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Coq 11

Coq 11

Titel: Coq 11 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guillou
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Nachrichtendienst der PLO. Es war ihnen nie bewusst gewesen, dass die PLO über eine solche Organisation verfügte, so etwas verband man mit Großbritannien, den USA oder geheimnisvollen islamistischen Befreiungsbewegungen.
    Aber nun hatten sie keinen Anlass mehr, diese Tatsache infrage zu stellen. Die ausgeklügelte Art und Weise, wie man sie nach Murmansk gelockt hatte – ausgerechnet nach Murmansk am nördlichen Eismeer! –, ließ zumindest keinen Zweifel an den Fähigkeiten dieses palästinensischen Nachrichtendienstes.
    Aber wieso? Das war die große Frage. Wenn die PLO ihre Unterstützung brauchte, warum hatte sie nicht vorher gefragt? Diese Mouna hatte doch gesagt, sie sei sicher, die drei überzeugen zu können. Wozu dann dieser kostspielige und zeitraubende Aufwand?
    Die ganze Sache stank zum Himmel. Zudem stand eine – gut getarnte – Todesdrohung im Raum, denn konnte man etwas anderes darunter verstehen »unangenehm lange« hier festgehalten zu werden? Außerdem stellte sich natürlich die Frage, was die drei hier tun konnten. Womit konnten sie der PLO nützlich sein?
    Vermutlich ging es nicht um die Herstellung von kleinen oder größeren Bomben. Die Brüder Marwan und Peter Feisal hatten als kleine Jungen zwar einige spektakuläre Erfolge auf diesem Gebiet zu verzeichnen gehabt. Unter anderem hatten sie mit Hilfe von einfachen Mitteln auf dem Familiengut Silvesterkracher aufgemotzt und damit eine gewisse Aufregung, erhitzte Gemüter und einen explodierten Schuppen hinterlassen. Aber sie waren damals elf und zwölf Jahre alt gewesen, es war lange her.
    Peter Feisal hing einer Vermutung nach. Man hatte ihm doch eine Stelle bei Marconi angeboten, oder vielmehr hatte man sich nach der Veröffentlichung seiner Doktorarbeit um ihn gerissen. Nicht, dass er große Lust gehabt hätte, in der Industrie zu arbeiten, schon gar nicht in der Waffenentwicklung, aber er hatte das Angebot angenommen, wahrscheinlich zunächst aus Neugier. Natürlich hatte er manche praktischen Konsequenzen seiner Entdeckungen erahnen können. Er glaubte fest an die Möglichkeit, die Ozeanografie zu revolutionieren, an eine Zukunft, in der es genauso detaillierte Karten der Weltmeere gäbe wie von den Landmassen auf der Erde. Jede Senke, jeder Gebirgszug unter Wasser würde auf gedruckten und elektronischen Seekarten mit der gleichen Genauigkeit verzeichnet sein wie die entsprechenden Bodenverhältnisse an Land. Er hatte gehofft, dass dies das Ziel der Arbeit seines Teams war.
    Aber die Forschungsabteilung bei Marconi hatte ganz andere Pläne gehabt. Man hatte eine Art U-Boot-Waffe konstruieren wollen. Als ihm das klar geworden war, hatte er das Interesse verloren und gekündigt.
    Man konnte also annehmen, dass die PLO dasselbe vorhatte. Der Ort, an dem er sich nun befand, versetzte seiner Stimmung einen gehörigen Dämpfer: Soweit Peter Feisal wusste, waren die größten U-Boot-Basen Russlands nicht weit entfernt. Und es beunruhigte ihn, für die PLO zu arbeiten. Die sogenannte Befreiungsbewegung des palästinensischen Volkes war so weltlich wie korrupt. Vor allem aber besaß die PLO gar keine U-Boote. Und seine Fähigkeiten an Russen zu verkaufen, die wahrscheinlich von ähnlichem Schlag waren wie die Wissenschaftler bei Marconi, war doch, zumal für einen Mann aus Cambridge, ungemein geschmacklos.
    Über diese Meinung lachten sie nun zum zweiten Mal. Es war zwar tatsächlich komisch, aber man brauchte eine gute Portion Selbstironie, um diesen Scherz zu goutieren. Für einen Mann aus Cambridge ungemein geschmacklos. Klar. Wer wollte sich schon in den Spionagering aus Cambridge einreihen und mit den berühmten Landesverrätern Burgess, Kim Philby, Maclean und Blunt auf eine Stufe stellen?
    Doch nun hatten sie zumindest – mit Hilfe von weiteren Whiskeyfläschchen aus Marwans Zimmer – eine plausible Erklärung für diese extrem komplizierte Headhunting-Aktion gefunden.
    Aber wenn sie Peter Feisal wegen der Ozeanografie gebrauchen konnten, was wollten sie mit Marwan und Ibra, »The Wiz«, anfangen, wie Letzterer in seiner seltsamen kleinen Game-Design-Firma genannt wurde?
    Ibrahim und Marwan überhörten geflissentlich, dass Peter Feisal ihre Fähigkeiten anscheinend für vollkommen unbrauchbar hielt. Gemeinsam grübelten sie über die unterschiedlichen Gebiete nach, auf denen ihr Können von Nutzen sein könnte.
    Marwan holte Papier und Stift. Seine Zeichnung sah wie ein gewöhnlicher Schaltplan aus, hatte aber mit Computersprache

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