Corbins 04 - Wer den Weg des Herzens folgt...
irgendeinem Grund nicht klappt, muß du zu
deinen Brüdern nach Hause zurückkehren.«
Melissa war so überzeugt von ihrem
zukünftigen Erfolg, daß sie ohne Zögern nickte. »Das verspreche ich dir gern,
Mama.«
»Gut«, sagte Katherine ruhig. Eine
Stunde später bestiegen Katherine und Adam den Zug nach Port Hastings.
Melissa weinte ein bißchen, als sie
ihnen nachwinkte, aber ihr Mann hielt sie tröstend im Arm, und dann fiel ihr
ein, daß sie ihr Geld aus seinem Waggon holen mußte.
Er reichte ihr den Schlüsselbund,
und aus einem ihr selbst noch unverständlichen Impuls heraus löste sie den
Schlüssel vom Waggon und ließ ihn in ihre Tasche fallen. Es wäre ihr nie in
den Sinn gekommen, ihren Mann um einen Zweitschlüssel zu bitten. Doch
vielleicht spielte die Überlegung dabei mit, daß sie einen Ort brauchte, an dem
sie allein sein konnte, um in Ruhe nachzudenken ...
Als sie den Waggon verließ, stand
Quinn auf der anderen Straßenseite und unterhielt sich mit einem Mann. Als
Melissa zu ihm hinüberging, machte er ein so abweisendes Gesicht, als wäre es
ihm lieber, wenn sie überhaupt nicht in seine Nähe käme.
»So, das ist also Ihre kleine Frau?«
fragte der andere Mann in anzüglichem Ton. Er hatte volles weißes Haar und trug
einen eleganten Anzug, der seine Leibesfülle geschickt verbarg.
Quinn warf Melissa einen ergebenen
Blick zu und nickte. »Ja, Roy, das ist die ... Dame, die ich geheiratet habe.
Melissa, mein Liebling, das ist Roy Bennington, der Besitzer der First Union
Bank.«
Melissa reichte ihm lächelnd die
Hand. »Hallo, Mister Bennington«, sagte sie freundlich. »Ich werde veranlassen,
daß mein Treuhandfonds auf Ihre Bank überwiesen wird.«
Quinn stieß sie unauffällig in die
Rippen und warf ihr einen giftigen Blick zu. »Dein Geld bleibt, wo es ist«,
sagte er gepreßt.
Melissa lachte heiter. »Aber
Liebling«, widersprach sie lächelnd, »du hast mich schließlich meines Geldes
wegen geheiratet, oder etwa nicht?«
Mister Bennigton, der sehr verlegen
geworden war, entfernte sich nach einer gemurmelten Entschuldigung. Als er
fort war, nahm Quinn Melissas Arm und zog sie mit sich.
»Warum hast du das gesagt?«
Melissa riß sich los. »Es stimmt
doch, oder?« »Nein!«
»So?« fragte sie mit einem
mutwilligen, sehr anzüglichen Blick. »Dann bist du also in mich verliebt?«
Quinn steckte beide Hände in die
Hosentaschen. »Bist du in mich verliebt?« konterte er.
Melissa errötete bei der Erinnerung
an die morgendliche Szene im Schlafzimmer. »Natürlich nicht!« entgegnete sie
entrüstet.
»Wie kommst du dann darauf, daß ich
dir irgendeine besondere Zuneigung entgegenbringe, Mrs. Rafferty?«
Darauf wußte Melissa nichts zu
erwidern. »Wohin gehen wir eigentlich?« fragte sie, um das Thema zu wechseln.
»Ich möchte dir zeigen, was ich
erreicht habe — ohne dein Geld.«
Melissa schwieg. Sie bereute nun,
ihn vor dem Bankier blamiert zu haben und hätte es gern ungeschehen gemacht.
Widerstrebend nahm er ihre Hand.
Sein Händedruck war kräftig und trocken, und Melissa empfand ein überwältigendes
Verlangen nach Quinn.
Sie passierten eine Reihe von sauber
gestrichenen Einfamilienhäusern und gingen weiter in Richtung Strand. Als sie
um eine Kurve bogen, hielt Melissa ganz unbewußt den Atem an. Nur wenige Meter
vor ihnen erhob sich ein prächtiges, elegantes Gebäude aus weißem Backstein,
in dessen Fenster sich die Sonnenstrahlen brachen. Ein breite Veranda zog sich
um beide Seiten herum.
Im Garten waren zwei Männer damit
beschäftigt, Blumen zu pflanzen. Aus dem Gebäude hallten Gelächter und Gerede.
»Wirst du hier wohnen?« fragte
Melissa beeindruckt.
Quinn lachte und zog sie für einen
winzigen Moment an sich. »Nein. Mylady. Das ist ein Hotel. Das Seaside
Hotel.«
Melissa hatte im Verlaufe ihrer
Reisen viele Hotels gesehen, aber dieses erschien ihr ganz besonders reizvoll —
vielleicht, weil es Quinn gehörte. »Ich möchte alles sehen!«
Er nahm schmunzelnd ihre Hand und
führte sie über einen Weg, der mit Quarzplatten ausgelegt war. Sie stiegen ein
paar Stufen hinauf auf eine breite Veranda und schritten durch eine mit
prächtigen Schnitzereien versehene Tür.
Die weitläufige Eingangshalle war
mit einem elfenbeinernen Kamin ausgestattet, der so groß war, daß Melissa
darin hätte stehen können. Lederbezogene Sessel und Couchen waren überall im
Raum verteilt, und den Boden bedeckte der größte Perserteppich, den Melissa je
gesehen hatte.
Im
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