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Coq 11

Coq 11

Titel: Coq 11 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guillou
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es ähnlich. Anschließend erhielten sie Flugtickets, die auf die Namen in ihren neuen Pässen ausgestellt waren. Die Abflugorte unterschieden sich, aber sie hatten alle dasselbe Ziel: Frankfurt am Main in Deutschland.
    Am Tag vor der Abreise versammelten sie sich bei Abu Ghassan, um für den Erfolg zu beten. Flüsternd erklärte er ihnen, dass sie einen bestimmten Treffpunkt in der Abflughalle für Asienflüge aufsuchen sollten. Dort würden sie eine Frau in muslimischer Kleidung, aber mit Turnschuhen mit drei Streifen treffen. Sie würde sie etwas fragen und dann ein Päckchen fallen lassen, das einer der Gentlemen natürlich aufheben würde. Darin befänden sich neue Pässe und neue Flugtickets. Ihre alten Pässe sollten sie in einen Papierkorb auf der nächsten Toilette werfen.
    Eine Sache war von besonderer Bedeutung. Sie würden auf der Reise zwar falsche Identitäten haben, aber immer irische oder britische. Ihre Kleidung sollten sie daher passend wählen. Und sie sollten für kaltes Klima packen, vorzugsweise Tweed, aber auf keinen Fall Kleidungsstücke, die muslimisch anmuteten. Ihr Gepäck müsse zu ihren Identitäten passen, falls unerwartet jemand Verdacht schöpfe.
    Das ganze Arrangement war unwiderstehlich, vor allem, da es offensichtlich von Beginn an professionell geplant war. Allein die Tatsache, sechs scheinbar echte Pässe zu besorgen und drei ihrer Identitäten samt Flugtickets verschwinden zu lassen!
    Sie hatten also in ihrer englischen Kleidung auf dem Frankfurter Flughafen gestanden, zufällig alle in Tweed, sich angestrengt über die Fasanenjagd unterhalten und typische Briten gespielt, was recht amüsant war, da Marwan einen Schotten und Ibrahim einen Waliser abgeben sollte. Peter Feisal galt vorübergehend als Ire, was seiner Ansicht nach die undankbarste Rolle war.
    Sie trug einen langen schwarzen Schleier, der jedoch nur die Hälfte ihres Gesichts bedeckte, schwarze weite Kleider und Turnschuhe mit drei Streifen. In einem etwas schwer verständlichen Englisch fragte sie nach der richtigen Abflughalle für Flüge nach Islamabad. Sie tat, als würde sie etwas verlieren, und als Peter Feisal sich reflexartig nach dem Päckchen bückte, stieß sein Kopf mit ihrem zusammen, da auch sie sich hinuntergebeugt hatte. Sie jammerte lautstark vor Schmerz, steckte ihm jedoch blitzschnell das kleine Paket in die Jackentasche. Dann wuselte sie weiter.
    Das war seine erste Begegnung mit Mouna al-Husseini gewesen.
    Als sie die Herrentoilette betraten, um ihre alten Reisepapiere loszuwerden und die neuen zu sortieren, stellten sie fest, dass sich ihre Identitäten kaum verändert hatten, nur war Marwan jetzt Ire und Peter Feisal Waliser. Sie interpretierten das Ganze als geistreichen, nahezu arroganten Scherz einer Organisation, die über so große Mittel verfügte, dass man sogar die neuen, extrem fälschungssicheren Pässe in jeder beliebigen Variation herstellen konnte. Es war, genau wie Abu Ghassan gesagt hatte, ein ganz großes Abenteuer.
    Dass auf ihren neuen Flugtickets nur ein einfacher Hinflug nach Moskau vermerkt war, machte sie nicht stutzig. Sie gingen davon aus, dass sie dort neue Tickets bekommen würden.
    Und so war es auch. Von Mouna persönlich. Sie hatte denselben Flug genommen, aber in ihrer modernen westlichen Kleidung hatten sie sie nicht erkannt. Als sie später zusammen über den Trick lachen konnten, erfuhr Peter Feisal, dass Mouna den Schleier einfach auf der Damentoilette entsorgt hatte.
    Nachdem sie die Pass- und Zollkontrolle auf dem Domodedowo-Flughafen bei Moskau passiert hatten, wurden sie von dunklen Männern in schwarzen Lederjacken abgeholt, die ihr Gepäck nahmen und sie zu einem VW-Bus mit heruntergezogenen Gardinen brachten. Im Wagen erklärte Mouna, die neben dem Fahrer saß, den britischen Abenteurern kurz und knapp, man werde zu einem anderen Flugplatz namens Scheremetjewo fahren und von dort aus über große Teile Asiens fliegen. Dann begann sie ein Gespräch mit dem russischen Chauffeur.
    Große Teile Asiens war eine Information, die man mit Vorsicht hätte genießen sollen, wie er nun wusste. Scheremetjewo I war ein Flughafen, von dem ausschließlich Inlandsflüge abgingen. Aber den Zielort konnten sie nicht so recht entziffern, da er in kyrillischer Schrift und mit einem schlechten Drucker oder bei fast leerem Toner auf die Tickets gedruckt worden war.
    Als sie in ihren Tweedjacketts das Flugzeug nach Murmansk bestiegen, stachen sie deutlich aus der Gruppe der

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