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Cora Historical Gold - 129 - Die Novizin

Cora Historical Gold - 129 - Die Novizin

Titel: Cora Historical Gold - 129 - Die Novizin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Betina Kran
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Mitgift und einen vorteilhaften Ehevertrag war auszuschließen. Blieb noch die Sache mit dem Erben und Stammhalter – ein vernünftiger Beweggrund, wenn auch nicht unbedingt Anlass, auf Brautschau zu gehen. Sie verstand genug von der Welt, um zu wissen, dass Männer auch ohne das heilige Sakrament der Ehe ständig Erben zeugten. Wenn man es geschickt anstellte, konnte man es auch als Bankert bis zum Herzog, Bischof oder gar zum König bringen.
    Wieder gingen ihr die bemerkenswerten Augen und das sonnengebräunte Gesicht durch den Sinn. Irgendwie konnte sie sich nicht vorstellen, dass er seinen Samen wahllos wie Weizen im Sommerwind verstreute. Dann wäre er ja gezwungen, sich bei den Frauen beliebt zu machen.
    Aber Clemmie hat Recht gehabt, sinnierte sie und sah zu der Freundin hinüber, die nicht weit von ihr auf einem Strohsack hockte. Seine Männer folgten ihm bereitwillig. Sie trauten seinem Urteil genug, um seinen Befehlen zu gehorchen, sogar wenn er sie mitten in einem Unwetter an Bord gehen hieß. Sie dachte darüber nach. Er und seine Mannen hatten zusammen gekämpft, zweifellos hatte sie gemeinsam erlittene Not zusammengeschmiedet. Er war also fähig, Bindungen einzugehen. Vielleicht war es diese Widersprüchlichkeit, die die Äbtissin wie ein Jagdhund auf einer Fuchsfährte sofort gewittert hatte? Vermutlich hatte sie das auch veranlasst, auf die selten angewendete »Ehetauglichkeitsprüfung« zurückzugreifen?
    Eloise fuhr sich mit den Fingern durch die verklebten Haare, während sie an die jungen Frauen dachte, die im Kloster auf die Ehe vorbereitet wurden. Sie fragte sich, welche von ihnen wohl auserwählt – oder verdammt – werden würde, das Leben des Earl zu teilen.
    Ein Geräusch wie ein Stein, der Leder kratzt und knirschender Sand ließ sie hochschrecken und sich besorgt umsehen. Auf der niedrig hängenden Klippe hinter ihr standen zwei dunkle Männergestalten. Sie sprang auf und zog die Decken fester um sich, als sie den Earl und seinen Hauptmann erkannte.
    »Sorgt Euch nicht, Schwestern«, rief Michael of Dunneault, als er auf sie zukam. Eloise ließ sich erleichtert zurücksinken, als sie sah, dass er die Arme voller Treibholz hatte. »Wir bringen noch Brennholz für Euer Feuer.«
    Er war schon fast unten angelangt, als sich auch der Earl, dessen Arme ebenfalls mit Holz beladen waren, mit langen, sicheren Schritten an den Abstieg machte. Als er sich dem Feuer näherte, sah sie, dass er seine Rüstung und das gepolsterte Wams abgelegt hatte. Nur mit Tunika, Hose und Stiefeln bekleidet, schrumpfte er auf ein menschliches Maß.
    Als er anhielt, um sein Holz auf den von Michael begonnenen Haufen zu werfen, ertappte sich Eloise dabei, dass sie ihn wie gebannt anstarrte. Sie senkte den Blick, doch da hatte sie ihn schon wieder im Visier, da er sich hinhockte, um mehrere Stöcke über die rot glühenden Kohlen zu legen.
    »Das sollte Euch durch die Nacht bringen«, erläuterte Michael, da der Earl stumm blieb.
    »Das war freundlich von Euch … wir werden ein Dankgebet sprechen«, sagte Maria Clematis, als auch Eloise ausnahmsweise einmal still blieb. Sie zog sich die Decke bis unter das Kinn und sagte zu ihrer Gefährtin: »Aufmerksamkeit ist doch ein höchst bewundernswerter Zug, nicht wahr, Schwester Eloise?«
    »Höchst bewundernswert«, stimmte Eloise zu und zog die eigene Decke höher. Plötzlich war ihr ganz heiß. »Ich fürchte, wir müssen Euch um einen weiteren Gefallen bitten, Mylord.«
    Er stand auf, sah zu ihr herüber und klopfte sich den Schmutz von den Händen.
    »Warum überrascht mich das überhaupt nicht?« murmelte er.
    »Unsere Truhen. Die, die gerettet wurde, und die andere. Wir brauchen sie.«
    »Es gibt nur eine. Die andere ging über Bord.«
    »Aber Ihr …«
    »Offenbar habe ich es versäumt, die andere zu retten, weil ich mit Euer Rettung beschäftigt war.« Er wollte sich abwenden, doch sie fing seinen Blick auf. Augen, die wie Bernstein schimmerten! Eloise hielt den Atem an.
    »Mein Versprechen, Euch zu beschützen, gilt nicht für Eure Habe«, erklärte er und ging um die Felsen herum in sein eigenes Lager zurück.

5. KAPITEL
    Schon kurz darauf erwies sich Eloises Sorge als unbegründet, denn da schleppte Michael of Dunneault mit einem anderen Mann die gerettete Kiste heran, und beim Öffnen fand sie ihr Ersatzhemd und ihre Haube obenauf liegen. Darunter lagen ein zweites Habit, der gesägte Kamm, die Nachthaube und ihr wertvollster Besitz: ein Paar feste Stiefel,

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