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Coq 11

Coq 11

Titel: Coq 11 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guillou
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Hutchinson.
    »Ein Irrtum. Kollateralschaden, Sie wissen schon. Eigentlich hätte ich zu diesem Zeitpunkt bei Abu al-Ghul sein sollen, um die Kurierpost abzuholen. Aber ich hatte unerwarteten Besuch aus Tunis, und mein Mann wollte mir diese kleine Erledigung abnehmen. Nur zwei Personen kannten den Ort und den Zeitpunkt. Es bereitete uns also keine Schwierigkeiten, den Verant­wortlichen zu finden und einen israelischen Spion loszuwerden. Vielleicht sollten wir zum Thema zurückkehren?«
    »Ein sehr guter Vorschlag, Madame«, sagte Hutchinson und warf seinem Untergebenen einen kritischen Blick zu. »All das haben Sie mir in einer bestimmten Absicht erzählt, also wird auch diese ganze Operation einem bestimmten Ziel dienen, nehme ich an.«
    »Selbstverständlich.«
    »Okay, was wollen Sie erreichen?«
    »Zunächst einmal, dass Sie eine meiner besten Quellen in London, und somit auch eine Ihrer besten Quellen in London, auf dem Spielbrett belassen. Sie ahnen nicht, wie schwierig es ist, einen Mitarbeiter an so einer Super-Uni zum Imam ausbilden zu lassen.«
    »Doch, das können wir uns vorstellen. Klingt vernünftig, eine solche Spielfigur behalten zu wollen. Aber worauf zielt das Spiel ab? Dass alle gefährlichen Idioten sich an uns wenden, damit wir sie im Griff haben, oder wie?«
    »Ja. Auf Russisch heißt dieses Spiel Maskirowka, es ist genauso altmodisch wie die Verschlüsselung mit Hilfe eines bekann­ten Textes, aber wie Sie sehen, funktioniert es immer noch.«
    »So weit alles klar. Und weiter?«
    »Ich will die Brüder Husseini haben.«
    »Verzeihung?«
    »Sie haben sehr gut verstanden, was ich gesagt habe. Ich will die Brüder Husseini haben.«
    »Ja, ich habe es gehört. Aber was bedeutet das genau?«
    »Ich werde sie rekrutieren, bevor jemand anders es tut.«
    »Und wer sollte dieser Jemand sein?«
    »Vielleicht Ihr schlimmster Albtraum. Wenn diese Brüder in den Klauen von Bruder Osama bin Laden landen, können wir alle nicht mehr ruhig schlafen.«
    »Entschuldigung, wir alle?«
    »Genau, wir alle. Lassen Sie mich eines klarstellen. Ich fange nicht an zu weinen, wenn ich sehe, wie der Big Ben auf infernalische Weise in die Luft gesprengt wird. Ich fürchte, ich würde sogar kurzfristig eine gewisse Schadenfreude empfinden. Aber wenn ich dann zur Arbeit komme, werde ich weinen. Der Terrorismus fügt mir größeren Schaden zu als Ihnen. Ihnen drohen neue Anschläge. Ich dagegen sehe den Traum von einem freien Heimatland in noch weitere Ferne rücken.«
    »Okay, dieses Motiv können wir nachvollziehen. Aber wir fragen uns, wozu Sie die Brüder Frankenstein benutzen wollen?«
    »Ich will sie zu unser aller Freude bekehren.«
    »In religiöser Hinsicht?«
    »Gott bewahre, natürlich nicht. Denken Sie daran, dass wir es mit sehr intelligenten und romantischen Persönlichkeiten zu tun haben. Ich werde den Jungs etwas zeigen, was sie noch nie gesehen haben und sich niemals vorstellen könnten: Dschihas al-Rasd, den Geheimdienst der Fatah, von innen. Sie werden den Freiheitskampf in einer Organisation erleben, die sich zwar in gewissen Situationen nicht der Gewalt enthält, hauptsächlich aber auf politischem und technischem Feld agiert und das genaue Gegenteil von simplem Terrorismus ist. Meine Herren, ich glaube, sogar Ihnen würde ein solcher Einblick imponieren. Die Brüder Husseini wären überwältigt, so gut kenne ich sie inzwischen.«
    Endlich begann sich das Gespräch um ihr eigentliches Anliegen zu drehen. Das Problem wurde hin und her gewälzt. Schließlich waren die Brüder T britische Staatsbürger, und es konnte sie trotz aller Verdachtsmomente niemand daran hindern, jederzeit das Land zu verlassen. Solange sie kein Verbrechen begingen, waren sie unantastbar. Und sich einen Turban aufzu­setzen und nach Islamabad zu fahren, war nicht verboten.
    Die beiden waren wie reife Früchte; wer zuerst kam, brauchte sie nur zu pflücken. Und was war schlimmer, ein Terrorcamp in Pakistan oder ein Ausbildungslager der PLO?
    Wenn man die Dinge so betrachtete, war es ganz einfach. Die zwei britischen Geheimdienstmänner hatten sich schließlich von Mounas Argumentation überzeugen lassen, weil sie immer wieder betont hatte, dass Terroraktionen ihr viel mehr schaden konnten als Großbritannien.
    Als sie durch den Kensington Park zurückspazierte – sie hatte jeden mehr oder weniger diskreten Transport abgelehnt –, lag ein Weg von einer guten Stunde bis zu ihrem Hotel vor ihr. Aber sie war glücklich. Nein, das war

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