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Corbins 04 - Wer den Weg des Herzens folgt...

Corbins 04 - Wer den Weg des Herzens folgt...

Titel: Corbins 04 - Wer den Weg des Herzens folgt... Kostenlos Bücher Online Lesen
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Melissa. »Vor allem, wenn man bedenkt, wieviel ich
ihm über meine Brüder erzählt habe ...«
    Nun lächelte Mrs. Wright zum ersten
Mal. »Es braucht Zeit, Mrs. Rafferty, bis ein Mann und eine Frau sich richtig
kennenlernen«, sagte sie freundlich. »Es gibt noch viel, was Ihr Mann Ihnen
nicht erzählt hat, und eine Menge, was Sie ihm noch erzählen werden —
vielleicht genug für ein ganzes Leben.«
    Melissa hoffte, an Quinns Seite alt
zu werden, doch sie hatte auch ihre Zweifel. Wenn er weiter so ausschweifend
lebte, wie er es wohl anscheinend vor ihr getan hatte, würde er nicht einmal
vierzig werden.
    Sie schaute auf den Stapel Karotten,
die noch geschält werden mußten, und empfand einen Stich von Heimweh. Zu Hause
hatte sie Maggie oft beim Kochen geholfen; sie kochte gern und auch nicht
schlecht.
    »Soll ich Ihnen helfen?« erkundigte
sie sich,
    Mrs. Wright schien eine sehr
empfindsame Person zu sein. »Nun ja«, antwortete sie recht förmlich. »Sie
müssen wissen, daß meine Füße schmerzen und ich mich gern ein bißchen hinlegen
würde.«
    »Dann tun Sie es«, sagte Melissa und
entließ sie. Dann begann sie die Karotten zu schälen und zu schneiden.
    Quinns Anwesenheit war sie sich
solange nicht bewußt, bis er sie ansprach, und dann erschrak sie dermaßen, daß
sie sich fast geschnitten hätte. »Machst du alles mit dieser fieberhaften
Energie, Mrs. Rafferty?« erkundigte er sich schmunzelnd.
    Melissa lächelte, überglücklich, daß
ihr Mann zu Hause war. »Warum hast du mir nicht erzählt, daß du eine Schwester
hast?« fragte sie; ohne seine Frage zu beantworten, weil sie wußte, daß er
ohnehin keine Antwort erwartete.
    »Du hast mich nicht danach gefragt«,
antwortete Quinn, nahm sich ein Stück der Pfirsichtorte, die Mrs. Wright für
das Abendessen aufgehoben hatte, setzte sich an den Küchentisch und begann zu
essen.
    Melissa war fest entschlossen, die
fügsame Ehefrau zu spielen, und wenn auch nur für die nächsten fünf Minuten.
Sie nahm sich eine Tasse aus dem Schrank und schenkte Kaffee ein.
    Als sie die Tasse freundlich
lächelnd vor ihn hinstellte, schaute Quinn überrascht auf. »Möchtest du Zucker
oder Sahne?«
    Er schüttelte den Kopf. »Setz dich.«
Die Worte klangen wie ein Befehl, allerdings nicht unfreundlich. Deshalb
gehorchte Melissa und setzte sich ihm gegenüber.
    »Erzähl mir etwas über Mary«,
forderte sie ihn auf. »Mary ist siebzehn«, begann er nach kurzem Zögern, »und
sie besucht eine Sonderschule in Seattle.«
    »Eine Sonderschule?«
    Quinn seufzte und schwieg eine
Weile, bevor er weitersprach. »Meine Schwester ist blind«, sagte er leise.
    Einen Augenblick lang war Melissa
sprachlos, aber dann dachte sie, daß Mary Rafferty gut mit ihrer Behinderung
zurechtkommen mußte, wenn sie einen Schrank voller Ballkleider besaß ... »Wann
hat sie ihr Augenlicht verloren?«
    Quinns Antwort war ernüchternd.
»Letztes Jahr.« Melissa berührte die Hand ihres Mannes. »Es tut mir leid«,
sagte sie sanft.
    Er entzog sie ihr. »Ich brauche dein
Mitleid nicht, Melissa. Und Mary auch nicht.«
    Selbst wenn er ihr den Kaffee ins
Gesicht geschüttet hätte, wäre Melissa nicht betroffener gewesen. »Ich wollte
nicht ...«
    Quinn stand abrupt auf, doch er kam
nicht mehr dazu, etwas zu sagen, da Mrs. Wright in diesem Augenblick die Küche
betrat.
    Er verließ den Raum, aber diesmal
brachte Melissa nicht den Mut auf, ihm zu folgen.
    Als sie sicher sein konnte, daß er
das Haus verlassen hatte, ging sie hinauf, um an ihren Notizen zu arbeiten.
Doch anstatt sich ihrem neuen Projekt zu widmen, schrieb sie einen langen,
erschütternden Bericht über ihre Lage an ihre Schwägerin Fancy. Ihr waren alle
drei Frauen ihrer Brüder gleich lieb, doch da Jeffs Frau Fancy ein ganz
besonders sanftes Gemüt besaß, fiel es Melissa leichter, ihr zu vertrauen.
    Als der Brief beendet war, steckte
Melissa ihn in ein Kuvert und brachte ihn zur Post.
    Es dämmerte schon, als sie den
Heimweg antrat. Im Vorbeigehen winkte sie Dana in Krugers Laden zu und tauschte
einen freundlichen Gruß mit dem Nachtwächter aus, der die Gaslaternen
anzündete.
    Als sie wenig später den Bahnhof
erreichte, war sie bester Laune. Von neuer Energie erfüllt, nahm sie sich vor,
gleich nach dem Abendessen die Seattle Times nach Anzeigen für
gebrauchte Druckerpressen durchzusehen ...
    Während sie auf Quinns Waggon
schaute und an die glückliche Stunden dachte, die sie dort mit dem Schreiben
ihres Buches verbringen würde, sah

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