Coq 11
Petrow herauszuquetschen, wofür er die Medaille gekriegt hat. In ein paar Stunden soll da unten eine Pressekonferenz abgehalten werden …«
»Wir bedanken uns für diese tiefschürfende Erkenntnis«, unterbrach ihn der Präsident. »Mir war schon klar, dass die Russen ihre Finger im Spiel haben. Umso dringender wird es, dass wir das Problem auf einen Aktionsplan runterkochen. Frau Außenministerin?«
Jetzt kam es darauf an, dachte sie und schielte auf den Bildschirm, über den ein Schriftband mit den aktuellen Meldungen zog. Entweder gelang es ihr, die Lage zu entschärfen. Oder die von den Kerlen heiß ersehnte Katastrophe war nicht mehr abzuwenden.
»Mr President«, begann sie mit einem tiefen Atemzug. »In den kommenden Tagen wäre ein Angriff auf das Terror-U-Boot kontraproduktiv. Der Generaldirektor der IAEA, Mohammed el-Baradei sitzt offensichtlich bereits im Flugzeug, um persönlich die Untersuchung des U-Boots auf eventuelles spaltbares Material zu leiten. Wenn ich die Äußerungen des Pentagon richtig verstanden habe, ist der Verdacht auf nukleares Potenzial unser Hauptmotiv für die Neutralisierung des U-Boots. Diese kurz vor der Inspektion durch die IAEA in die Tat umzusetzen und außerdem die radioaktive Verseuchung des beliebtesten Urlaubsortes Afrikas zu riskieren …«
»Wie oft muss ich es noch sagen?«, fiel ihr Rumsfeld ins Wort. »Atombomben gehen nicht hoch, wenn man sie zerstört!«
»Danke für die Auskunft, Herr Verteidigungsminister«, fuhr sie fort. »Ich habe auch nicht gesagt, dass wir die Detonation einer Atombombe riskieren, sondern dass wir Gefahr laufen, Kapstadt radioaktiv zu kontaminieren. Das wäre schlimm genug. Außerdem haben sie moderne russische Marschflugkörper mit flüssigem Treibstoff an Bord. Das bedeutet Feuer und somit die Gefahr, dass die gesamte Waffenladung vor diesem Hotel in die Luft fliegt, und Gott möge verhüten, dass Nelson Mandela in diesem Augenblick an Bord zum Tee eingeladen ist – und dazu womöglich die israelischen Geiseln. Das Fazit ist klar und eindeutig. Eine Möglichkeit, die Schäden auf ein akzeptables Maß zu reduzieren, gibt es nicht. Ich kann Ihnen versichern, wir haben in Afrika bereits genug diplomatische Probleme.«
»Was ist die Alternative?«, wollte George W. Bush wissen.
»Wir können ja hier nicht Däumchen drehen und die eleganten Formen dieses Terror-U-Boots bewundern, irgendwann müssen wir jemandem in den Arsch treten. Schließlich sind wir die Vereinigten Staaten von Amerika!«
»Ganz genau, Mr President«, nickte Condoleezza Rice. »Wir sind Amerika, wir allein haben die Verantwortung für Freiheit und Demokratie auf der Welt. Genau deshalb sollten wir in einer so kritischen Lage den Ball flach halten. Mit anderen Worten, keine Zerstörung in Kapstadt. Das bedeutet, dass wir die israelische Luftwaffe auch nicht mit Tankflugzeugen unterstützen werden.«
»Die sanftmütige Fürsorge der Außenministerin gilt also ein paar Afrikanern, die uns sowieso hassen? Soll das etwa wichtiger sein, als diesem verfluchten U-Boot-Problem ein Ende zu bereiten?«, fiel ihr Dick Cheney ins Wort.
»Überhaupt nicht!«, antwortete Condoleezza Rice, nachdem sie sich kurz vergewissert hatte, ob der Präsident ihr mit einem Nicken seine Zustimmung gab. »Ich sagte, keine Zerstörung in Kapstadt. Wir haben mehrere Tage. Die Inspektion durch die IAEA wird ein wenig dauern. Außerdem gibt es Methoden, ihnen die Arbeit zu erschweren. Aber hinterher können sie aus ihrem U-Boot entweder eine Touristenattraktion machen oder abtauchen und das Gebiet verlassen, nicht wahr?«
Niemand widersprach ihr.
»Nun denn, meine Herren«, fuhr sie fort. »Dann haben wir unsere Strafstoßsituation immer noch. Aus politischer Sicht wäre es das Beste, wenn das U-Boot unter Wasser verschwinden und nie wieder auftauchen würde. Ich bin vermessen genug, anzunehmen, dass die US Navy diesen Elfmeter zu unserer Zufriedenheit ausführen würde. Korrigieren Sie mich bitte, falls ich mich irre, Herr Verteidigungsminister.«
»Dazu habe ich nicht den geringsten Anlass, Frau Außenministerin. Ihre Beobachtung stimmt hundertprozentig«, antwortete Rummy.
Sie atmete auf. Sie hatte die große Katastrophe abgewendet und Zeit gewonnen. Solange sich das U-Boot in Kapstadt befand, würde man über eine Lösung verhandeln können, ohne das Leben von Afrikanern oder Amerikanern aufs Spiel zu setzen. Vielleicht ließ sich die Situation sogar vollkommen entschärfen, ohne dass
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