Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Coq 11

Coq 11

Titel: Coq 11 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guillou
Vom Netzwerk:
poetischen Klang bekämen, war gut angekommen. Andere Länder, andere Sitten, dachte sie. Engländer waren für solche Scherze besonders empfänglich. Das war für sie nur schwer nachzuvollziehen. Aber im Krieg waren alle Tricks erlaubt.
    Jetzt kam es ganz darauf an, wie die Sache weiterging. Pete und Webber sahen auf ihre Armbanduhren und schickten alle Angestellten mit Bemerkungen wie »Seid vorsichtig da drinnen« zur Arbeit und verabschiedeten sich höflich von Lewis MacGregor (der während ihres Vortrags das eine Bein über das andere geschlagen, mit professionell interessierter Miene zugehört und sich kein einziges Mal gerührt hatte).
    Dass sie sich zuerst von MacGregor verabschiedeten, ließ Mouna hoffen. Sofort reichte sie ihrer Liaison aus dem MI6 die Hand und bedankte sich. Sie versicherte, dass sie keinen Fahrer brauche und hoffe, man höre bald wieder voneinander.
    Pete und Webber fragten sie äußerst freundlich, ob sie ein wenig mehr von ihrer sicherlich äußerst kostbaren Zeit erübrigen könne, und sie nahm das Angebot ohne Umschweife an. Die Sicherheitstüren öffneten sich, nachdem einer der beiden seine Hand auf eine kleine schwarze Glasplatte gelegt hatte.
    Der kurze Korridor, in den sie gelangten, schien zu einigen großen Vorstandsbüros und einem Rechenzentrum samt Archiv zu führen. Hier herrschten nicht mehr Chrom, Hellblau und Neonlicht vor, sondern der alte englische Stil mit vertäfelten Wänden, dunklen Teppichböden, Ledersesseln und Tischen aus Eibenholz mit Messingbeschlägen. Zum Klischee fehlten nur noch groß geblümte Gardinen.
    »Bitte sehr, Brigadegeneral«, begann Peter in seinem riesigen Büro, »nehmen Sie Platz. Als moderne Spione haben wir den Tee abgeschafft. Ist mir persönlich recht, diese widerlichen Teebeutel war ich ohnehin leid. Aber wir haben eine funktionierende Espressomaschine. Wenn Sie also …«
    »Unbedingt, schrecklich gern«, antwortete sie schnell, während sie sich in den knarrenden Sessel aus weinrotem Leder setzte. »Vor allem, wenn mir der stellvertretende Abteilungsleiter Andrew Lloyd, Codename Webber, einen Kaffee holt.«
    Die beiden Männer warfen sich einen hastigen Blick zu, bevor sie angestrengt zu lachen begannen.
    »Ah ja. Ich verstehe, unsere Geheimnamen scheinen für die PLO kein großes Geheimnis zu sein. Nun, Mr Andrew Lloyd, Sie haben die Bitte der Brigadegeneralin vernommen?«
    »Natürlich, Sir«, antwortete der Langhaarige und stand blitzschnell auf. »Was darf es sein, Madame?«
    »Ein doppelter Espresso mit etwas Milch, bitte, kein Zucker«, antwortete sie.
    »Für mich das Übliche«, sagte der Chef zu seinem bereits davoneilenden Stellvertreter. Dann verschwand seine freundliche Miene.
    »Ich möchte nicht kleinlich wirken«, sagte er, als sie allein waren, »aber unsere Identitäten hier in der Sektion T sind äußerst geheim. Man hört nicht gern, dass das für die PLO offenbar kein Hindernis ist.«
    »Ich finde, darüber sollten Sie sich keine Sorgen machen, Mr Charles Peter Hutchinson, wovon der gewitzte Codename Pete doch wohl abgeleitet ist. Bis vor wenigen Minuten hatte niemand in der PLO eine Ahnung von diesen Namen, und ich beabsichtige auch nicht, mein Wissen weiterzugeben. Sie erin­nern sich sicherlich, dass ich hier bin, um mit Ihnen zusammen­zuarbeiten, und ich kann Ihnen versichern, dass ich viel netter bin, als ich aussehe.«
    »Das bezweifle ich, Madame. Sie müssen verstehen, dass ich leicht konsterniert bin, wenn …«
    »Keine Kunst«, unterbrach sie ihn. »Wenn man diesen Korridor betritt, sieht man oben links ein kleines Messingschild, auf dem die Beamten nach Rangordnung aufgelistet sind. Sie stehen ganz oben, Abteilungsleiter Hutchinson, mit Titel und allem. Und dass jemand mit dem Namen Andrew Lloyd den Codenamen Webber bekommt, ist nicht schwer zu erraten. Eher im Gegenteil, wenn ich ehrlich bin.«
    »Aha. Interessant. Sie sind nicht zufällig ein Fan von Musicals?«
    »Bestimmt nicht! In den Büros, in denen ich arbeite, dröhnt entweder arabischer Pop, schmalzige Schlager oder westafrikanische Rockmusik. Scheußlich, vermutlich bin ich halb taub. Aber bevor man diese Plage abstellt, könnte man eher ein Rauchverbot durchsetzen.«
    »In Ihren Büros darf man rauchen?«
    »Natürlich.«
    »Haben Sie eine Stelle frei?«
    »Im Moment nicht. Und wenn wir erst mal in der EU sind, ist sowieso Schluss mit der Qualmerei.«
    »Natürlich, viel Glück. Dass ich an die EU nicht gedacht habe … Trotzdem, wie sind

Weitere Kostenlose Bücher