Cora Historical Gold - 129 - Die Novizin
bemerkte sie. »Und sonst auch kaum etwas.«
Finsteren Blicks drehte er sich auf dem Absatz um, stürmte zur Tür hinaus und in die nächste Scheune. Mehrmals rief er den Namen des Haushofmeisters, doch zurück kam nur das Echo von den Wänden des dunklen leeren Raums.
»Was pflegte man denn hier aufzubewahren?« fragte Eloise.
Wortlos rannte Peril hinaus. Seine Kiefer mahlten, er stemmte die Fäuste in die Hüften. Sie wiederholte die Frage, aber er beachtete sie nicht, sondern suchte nacheinander den Schuppen mit den Pflugscharen, die Hütte des Hufschmieds, den Werkzeugschuppen und die Tischlerwerkstatt auf, während er ununterbrochen nach Hadric rief und alle, die ihm über den Weg liefen, nach dessen Verbleib fragte.
Einer nach dem anderen ließen alle ihre Arbeit liegen und folgten ihrem Herrn und ihrer Herrin mit einigem Abstand. Die Aussicht, miterleben zu dürfen, wie der Earl dem unbeliebten Hadric die Leviten las, war verlockend genug, doch spannend war auch, mit anzusehen, wie zwischen dem Grundherrn und seiner Gemahlin die Funken stoben.
»Haltet ein!« Sie packte ihn beim Arm, als er vor die dritte und letzte Scheune kam. »Sicherlich sollten diese Scheuern nicht gar so leer sein, nicht einmal im Frühjahr?«
»Nein.« Er klappte den Mund wieder zu und weigerte sich, mehr Worte darüber zu verlieren.
»Was ist denn dann mit den Dingen geschehen, die dort gelagert waren?«
»Woher soll ich das wissen?« zischte er und fuchtelte wild mit den Händen. »Ich weiß, dass ich nach Eurer Meinung alles selbst wissen, alles beaufsichtigen und höchstpersönlich inspizieren sollte. Aber im Gegensatz zu Euch kann ich nicht allgegenwärtig sein und alles selbst in die Hand nehmen. Ich bin gezwungen, mich auf andere zu verlassen.«
»Ich habe doch nie behauptet … Gewiss müsst Ihr Euch auf andere verlassen können.«
»Zu großzügig von Euch, Mylady.«
»Wenn sie denn vertrauenswürdig sind«, fügte sie hinzu.
Das saß! Wie ein Dolchstoß zwischen den Rippen. Sie warf ihm mangelnde Menschenkenntnis vor, stellte sein Urteilsvermögen infrage. Zwar war das nicht neu, doch bisher hatten ihr die Beweise gefehlt.
Er sah auf und entdeckte die ständig anwachsende Menschentraube. Rasch zog er Eloise in die Scheune.
Das Tor fiel krachend hinter ihnen ins Schloss, und er zog sie an sich.
»Und wer ist denn vertrauenswürdig, Lady Eloise?« polterte er los. »Meine Köchinnen nicht … und auch nicht meine Schäfer … oder meine Pflüger … noch die Lehrlinge meines Schmieds … noch mein Hausgesinde, meine Haushälterin, mein Haushofmeister oder meine Wachen. Kann denn irgendwer auf Whitmore vor Euch bestehen?«
Er hielt sie an den Schultern fest, schwer atmend und mit blitzenden Augen. Eloise las darin die ganze Unsicherheit und den Selbstzweifel, mit denen sie selbst wochenlang gerungen hatte. Und da verstand sie. Er brauchte nicht länger eine tatkräftige Äbtissin, er brauchte eine Frau … eine Frau, die zu geben bereit war … und den ersten Schritt tat.
»Ja«, sagte sie so ruhig wie möglich.
»Wer ist es?« Seine Augen verengten sich, und sie fühlte, wie er sich gegen einen Angriff wappnete.
Da griff sie zu ihrer mächtigsten Waffe, und sie traf ihn, ohne dass er es merkte.
»Ihr.«
Er brauchte einen Augenblick, um zu begreifen; das hatte er nun nicht erwartet.
»Ich?« Er lockerte den Griff um ihre Schultern. Was meinte sie nur damit?
»Ihr habt die Prüfung vor langer Zeit bestanden, Peril. Ich glaube, jetzt stehe ich auf dem Prüfstand.«
»Wieso?«
»Ihr traut mir nicht«, sagte sie und spürte, wie sie schon wieder in falsches Fahrwasser geriet. »Ihr habt mir nie getraut. Angefangen mit dem Tag vor zwei Monaten, als ich Euch vor der Äbtissin und allen Schwestern barbierte. Damals habt Ihr meinem Urteil nicht vertraut und dann trotz allem, was geschehen ist und allem, das ich tat, um Euch und Whitmore zu helfen, habt Ihr immer noch kein Vertrauen.« Trotz aller guten Vorsätze brodelte es in ihr. »Und offen gesagt, reicht es mir jetzt.«
Er ließ sie los und trat zurück.
»Ihr kamt doch als Nonne getarnt hierher«, versetzte er bissig.
»Das war keine Tarnung! In meiner eigenen Vorstellung war ich Nonne. Fast mein ganzes Leben habe ich im Kloster verbracht und mich an die Regeln des Ordens gehalten.«
»Nur dann nicht, wenn es Euch nicht in den Kram passte«, warf er ihr vor.
Sie versteifte sich, als sie gewahr wurde, dass er ihre eigenen Worte gegen sie
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