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Corbins 03 - Wer dem Zauber der Liebe verfaellt...

Corbins 03 - Wer dem Zauber der Liebe verfaellt...

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Esel an und bringe Sie nach Hause.«
    »Nein!«
    Er starrte sie mit hochgezogenen
Brauen an. »Nein?«
    Tess bedauerte ihre heftige
Reaktion. »Ich meine, ich habe mein Fahrrad hier, und es ist gar nicht so weit
. ich schaffe es auch allein nach Hause.«
    »Unsinn«, widersprach er und
schüttete unerklärlicherweise seinen Kaffee in die Glut, wo er zischend verdampfte.
»Simpkinsville liegt fünf Meilen entfernt, und Sie müssen Ihre Kamera tragen.
Außerdem könnte es wieder anfangen zu regnen.«
    Tess' Schultern sackten herab. Wenn
ihr Fahrrad keinen platten Reifen hätte, wäre sie längst zu Hause. Aber die
Aussicht, es schieben zu müssen und vielleicht in einen neuen Wolkenguß zu
geraten, war recht entmutigend. »Derora bringt mich um«, murmelte sie vor sich
hin.
    »Wer ist Derora, wenn ich fragen
darf?«
    »Meine Tante — obwohl es Sie gar
nichts angeht«, antwortete sie steif.
    »Tauche!« meinte er anerkennend.
»Aber sagen Sie mir doch bitte, warum Ihre Tante Sie umbringen wird, wie
Sie es nennen?«
    »Derora Beauchamp ist eine sehr
schwierige Person«, antwortete Tess leise, »und mag mich leider nicht besonders.
Was sich keineswegs zum Besseren ändern wird, wenn ich in Begleitung eines
heruntergekommenen Hausierers und in diesen Kleidern bei ihr
erscheine.«
    Joel Shiloh schüttelte lächelnd den
Kopf. »So, heruntergekommen bin ich also?«
    »Nun ja, Sie bräuchten eine Rasur«,
erwiderte Tess. »Und einen Haarschnitt und ein Bad ...«
    Er tat, als bewegte er einen
Bleistift und machte sich Notizen auf der Hand. »Rasur. Haarschnitt. Bad«, las
er dann laut vor.
    Tess mußte lachen. »Sie sind
wirklich komisch. Sie streiten mit Gott. Sie haben einen Namen auf Ihrem Wagen
und einen anderen auf Ihrer ...«
    Das tiefe Mißtrauen, das auf seinem
Gesicht erschien, war so erschreckend, daß Tess verlegen abbrach. »Einen
anderen Namen auf meiner . was?« fragte er streng.
    Tess trat einen Schritt zurück und
verwünschte ihre Neugier. »Ich meine nur ... nun ja ...«
    »Sie meinten was?«
    Tess schluckte. Ein Kloß hatte sich
in ihrer Kehle gebildet. »Ich ... ich habe die Bibel gesehen«, gab sie zu.
»Ich wollte nicht schnüffeln ...«
    »Oh«, meinte er nur und fuhr sich
wieder durch sein Haar, während er sich abwandte. Jetzt, wo es trocken war,
konnte Tess sehen, daß es die Farbe von reifem Weizen hatte. »Die gehörte
einem Freund von mir.«
    »S-Sie brauchen mir nichts zu
erklären.«
    »Ich weiß«, antwortete er, und
diesmal, als er sich wieder zu ihr umdrehte, stand ein Lächeln in seinen
Augen. »Wo haben Sie Ihr Fahrrad? Ich packe es in den Wagen, während Sie Ihren
Kaffee austrinken.«
    »Ich möchte wirklich nicht ...«
    Er winkte nur ab und ging in
Richtung Straße. Einen Moment später kam er mit dem Fahrrad zurück.
    »Wirklich, Mister Shiloh ...«
    Er öffnete die Wagentür und hob das
Fahrrad hinein. Tess fragte sich, ob er je auf Einwände anderer Leute hören
mochte.
    Mit geübten Bewegungen legte Joel
dem Maulesel das Geschirr an. Dann kam er zum Feuer zurück, löschte es,
sammelte Kaffeekanne und Becher ein und bedeutete Tess mit einer galanten
Geste, ihm zu folgen.
    Überzeugt, daß jeder weitere Protest
sinnlos war, kletterte sie auf den hohen Kutschbock, ohne seine Hilfe
abzuwarten.
    »Wenn Sie wollen, erkläre ich Ihrer
Tante alles«, bot Joel an, als er neben ihr saß und die Zügel nahm.
    »Das würde es nur verschlimmern!«
erwiderte Tess schmollend.
    »Das tut mir leid«, sagte er und
schien es ehrlich zu meinen. »Der erste Eindruck, den Sie von mir hatten, war
nicht besonders gut, nicht wahr?«
    Das stimmte. Und Tess hoffte, daß es
bei diesem ersten Eindruck blieb und bald vorbei war. »Das macht nichts«,
versetzte sie kühl. »Sie werden weiterziehen — wie alle Hausierer.«
    »Vielleicht bleibe ich eine Weile«,
meinte er.
    Tess warf ihm einen entsetzten Blick
zu, um dann zu beschließen, daß es ihr völlig gleichgültig war, ob er weiterzog
oder blieb. Ihre Aufgaben im Gästehaus ließen ihr wenig Zeit für mögliche
Begegnungen mit ihm. »Wie Sie wünschen«, sagte sie.
    Sie fuhren schweigend weiter. Als
der Columbia River in Sicht kam, mit seinen Dampfbooten und Lastschiffen,
vergaß Tess den Fremden neben sich und begann zu träumen. Bald würde sie
Simpkinsville verlassen und nach Astoria, Portland oder Seattle gehen. Sie
würde sich einen richtigen Job suchen und ...
    »Woran denken Sie?« sagte der
Hausierer überraschend sanft in ihre Gedanken hinein.
    Tess

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