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Cora Historical Gold - 129 - Die Novizin

Cora Historical Gold - 129 - Die Novizin

Titel: Cora Historical Gold - 129 - Die Novizin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Betina Kran
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seine Finger und löschte zwei der vier Dochte im Kerzenhalter.
    »Eure Familie?« gab er ihr das Stichwort, bevor er sich auf den anderen Stuhl fallen ließ.
    »Harold d’Argent war mein unglückseliger Vater, Margarete von Ghent meine noch unglücklichere Mutter. Mein Vater wurde vom Duke of Norfolk zum Ritter geschlagen und bekam von ihm ein Lehen, steiniges Land, für das die Sterne nicht günstig standen. Meine Mutter begrub zwei Söhne, bevor sie das Pagenalter erreichten. Ich war ihr drittes Kind, und sie starb kurz nach meiner Geburt. Mein Vater gab mich bei einem alten Ritter und seiner Gemahlin in den Dienst, in dessen Haushalt man mich liebevoll erzog … bis zum zwölften Lebensjahr. Dann starb Mistress Maude, und Sir Markum folgte ihr bald darauf. Man versuchte, meinen Vater ausfindig zu machen, doch es stellte sich heraus, dass er zwei Jahre zuvor im Kampf gefallen war. Es gab Schulden, und nur ein betagter Onkel sprach zu meinen Gunsten. Der Herzog gab das Land einem anderen Vasallen als Lehen. Mich schickte er ins Kloster.«
    »Raffgieriger Halunke«, grollte der Earl.
    Anscheinend entspannte sie sich dabei und brachte ein Lächeln zu Wege. »Es erwies sich zu meinem Besten. Mir gefiel es wirklich dort. Ich mochte die Weisheit der älteren Schwestern. Wenn die Äbtissin nur …« Sie hielt inne und brach ab. »Und Ihr, Mylord? Auch Ihr seid schon früh als Page in Dienst gekommen?«
    Er nickte. »Mein Vater schickte mich in Lord Northumbrias Haushalt, als ich erst drei war, und dann überquerte er den Ärmelkanal und kämpfte in Frankreich für alle, die seiner Dienste bedurften. Ich wuchs in Gesellschaft von Rittern auf und wurde Knappe bei einem alten Schotten, Sir Angus, mit goldenem Herzen unter rauer Schale. Er war halb Krieger, halb Priester – ein kühner und unverbesserlicher Skeptiker.« Er hob die Hand. »Ich schwöre, dass er seine eigenen Zehen zählte, bevor er glaubte, dass es zehn waren.«
    Sie lächelte.
    »Das erklärt Euer Misstrauen gegenüber der Kirche«, sagte sie.
    »Das erklärt, wie es anfing. Meine eigenen Begegnungen mit Geistlichen und der Kirche bestätigten Angus’ Misstrauen. Ich habe zu viel Unrecht gesehen, das im Namen der ›Gläubigen‹ geschah, als dass ich der Kirche oder Gott sonderlich vertrauen könnte.«
    »Ihr habt kein Gottvertrauen?« fragte sie bang.
    »Sagen wir … Ich bin willens, mein Urteil über ihn zu ändern, wenn er bereit ist, sein Urteil über mich zu revidieren.« Er sah, wie sie mit dieser Aussage kämpfte, und rechnete es ihr hoch an, dass sie nicht versuchte, ihn »aufzuklären«.
    »Ihr seid weit gereist«, sagte sie nach kurzem Schweigen und sah ihn mit wachsender Neugier an. »Sagt mir, wo Ihr gewesen seid.«
    Er erhob sich, um ihr nachzuschenken, und löschte eine weitere Kerze. Als er zurückkam, hatte sie ihre Beine auf den Lehnstuhl hochgezogen und sie auf eine Seite gelegt. Ihr Kopf ruhte auf der hohen Lehne, und ihr Haar floss rotgolden von ihrer Schulter über den Stuhl herab. Als sie nach dem Becher griff, musste Peril an sich halten, um den Gedanken zu verdrängen, dass die appetitlichste, begehrenswerteste kleine Nonne der ganzen Christenheit vor ihm saß. So manch ein viel versprechender Feldzug, so rief er sich ins Gedächtnis, endete auf Grund eines unzeitigen Vorstoßes oder blinden Eifers in einer Niederlage.
    Statt wieder seinen Platz einzunehmen, setzte er sich auf den Teppich vor ihrem Stuhl und begann von den Städten zu erzählen, die er gesehen hatte. Er beschrieb Rom, Florenz und Venedig mit ihren Palästen, Märkten und Kaufleuten … Konstantinopel mit dem großen Dom und dem Hippodrom … Spanien mit seiner merkwürdigen Mischung aus Christen und Mauren. Er erzählte von Alexandria in Ägypten und von Zypern und den Städten des alten Griechenland und Mazedonien. Sie trank ihren Wein und verschlang begierig jedes seiner Worte.
    Als er endlich seinen Becher beiseite stellte und die Hand nach ihr ausstreckte, war Eloise völlig hingerissen. Sie verkrampfte sich kurz, als er sie auf seinen Schoß zog, entspannte sich jedoch sofort, da er sie nur umarmte und an sich zog. Der Wein war ihr offensichtlich zu Kopf gestiegen, so dass sie sich jetzt an seine Schulter lehnte.
    Er zog ihr einen Pantoffel aus und zielte damit auf die letzte noch brennende Kerze. Die Flamme erlosch, und plötzlich war die Kammer nur noch vom schwachen Schein der Glut im Kamin erhellt. Er sah, dass ihre leuchtenden Augen an seinen Lippen

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