen. Für diesen Vorschlag wollte Russland sein gesamtes diplomatisches Gewicht und seine politische Macht einsetzen.
Mahmud Abbas konnte Lawrows Argumentation ohne Probleme nachvollziehen und war ebenfalls der Meinung, dass das U-Boot kein zu hoher Preis für die Befreiung von Gaza war. Doch was, wenn die Amerikaner darauf bestanden, das U-Boot zu beschlagnahmen? Ohne Einverständnis der Amerikaner waren weder das Quartett noch die Vereinten Nationen beschlussfähig.
Lawrow hatte diese Frage bereits beantwortet. Man würde einfach behaupten, dass die Palästinenser das U-Boot vorbehaltlich des Weiterverkaufs erworben hätten. Dies war beim Verkauf von Kriegsmaterial eine gängige Vertragsklausel, die garantierte, dass man seine Waffen tatsächlich nur an die gewünschten Vertragspartner verkaufte. Der palästinensische Präsident möge bitte auf diese Abmachung verweisen und betonen, dass er seine Versprechen prinzipiell einhalte. Dann sei ihm die volle Unterstützung Russlands sicher.
Bis jetzt waren die Verhandlungen mit Sergej Lawrow unkompliziert verlaufen. Sie saßen in einer friedlichen kleinen Runde im jordanischen Königspalast. Mahmud Abbas hatte einen Sekretär und den alten außenpolitischen Fuchs Farouk Kaddoumi mitgebracht, Sergej Lawrow nur einen überflüssigen Dolmetscher. Sein Englisch war ausgezeichnet.
Der nächste Schritt war etwas vertrackter. Lawrow erklärte, die U-1 Jerusalem würde aus einer Konfrontation mit einem amerikanischen Jagd-U-Boot ohne Probleme als Sieger hervorgehen. Er warf es einfach in den Raum, als wäre es eine Selbstverständlichkeit. Mahmud Abbas hatte keine Möglichkeit, die Glaubwürdigkeit seiner Behauptung zu überprüfen. Von U-Booten hatte er nicht die geringste Ahnung, und die U-1 Jerusalem kannte er nur aus dem
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