Corbins 04 - Wer den Weg des Herzens folgt...
Dana Melissas
schäbiges Kleid. »Ich hätte nie gedacht, daß er ein Geizkragen ist«, sagte sie.
Melissa wandte errötend den Blick
ab. »Ich möchte für mich selber sorgen«, antwortete sie leise.
Dana schaute sie an, als wäre sie
verrückt geworden, behielt ihre Meinung jedoch für sich. Sie half Melissa beim
Aussuchen eines passenden Unterrocks und stellte gerade die Rechnung aus, als
ihre Kundin eine Eingebung hatte.
Melissa entdeckte einen Stapel
Notizbücher im Regal, nahm sich zehn davon und verlangte eine Feder und ein
Tintenfaß. Sie würde noch heute ein neues Buch beginnen, und wenn ihr Verleger
es annahm, konnte sie über eine weitere kleine Summe Geld verfügen. In der Zwischenzeit
würde sie sich nach einem leeren Haus für ihre Zeitung umsehen und eine
gebrauchte Druckerpresse finden.
Auf dem Heimweg versteckte sie alle
Notizbücher außer einem in Quinns Salonwagen und eilte nach Hause.
Sie hängte das neue Kleid in den
Schrank und wollte sich gerade am Schreibtisch niederlassen, als Quinn
plötzlich hereinkam und ihre Inspiration zerstörte.
Zu Melissas Erstaunen war er sehr
erregt und zornig. »Mach das nie wieder!« herrschte er sie an.
Melissa war sprachlos, aber nur für
einen Moment. »Was?« erkundigte sie sich in hochmütigem Ton.
»Einfach wegzulaufen!«
»Ich hatte den Eindruck, daß meine
Anwesenheit recht überflüssig war, Mister Rafferty.«
Ein Muskel an Quinns Kinn zuckte. Er
murmelte ein derbes Wort und schlenderte zum Barschrank. Diesmal widerstand er
der Versuchung nicht und schenkte sich einen großzügig bemessenen Brandy ein. Erst
dann, als er sich zu Melissa umdrehte, sah er durch die halboffene Schranktür
das lavendelfarbene Kleid.
»Was ist das?« fragte er erstaunt.
»Ein Kleid, Mister Rafferty.«
Melissa hoffte, daß er nicht auch noch ihr Schreibmaterial entdeckte.
»Verdammt, das weiß ich selbst«,
fuhr er sie an und war plötzlich so dicht hinter ihr, daß sie seine Körperwärme
spürte.
Melissa hätte ihn nicht angesehen,
aber er kam um sie herum und musterte sie prüfend, das Glas Brandy in seiner
Hand war vergessen.
»Du hast dir ein Kleid gekauft«,
bemerkte er, als sei das etwas völlig Undenkbares. »Könnte es sein, Mrs. Rafferty,
daß du mich zur Eröffnungsfeier im Hotel begleiten willst?«
Melissa errötete.
»Ich möchte nicht stören. Im übrigen
habe ich gar keine Einladung erhalten.«
Quinn lächelte belustigt. »Natürlich
bist du eingeladen. Schließlich bist du meine Frau.«
Weil Quinns Nähe sie verwirrte, trat
sie zurück — und weil sie wußte, was geschehen konnte. »Woher sollte ich das
wissen? Es war ja gar keine richtige Hochzeit.«
Quinn schaute auf den Brandy in
seiner Hand und stellte ihn beiseite. »Das ließe sich ändern«, entgegnete er
heiser.
Melissa trat noch einen Schritt
zurück und steckte nervös ihre Hand in die Rocktasche. Dabei ertastete sie das
Geld, das Mitch Williams nicht von ihr angenommen hatte, und ihr Zorn erwachte
von neuem.
Sie griff unter die Matratze und
holte die Summe heraus, die sie im Laden ausgegeben hatte. »Hier«, sagte sie
schroff.
»Was ...?« fragte Quinn aufrichtig
verwundert.
»Das gehört dir. Als ich Mister
Williams heute morgen sein Geld zurückgeben wollte, meinte er, du hättest das
schon erledigt.«
Quinn bedachte ihre ausgestreckte
Hand mit einem wütenden Blick. »Wenn du in Zukunft Geld benötigst, mein
Liebling, wäre ich froh, wenn du mich darum bitten würdest und nicht
meine Freunde.«
Melissa starrte ihn an. »Hat er das
gesagt? Ich meine, daß ich ihn um Geld gebeten hätte?«
Als Quinn die Scheine, die sie ihm
entgegenstreckte, auch weiterhin ignorierte, warf sie sie wütend in die Luft.
»Er ist ein Lügner!« schrie sie.
Quinn bedachte sie mit einem Blick,
der klar besagte, daß es nicht Mitch Williams war, den er der Unaufrichtigkeit
verdächtigte, und ging hinaus.
»O nein, das tust du nicht!« rief
Melissa und sie folgte ihm so schnell, daß sie ihre Röcke raffen und mit einer
Hand festhalten mußte. »Du gehst nicht eher fort, bis wir das nicht
ausdiskutiert haben, Quinn!«
Er tat, als sähe und hörte er
Melissa nicht, zupfte seine Krawatte zurecht und begann die Treppe hinunterzugehen,
an deren Absatz Helga, das Dienstmädchen, stand und neugierig lauschte.
»Ich bleibe hinter dir, wohin du
auch gehst«, beharrte Melissa, während Helga sich an die Wand preßte wie
jemand, dem man eine brennende Stange Dynamit vor die Nase hält. »Also
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