Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Cora Historical Gold - 129 - Die Novizin

Cora Historical Gold - 129 - Die Novizin

Titel: Cora Historical Gold - 129 - Die Novizin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Betina Kran
Vom Netzwerk:
Freundin.
    »Es dauert mich, Elly, dass ich dir so gar keine Hilfe war«, seufzte sie. »Aber von morgen an werde ich dir zur Seite stehen und meinen Teil übernehmen.« Doch dann schob sie ganz vorsichtig nach: »Bist du dir sicher, dass du ihm auf diese Weise helfen solltest? Das kann gewiss nicht Teil der Kandidatenprüfung sein?«
    »Doch!« Eloise richtete sich auf und lieferte die rationale Erklärung, die seit Tagen in ihrem Hinterkopf herumspukte. »Auf diese Weise kann ich seine Wesensart erkunden. Du weißt schon: Stärke, Ausdauer, Ordnungsliebe … usw.«
    »Ach so!« Maria Clematis bewunderte die Freundin glühend. »Darauf wäre ich nie gekommen. Wenn du das Gelübde ablegst, sollte dir die Äbtissin den Namen Schwester Maria Schlaukopf geben.«
    Eloise hielt die Luft an und prustete schon wieder los.
    »Nun, ich hoffe nur, dass ihre übertriebene Liebe zu Blumen und Kräutern nach meiner Rückkehr keine Sumpfblüten treibt. Sonst muss ich gar – denn wir wissen ja, wie sehr sie mich liebt –, auf den Namen ›Schwester Maria Wermut‹ hören.«
    Beide brachen in Lachen aus, bis ihnen der Bauch wehtat, dann kamen sie langsam wieder zur Besinnung. Maria wurde nachdenklicher, und sie stellte die Frage, bei der Eloise beinahe das Herz stehen geblieben wäre: »Wen glaubst du, wird sie ihm als Braut schicken?«
    Sie musste wohl irgendeinen Laut von sich gegeben haben, denn Maria Clematis sah sie ganz gespannt an.
    »Die Äbtissin. Wen glaubst du, schickt sie ihm?« Dann kam ihr eine noch interessantere Variante in den Sinn. »Welche Braut würdest du für ihn auswählen?«
    Eloise fühlte sich, als ob sie gerade gegen eine Wand gerannt wäre.
    »Vorausgesetzt, er bekommt überhaupt eine«, sagte sie, um Fassung ringend, während die Welt unter ihr wegzubrechen drohte.
    »Nein?« Maria Clematis sah sie stirnrunzelnd an. »Ich meine, er gibt sich doch Mühe … weiß Gott, er braucht wirklich eine Burgherrin an seiner Seite. Und da du ihn schließlich so gut kennst, wen würdest du vorschlagen? Alaina ist so hübsch … Helen ist so ein aufgeweckter und liebevoller Geist … und dann haben wir noch Lisette, die von innen her zu leuchten scheint …«
    Eloise stand auf und rammte die Füße in die Pantoffeln.
    »Das geht mich nichts an, Maria Clematis«, sagte sie schärfer, als sie eigentlich wollte. »Ich habe dazu überhaupt keine Meinung. Und ich rate dir, dich mit wichtigeren Dingen zu befassen.«
    Beschämt über den unwirschen Ton, der in Maria Clematis Unmut wecken musste, und verwirrt von den eigenen Gefühlen, flüchtete sich Eloise in die einsame Kapelle.
    Dort sank sie auf die Knie und tat etwas, wozu sie in letzter Zeit selten gekommen war: Sie betete.
    Seit jenem Tag in der Küche, als der Earl ihr rußverschmiertes Gesicht gesehen, ihr das Gebende heruntergerissen und ihr offenes Haar angestarrt hatte, war ihr immer wieder aufgefallen, wie er sie ansah – und dabei hatte ihr Herz höher geschlagen. Die goldbraunen Augen mit den dunklen Wimpern, die wild aufblitzten … sie hatte das Gefühl, von ihnen berührt, ja, liebkost zu werden.
    Stöhnend kniff sie die Augen zu, um die Erinnerung daran zu verdrängen.
    Sie unterstützte ihn tatkräftig beim Wiederaufbau seines Ritterguts, bereitete ihn auf die Ankunft seiner Braut vor; es brachte ihm keinen Vorteil, sie zu bezirzen oder leidenschaftliche Gefühle vorzutäuschen. Also konnte die Schuld nur an ihr selbst liegen, an ihrer immer noch vorhandenen Gefallsucht, wenn sie ein derartiges Interesse im Blick Seiner Lordschaft entfachte. Eigentlich wähnte sie sich ja längst über das allzu weibliche und weltliche Verlangen nach Bewunderung hinaus. Doch jetzt ging ihr auf, dass sie das keineswegs überwunden hatte. Es gab so wenige Versuchungen im Kloster, dass sie sich kaum noch daran erinnerte. Offenbar waren Eitelkeit und Stolz sowie die Sünde – deren Schwester – doch viel schwerer zu besiegen, als sie geglaubt hatte.
    Und die tiefen Schuldgefühle und das Begehren, die der Earl in ihr auslösten, waren Anzeichen dafür, dass sie ihre wahre Mission hier vernachlässigt hatte. Sie bat den Allmächtigen um Vergebung, Geduld, Weisung, um ihre Aufgabe im rechten Geist zu vollenden … für alles betete sie eigentlich, nur nicht für das Eine, was sie sich offenbar immer mehr wünschte.
     
    Am nächsten Morgen, als das Küchenpersonal die Speisekammer reinigte und neu einräumte, entdeckte man einen Wandschirm vor einem der roh gezimmerten

Weitere Kostenlose Bücher