Coq 11
Sie so schnell auf Andrew Lloyd Webber gekommen?«
»Ach das! In meiner Abteilung steht man den üblichen Verschlüsselungscodes recht skeptisch gegenüber, da wir es auf beiden Seiten mit starken Gegnern zu tun haben. Die Israelis sind Meister im Abhören von Funksignalen und im Knacken von Codes. Ganz zu schweigen von ihrem Paten namens USA mit seiner NSA. Vor einigen Jahren haben wir eine Operation durchgeführt, bei der das gesamte Codesystem auf dem Phantom der Oper beruhte. Ich glaube, ich kann die Texte immer noch auswendig.«
»Faszinierend. Sie schützen sich vor westlichen Dechiffriermethoden, indem Sie einen technologischen Schritt zurück machen?«
»Ganz richtig.«
»Aber dann wäre ja die ganze Operation geplatzt, wenn wir eure Bande mit den Partituren zu fassen gekriegt hätten.«
»Falsch. Dann hätten wir gewusst, dass wir die Einheit auflösen und den Code austauschen müssen. Aber wenn eure Bande uns durch das Abhören und Dechiffrieren von Funksignalen auf die Schliche gekommen wäre, hätten wir erst davon erfahren, wenn es zu spät gewesen wäre. Übrigens, Mr Hutchinson, wen meinen Sie eigentlich mit eure Bande? Die Terroristen?«
»Verzeihen Sie bitte meine ungeschickte Ausdrucksweise, Madame Brigadegeneral. Ich fürchte, meine Assoziationen gingen aus alter Gewohnheit in diese Richtung.«
Webber war soeben mit dem Kaffee auf einem kleinen Tablett zurückgekehrt. Ihm konnte nicht entgangen sein, dass sein Chef den Gast gerade als Terroristen bezeichnet hatte.
Mouna kam die Unterbrechung gerade recht. Sie war wütend und kurz davor, Dinge zu sagen, die sie mit Sicherheit bereut hätte. Stattdessen probierte sie ihren Kaffee, lobte die Espressomaschine und lächelte.
»Lassen Sie uns diese Sache vergessen und über die Arbeit sprechen«, sagte sie, als sie ihre Tasse abstellte.
»Selbstverständlich!«, antworteten die beiden Männer einstimmig.
»Sie werden mich bedauerlicherweise nicht zu diesem kleinen außerprotokollarischen Gespräch eingeladen haben, weil plötzlich Ihr Interesse und Ihre Sympathie für die PLO erwacht sind. Ihnen brennt vielmehr die Frage nach den Brüdern Husseini unter den Nägeln, habe ich Recht?«
»Da haben Sie zweifellos ins Schwarze getroffen«, seufzte Hutchinson. »Diese Brüder sind keine Typen, die popelige Rohrbomben zusammenbasteln, sondern haben die technischen Fähigkeiten, ein Inferno auszulösen. Da beide dem religiösen Wahn verfallen sind, kann man sich leicht gewisse Schreckensszenarien ausmalen. Sie haben es selbst gesagt, Madame. Der Ältere, Peter Feisal, hat übrigens eine fürchterlich hoch bezahlte Forschungsstelle in einem führenden Unternehmen Großbritanniens angeboten bekommen, was jetzt nichts zur Sache tut. Und der jüngere Bruder …«
»Bei Marconi«, unterbrach sie ihn. »Peter Feisal hat eine Forschungsstelle bei Marconi mit einem Jahresgehalt von vierhunderttausend Pfund bekommen. Er hat dort im Bereich der marinen Waffentechnik gearbeitet, nicht wahr?«
»Sie müssen verstehen, Madame, dass ich mich dazu nicht äußern kann.«
»Ganz ruhig, Mr Hutchinson. Ich bin nicht hier, um Ihnen Informationen aus der Nase zu ziehen. Da können Sie ganz sicher sein, meine Herren. Aber ich kann Ihnen praktisch alles erklären, was in Ihren Akten über diese, nehmen wir das schlimmste Szenario an, Brüder Frankenstein steht. Und meine Kenntnisse rühren nicht daher, dass die PLO auch nur die geringste Anstrengung unternommen hätte, Ihre Organisation zu unterwandern. Es gibt, wenn ich so sagen darf, eine viel sympathischere Erklärung dafür, dass ich alles über diese beiden jungen Männer weiß, was Sie wissen. Raten Sie mal!«
Charles Peter Hutchinson, zweiundvierzig Jahre, aus sogenannter guter Familie, Eleve verschiedener erstklassiger Schulen – wenn auch nicht solcher wie Eton –, saß nach einer schnellen Karriere im Geheimdienst seit fast zwei Jahren auf seinem Chefsessel. Nichts war ihm bislang in die Quere gekommen, nicht der geringste Fehler war ihm unterlaufen, alles war wie auf Schienen gelaufen, und sein Selbstvertrauen war ungebrochen. Bis zu diesem Augenblick, den er vermutlich nie vergessen würde.
Sie genau zu beobachten, brachte nichts. Es war, als wolle man einen gewieften Kartenspieler durchschauen. Sie war, auf eine etwas eigenartige und beängstigende Weise, eine schöne Frau. An der linken Hand trug sie einen Ring, aber keinen schlichten Goldring wie eine Witwe, die sie laut Akten eigentlich war. Der
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