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Cora Historical Gold - 129 - Die Novizin

Cora Historical Gold - 129 - Die Novizin

Titel: Cora Historical Gold - 129 - Die Novizin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Betina Kran
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Ihr das wahrhaftig von mir erwartet, Herr, dann macht Euch am besten auf eine Überraschung gefasst.« Sie richtete sich gerade auf. »Ich ›beaufsichtige‹ weder, noch kann ich gut ›bedienen‹, und ich bin eine Katastrophe im ›Nähen‹ und ›Sitzen‹. Und was das Nasereinstecken betrifft … ich nehme an, Ihr meint, ich sollte nie versuchen, Dinge zu ändern oder zu verbessern … dass Ihr lieber ein heruntergekommenes Gut und unglückliche Menschen hättet …«
    »Was ich lieber hätte …«, er kam ganz nah an sie heran und baute sich wieder vor ihr auf, »ist eine demütige und gehorsame Frau!«
    »Ich bin gehorsam«, sagte sie und reckte ihr Kinn.
    »Teufel, nein. Ihr mischt Euch immer ein, versucht, Dinge zu verändern, erteilt überall Befehle und trotzt meinen Wünschen in meinem eigenen Haus und vor meinen Männern. Ihr seid hochmütig, unbescheiden in Worten und Blicken und unweiblich in Stolz und Haltung. Ihr versagt mir als Eurem Herrn und Meister den gebührenden Respekt, und Ihr überschreitet regelmäßig Eure Grenzen. Ihr habt mir in der ersten Nacht einen Eid geschworen, dass Ihr mir so gehorchen würdet wie Eurer vermaledeiten Äbtissin, und davon habe ich bisher noch nichts bemerkt.«
    »Oh, aber ich gehorche Euch doch, wie ich der Äbtissin gehorcht habe«, erklärte sie, zu wütend, um die Folgen ihrer Worte zu bedenken. »Warum glaubt Ihr wohl, hat sie mir befohlen, Euch zu heiraten?«
    Ihre Schadenfreude über sein Entsetzen war nur von kurzer Dauer. Er packte sie bei den Schultern und zog sie fest an sich, starrte ihr voller Ingrimm ins Gesicht. Einen langen Augenblick fragte sie sich, ob er sie küssen wollte, und war auf keinen Fall bereit, wieder dahinzuschmelzen. Aber dann ließ er sie plötzlich los, sah sie an, als ob er sie und den Grund für die Wahl der Äbtissin zu seiner Braut in einem ganz neuen Licht sah.
    Wieder einmal, erkannte sie, hatte sie den Bogen überspannt.
    Er richtete sich gerade auf, setzte eine unsagbar kalte, höchst undurchdringliche Miene auf und marschierte in Richtung der Ställe.
    Eloise floh zur Kapelle, wo sie auf einen Betschemel sank, die Augen zukniff und darauf wartete, dass das wilde Hämmern ihres Herzens aufhörte.
    Was hatte sie getan? Das Entsetzen in seinem Gesicht war wie ein Messerstich in ihr Herz. Das Ablegen des Gelübdes hatte man ihr versagt, weil man sie für zu ungehorsam und zu forsch hielt, um je eine richtige Nonne zu werden. Nun hatte sie offenbar nicht nur jene Makel vervollkommnet, sie hatte ihnen auch noch Hochmut, Unbescheidenheit und Unweiblichkeit hinzugefügt.
    Hatte sie irgendetwas, das er nicht verachtete? Etwas, das er bewunderte?
    Wenn sie sich doch nur ändern könnte! Wenn sie nur irgendwie ihre Zunge im Zaum halten und ihren lebhaften Geist unterdrücken könnte!
    Ihre Kehle war wie zugeschnürt … ihr Magen rumorte … ihr ganzes Sein rebellierte bei dem Gedanken. Wenn sie sich ständig auf die Zunge biss, würde sie bald gar nicht mehr sprechen können. Wenn sie ständig ihren Geist unterdrückte und leugnete, wie lang würde es dann dauern, bis sie nur noch eine leere Schale war?
    Sie würde sich nie so sehr ändern, erkannte sie in wachsender Verzweiflung. Wenn sie das könnte, hätte sie es schon vor langer Zeit getan. Sie würde nie das blasse, fügsame Geschöpf sein, dessen fromme Anwesenheit allein schon genügte, um ihren Herrn Gemahl zu befriedigen und die zerstobenen Hoffnungen und den Geist eines ganzen Guts zu heilen. Wo immer sie war, was immer ihr Titel … sie blieb nun einmal die stolze Eloise, eigensinnig, ungehorsam. Verletzlich, weichherzig, anfällig für Versuchungen. Die Eloise, die nie richtig in das nüchterne Gewand einer Nonne gepasst hatte. Die Eloise, die niemals richtig in das vornehme Gewand einer Dame passen würde.
     
    Arbeit, hatten die Schwestern oft behauptet, sei das beste Heilmittel gegen Herzeleid. Als Eloise die Kapelle verließ, stürzte sie sich in produktive Aktivität. Sie besuchte die Weberwerkstatt, die Brotbacköfen, die Molkerei, das Kartätschenhaus und schließlich die Katen im Dorf vor den Toren. Bei jeder Station gab es reichlich Beweise für ihre »unfraulichen« Umtriebe und Einmischungen.
    Es tröstete sie nicht wenig, dass überall, wo sie hinkam, die Leute in ihrer Arbeit innehielten, um sie zu begrüßen; manche mit »Mylady« und linkischen Verbeugungen, andere als »Schwester«, wobei sie sich am Kopf kratzten und etwas verunsichert bekreuzigten. Ein

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