Cora Historical Gold 129 - Die Novizin
fühlte die Wärme seiner Haut unter ihren Fingern … seinen muskulösen Kiefer …
Die Äbtissin klatschte in die Hände und schreckte damit alle auf. »Die Lektion ist beendet. Geht wieder an die Arbeit!« rief sie und löste damit ein lautes Geschnatter bei Mädchen wie bei Nonnen aus. Kurz darauf hatte sich der Hof fast geleert, und die Äbtissin fixierte ihre Heimsuchung in Gestalt einer Novizin dieses Mal mit einem unergründlichen Lächeln. »Habt Dank für Eure Hilfe, Eloise. Und nun geht auch Ihr wieder an Eure Arbeit.«
Eloise entfernte sich langsam von dem Edelmann. Ehrerbietig knickste sie vor der Mutter Oberin und wandte sich lächelnd ab, während das Habt Dank ihr immer noch wie Musik in den Ohren nachhallte.
Die Klosterfrau sah ihr nach, dann schlug sie dem Earl vor, er möge noch einmal nach den Pferden sehen, danach in seine Kammer zurückkehren und ihre Entscheidung abwarten.
»Ich habe die Lösung gefunden«, sagte die Äbtissin schmunzelnd, als sie ihre Secretaria in ihre private Studierstube führte. Sie stand mitten in der Kammer und breitete die Arme aus, um das Sonnenlicht zu begrüßen, das durch das geöffnete Fenster hereinfiel. »Eine glänzende Idee – auch wenn ich es selbst sage.«
»Wovon redet Ihr?« fragte Schwester Archibalda, zog die Tür hinter sich zu und wunderte sich, dass die Freundin so aufgeräumt und überschwänglich war.
»Ich werde zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen und damit zwei Probleme gleichzeitig aus der Welt schaffen.«
»Welche denn?«
»Den Pfahl in meinem Fleisch – der mich nun schon seit Jahren quält. Und das Ansinnen des Ritters. Und dafür benötige ich Eure Hilfe.« Sie ging an ihr Schreibpult und zog ein frisches Stück Pergament hervor. Dann tauchte sie den Federkiel in das Tintenfass. »Ihr müsst mir helfen, eine Liste der höchsten und besten Eigenschaften zusammenzustellen, die ein Ehemann haben könnte.«
Schwester Archibalda war verwirrt. »Ich? Wie soll ich das denn wissen? Ich hatte doch noch nie einen sterblichen Ehemann.«
»Ich auch nicht«, sagte sie Äbtissin mit kühl kalkulierendem Glitzern in den Augen. »Doch hindert mich das keineswegs daran, eine Meinung darüber zu haben, wie denn einer beschaffen sein sollte. Also, womit sollen wir nun anfangen?« Sie tippte sich mit der Feder an die Lippen und begann zu schreiben. »›Gottesfürchtig‹ – o ja!«
Schwester Archibalda trat hinter die Äbtissin, um ihr über die Schulter zu schauen, und rümpfte die Nase. »Wenn das meine Liste wäre, würde ich mit ›reinlich‹ anfangen.«
3. KAPITEL
Am nächsten Tag lief Peril im Gästequartier wie ein Tier im Käfig hin und her, die weibliche Aura, die hier alles durchdrang, gab ihm den letzten Rest. Was wollte diese verdammte Äbtissin denn nur von ihm? Er schoss Pater Basset einen scharfen Blick zu, welcher, solange er mit ihm zusammen eingepfercht war, unablässig betete, als Schutzschild gegen die Stimmungsumschwünge seines Herrn. Der kleine Kaplan schien allerdings in Bezug auf die Äbtissin Recht zu behalten. Ganz offenkundig gefiel sie sich darin, ihre Macht zu zeigen.
Peril rieb sich kurz das Kinn, zuckte zusammen wegen der Schnitte, die einen Tag später immer noch unter der Berührung schmerzten, und ihm schwante: Wenn er erst verheiratet wäre, dann würde man womöglich von ihm erwarten, sein Gesicht regelmäßig für so eine Tortur herzugeben … Er knurrte leise vor sich hin, hob dann die leere Scheide auf und beschloss, in den Stall zu gehen. Wenigstens sein Pferd würde ihm nichts vorbeten oder ihm das Gesicht zerkratzen.
Auf halbem Weg zum Stall traf er auf die alte Schwester Archibalda, die ihm ausrichtete, die Äbtissin wolle ihn in ihrem Audienzzimmer empfangen. Die Äbtissin, schien es, hatte schließlich aufgehört, sich mit dem Himmel zu beraten, und war nun bereit, ihm das Ergebnis mitzuteilen.
Vor seinem geistigen Auge erschienen die Jungfrauen, die er gesehen hatte, und er fragte sich, ob er die freie Auswahl unter ihnen bekäme. Und wie man als Mann wohl entscheiden könnte, ob eine Maid eine gute Frau abgab oder nicht. Wichtiger noch, wie man erkennen könnte, ob sie auch von »allerhöchster Tugend« erfüllt wäre. Er kam zu dem Ergebnis, sich in diesem Punkt wohl auf das Urteil der Klostervorsteherin verlassen zu können. Doch halt! Um ein Haar wäre er gestolpert, als ihm ein neuer Gedanke durch den Kopf schoss. Könnte er sich denn darauf verlassen, dass man ihm wahrhaftig eine
Weitere Kostenlose Bücher