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Coq 11

Coq 11

Titel: Coq 11 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guillou
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Formalitäten und dieses Herumreden um den heißen Brei.
    »Jetzt hören Sie mir mal zu, lieber Freund«, sagte sie ohne Ironie. »Sie haben sicher mehr als einmal Männer in den Tod geschickt, Sir Evan. Ich selbst habe es leider oft genug getan. Trotzdem nehme ich an, dass Ihr Bedauern in diesem Fall nicht von sentimentaler Art ist. Sie wollen wissen, ob Sie die Brüder Husseini und Ibrahim Olwan wiederhaben dürfen, wenn wir mit ihnen fertig sind. Habe ich recht?«
    Die Antwort ließ auf sich warten. Lewis MacGregor verzog keine Miene, und Mouna kam plötzlich der merkwürdige Gedanke, er sei nur als Leibwächter ohne Ohren mitgekommen. Idioten, dachte sie. Erstens war sie auf dem Weg zu einem Treffen mit der amerikanischen Außenministerin, und zweitens hätten sie die beiden Waschlappen in dieser gepanzerten und schallisolierten Limousine ohne Probleme umbringen können. Engländer waren verrückt.
    »Ich würde Sie gern darum bitten«, sagte Sir Evan Hunt nach quälend langem Schweigen, »den … äh, Leutnants Husseini und Olwan die Nachricht zu übermitteln, dass sie keinerlei juristische Schwierigkeiten zu erwarten hätten, falls sie sich entschlie­ßen sollten, nach Großbritannien zurückzukehren, nachdem sie bei Ihnen … äh, ihren Dienst erfüllt haben.«
    »Ich verstehe«, sagte Mouna erleichtert. »Sie haben Ihre Hausaufgaben gemacht, Sir Evan. Allmählich begreifen Sie, welchen wissenschaftlichen Vorsprung die U-1 Jerusalem hat. Ich hätte übrigens – Achtung, jetzt kommt ein Einschub! – nichts dagegen, wenn Sie Ihre Besorgnisse auch Ihrem wichtigsten Bündnispartner mitteilen würden. Aus diversen Gründen haben wir momentan nicht die Absicht, Amerikaner zu töten. Ende des Einschubs. Es gibt also in unserem Umkreis Terroristen, die nicht wie Terroristen behandelt würden, wenn ich sie in Ihre Hände übergäbe. Danke. Ich werde die Botschaft weiterleiten.«
    Mehr musste nicht dazu gesagt werden. Es wäre bloß peinlich geworden.
    Der Regen peitschte gegen die Frontscheibe. Offenbar fuhren sie entlang der Themse nach Süden. Als MacGregor sich die Haare aus dem Gesicht strich, sah sie die Waffe unter seinem Jackett.
    Typisch Engländer, dachte sie wieder. Die Pistole in der Achselhöhle, wo man sie am leichtesten zu fassen kriegt. Haarspray in seine Augen zu sprühen, hätte ausgereicht, um danach beide zu töten.
     
    Carl war nahezu euphorisch gut gelaunt. Er hatte seinen Stab mithilfe von zwei Sekretärinnen und Mitarbeitern des Tourismusministeriums, die ihm der südafrikanische Präsident freund­licherweise zur Verfügung gestellt hatte, in zwei zusammenhän­genden Suiten im ersten Stockwerk des Hotels eingerichtet. Er versuchte die ganze Zeit, sich an ein komisches Mao-Zitat zu erinnern, über das sie in Clarté ihre Witze gemacht hatten, in der linksradikalen Studentenorganisation, in der vor langer Zeit sein Leben als denkender Mensch begonnen hatte. Es hatte etwas damit zu tun, dass Ordnung und Bürokratie im Kampf gegen den Imperialismus eine nicht zu unterschätzende Waffe seien. An dem Gedanken war etwas Wahres dran. Hatte man die USA als potenziellen Gegner, war Gewalt nicht unbedingt das erfolgversprechendste Mittel. Öffentlichkeitsarbeit war besser.
    Bislang hatte er zwei Pressekonferenzen organisiert und moderiert, eine mit Präsident Mahmud Abbas und eine mit den leitenden Offizieren der U-1 Jerusalem. Beide waren hervorragend gelaufen, weil eine Horde von Journalisten, die vor Neugier brannten, sich gegenseitig immer beflügelte. Außerdem konnte der Leiter der Pressekonferenz jederzeit dem nächsten Fragesteller das Wort erteilen, falls einer der Reporter unbequem wurde. Diese etwas fahrige und scheinbar improvisierte Methode machte einen entspannten, demokratischen Eindruck, als sei es zum Beispiel erwünscht, dass alle zu Wort kamen. Natürlich hatte es auch einiges zu lachen gegeben. Die U-Boot-Jagd im Mittelmeer hatte vor allem die amerikanischen Journalisten amüsiert.
    Bei manchen Punkten war etwas länger verweilt worden, damit sie wirklich hängen blieben. Es gebe keine Atomwaffen an Bord, was die Untersuchung durch die IAEA bestätigen würde, und das U-Boot habe auch keinen Reaktorantrieb. Die politischen Ziele seien auf die territoriale Integrität Gazas zu Land, zu Wasser und in der Luft beschränkt. Man betrachte die USA in keiner Weise als Gegner und halte eine Konfrontation mit der amerikanischen Flotte für unwahrscheinlich.
    Der letzte Punkt war natürlich

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