Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Corbins 04 - Wer den Weg des Herzens folgt...

Corbins 04 - Wer den Weg des Herzens folgt...

Titel: Corbins 04 - Wer den Weg des Herzens folgt... Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: authors_sort
Vom Netzwerk:
sie, wie eine alte Lok zurücksetzte und sich
mit einem lauten Krachen mit Quinns Waggon verband.
    Dann erschien Quinn auf der
Plattform, einen Zigarillo zwischen den Lippen und mit besorgter Miene, doch
obwohl Melissa ihm zuwinkte und seinen Namen rief, hörte er sie entweder nicht
oder zog es vor, ihr Rufen zu ignorieren.
    Sein Verhalten verletzte sie sehr,
und sie starrte dem Wagen nach — noch lange, nachdem er längst aus ihrer Sicht
verschwunden war.
    Erst dann ging sie langsam und mit
hängenden Schultern zu dem Haus zurück, das sie inzwischen als ihr Heim
betrachtete.

Neun
    Der Nachtfrost hatte die Fenster
undurchsichtig gemacht, und es war unangenehm kalt an jenem Märzmorgen, daß
Quinn nach seinen Kleidern griff, bevor er aus dem Bett stieg. Fröstelnd ging
er zu dem kleinen Ofen hinüber, um Kohlen aufzufüllen.
    Es klopfte. »Herein«, rief er
schroff.
    Da er den Vorarbeiter seiner
Holzfällertruppe erwartet hatte, war er mehr als überrascht, eine gutaussehende
blonde Frau zu sehen, die ihm irgendwie bekannt vorkam und eine dampfende Kanne
Kaffee hereinbrachte.
    »Morgen«, sagte die Frau fröhlich.
»Ich bin Becky Sever und helfe für ein paar Tage in der Küche aus.«
    Quinn nickte, dankbar für die Tasse
Kaffee, die sie ihm einschenkte. Und plötzlich wußte er auch wieder, wer Becky
war — sie lebte in einer armseligen Hütte in der Nähe des Holzfällerlagers, mit
einem kleinen Kind und einem Mann, der so gut wie zu gar nichts nütze war ...
    Becky erinnerte Quinn an das harte
Los seiner eigenen Mutter , die auch in diesen Bergen gelebt hatte — an einen
Mann gebunden, dessen größtes Vergnügen darin zu bestehen schien, ihr das Leben
zur Hölle zu machen und Quinn fragte sich bedrückt, ob Beckys Fall wohl ähnlich
war.
    Die unausgesprochene Frage in seinen
Augen beantwortete sie mit der Bemerkung: »Ich bin froh über jede Gelegenheit,
arbeiten zu können, Mister Rafferty. Jake findet nie einen Job, der ihm zusagt,
und mein kleines Mädchen braucht so viele Dinge.« Becky machte eine Pause und
zog ihren Wollschal fester um die Schultern. »Die Männer kommen in fünf Minuten
zum Frühstück falls Sie mit ihnen essen wollen.«
    Quinn nickte und dankte Becky, bevor
sie hinausging.
    Als er seine Stiefel überzog, seine
Handschuhe und den Mantel aus schwerem Tuch, dachte er daran, daß Becky nichts
als einen Schal über ihrem dünnen Kleid getragen hatte. Um diese frühe
Morgenstunde war es empfindlich kalt in den Bergen.
    Der Geruch von Holzfeuer und
gebratenem Speck erfüllte die Luft, als Quinn die kurze Entfernung zwischen
den Schienen und der Kantine zurücklegte. Hier und dort lag noch Schnee, aber
im allgemeinen war die Erde feucht und schien nur noch auf das Erwachen des
Frühlings zu warten.
    Den Gerüchten zum Trotz, daß es
Probleme gab in seiner Holzfällertruppe, schienen die Männer froh zu sein,
Quinn zu sehen. Sie häuften ihm Speck, Eier und Brot auf den Teller und
schlossen ihn freundschaftlich in ihre Unterhaltung ein.
    Becky Sever eilte zwischen den
Tischen hin und her, schenkte Kaffee nach, lächelte und ertrug die teilweise
recht derben Späße der Männer mit gutmütigem Lächeln. Ihr kleines Mädchen, das
um die fünf sein mußte, hockte zufrieden am Herd und spielte mit einer
Stoffpuppe, die nur noch ein Auge hatte.
    Auch das erinnerte Quinn an längst
vergangene Zeiten, und er dachte sehnsüchtig an Melissa. Wenn sie in seiner
Nähe war, lenkte sie ihn von solchen Gedanken ab ...
    Nach dem Frühstück blieb der
Vorarbeiter sitzen, und mit ihm einige Vertreter der Gewerkschaft. Die Männer
hatten vor ein paar Monaten für die Gründung dieser Gewerkschaft gestimmt, und
seitdem hatte es nichts als Ärger und versteckte Drohungen gegeben.
    Quinn trank seinen Kaffee und
wartete ab. Sie hatten die Zusammenkunft verlangt; dann mußten sie auch
beginnen.
    »Die Männer verdienen nicht genug«,
sagte einer der Fremden schließlich, ein noch sehr junger Mann in einem
billigen Anzug, der verzweifelt um eine tapfere, zuversichtliche Miene bemüht
war.
    Quinn seufzte. »Sie verdienen
genausoviel wie jede andere Truppe in diesem Staat«, war seine ehrliche Antwort.
Er hatte sich ausgiebig mit dem Thema Lohnforderungen beschäftigt.
    Der Vorarbeiter, ein verwitweter
alter Bulle aus den Bergen namens Eric Jergensen, warf Quinn einen verschwörerischen
Blick zu. »Ich habe versucht, es ihnen begreiflich zu machen, Mister Rafferty, aber
sie hören nicht auf mich ...«
    Hier begannen

Weitere Kostenlose Bücher