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Coq 11

Coq 11

Titel: Coq 11 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guillou
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Unheil mit sich bringen. Entweder töteten die Amerikaner alle, die sich an Bord der U-1 Jerusalem befanden, ob es nun Russen, Palästinenser oder Israelis waren, oder das Ganze endete mit enormen Verlusten auf amerikanischer Seite. Zumindest hatten die norwegischen Marineoffiziere ihren Staatsminister ausdrücklich auf diese Gefahr hingewiesen. Unter diesen Umständen würden die Amerikaner durchdrehen, fortan alles sabotieren und schlimmstenfalls Bomben auf Gaza werfen.
    Während des Fluges von Oslo nach Kairo scherzte Farouk, beim ägyptischen Präsidenten Hosni Mubarak ließen sich nur zwei Dinge mit Sicherheit vorhersagen: Er würde sich damit brüsten, dass er die kleine palästinensische Delegation empfing, und genau wie Sergej Lawrow und Jens Stoltenberg vor amerikanischen Verlusten warnen.
    Sie saßen bei geöffneten Fenstern im Präsidentenpalast in Kairo und hörten das Hupkonzert und das Brausen des ewigen Stadtverkehrs. Nach nur fünf Minuten kam Mubarak auf die eventuellen amerikanischen Verluste zu sprechen. Diese allge­meine Sorge kam einem allmählich verrückt vor. Aber Mubarak machte die Vermeidung von amerikanischen Verlusten zur Bedingung dafür, dass er in den Vereinten Nationen für den Friedensplan stimmte, der auf den Handel »Freiheit für Gaza gegen das U-Boot« hinauslief. Anschließend nahm er sich heraus, Abbas zu ermahnen, weil er islamistische Fanatiker die Wahl hatte gewinnen lassen. Etwas Derartiges hätte er selbst natürlich unter keinen Umständen akzeptiert.
    Es war nicht der richtige Moment zum Streiten. Farouk Kaddoumi erlaubte sich trotzdem den säuerlichen Kommentar, was bekloppte Islamisten betreffe, bestehe zwischen ihnen doch ein gewisser Unterschied. Die Hamas sei von den Israelis aufgebaut worden, damit sie der PLO die Hölle heiß machte. Die ägyptischen Islamisten dagegen seien von ihm selbst und seinem Vorgänger Anwar Sadat ermuntert worden, damit sie der Linken einen Riegel vorschoben. Und nun sei Mubarak im eigenen Land von einer Horde von Wahnsinnigen umzingelt, die dem Präsidenten am liebsten den Garaus machen und Ägypten in einen Gottesstaat verwandeln würden. Wie man sich bette, so ruhe man, beschied Abbas seinem ägyptischen Kollegen.
    Anschließend mussten sie sich Geld für die Flugtickets leihen und Thabo Mbeki in Südafrika anrufen. Jens Stoltenbergs Regierung hatte ihnen den Flug nach Kairo bezahlt und ihnen Geld auf ihre American-Express-Konten überwiesen, aber ir­gendwie war es der amerikanischen Regierung gelungen, die Kreditkarten sperren zu lassen. Man begründete es mit dem Kampf gegen den Terror.
    Sie wollten über Paris nach Südafrika fliegen. Zwei Tage später saßen sie beim französischen Premierminister Dominique de Villepin und bekamen ungefähr das Gleiche zu hören. Man versprach ihnen Unterstützung. Frankreich werde mithilfe des übrigen Europas alles tun, um Tony Blair zu einer gemeinsamen EU-Linie zu zwingen, die den Gazaplan befürwortete. Außerdem durften sie sich Geld leihen, allerdings diesmal in bar, weil inzwischen alle ihre Kreditkarten gesperrt zu sein schienen. Erneut wurden sie ermahnt, sich nicht auf eine Auseinandersetzung mit der amerikanischen Flotte einzulassen. De Villepin befürchtete, dass George W. Bush womöglich völlig ausrasten und seine Jagdbomber und Marschflugkörper kreuz und quer durch die ganze Welt schicken könnte.
    Auf dem Flug nach Südafrika amüsierten sie sich königlich über die Warnungen. War es nicht aberwitzig, dass die ganze Welt einstimmig der Meinung war, die palästinensische Freiheitsbewegung müsse die US Navy mit Samthandschuhen anfassen? Dabei wussten sie selbst nicht, wo sich die U-1 Jerusalem befand. Gegenüber all den Politikern, bei denen sie zu Besuch gewesen waren, hatten sie das lieber nicht erwähnt. Sie verfügten zwar über ein ausgezeichnetes politisches Druckmittel, konnten es aber momentan überhaupt nicht kontrollieren. Laut den jüngsten Nachrichten, die sie in der VIP-Lounge des Flughafens Charles de Gaulle verfolgt hatten, waren die amerikanischen und britischen Flotteneinheiten kurz davor, die U-1 Jerusalem vor der Küste von Marbella zu fangen, und bereiteten sich angeblich auf den Vernichtungsschlag vor. Die amerikanischen Reporter machten einen erregten, fest überzeugten und sichtlich erfreuten Eindruck.
    Und wenn es stimmte? Sein Begleiter hatte von U-Booten genauso wenig Ahnung wie er selbst, dachte Abbas. In zwei Tagen sollte er zu einer bestimmten

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