Cordina's Royal Family 1-4
vorbereitet war, als sie angenommen hatte. Dann sah sie über Alex’ Schulter hinweg Reeve im Türrahmen stehen.
Er war offenbar mit ihrem Bruder zusammen gewesen, hatte sich jedoch während des Wiedersehens im Hintergrund gehalten. Bei einer anderen Gelegenheit hätte sie sich wahrscheinlich geärgert, aber jetzt fand sie sein ruhiges, diskretes Verhalten sehr passend. Um Beherrschung bemüht, berührte sie die Hand ihres Bruders. „Es tut mir Leid, ich bin ein wenig müde.“
Sie bemerkte ein Aufblitzen in Alexanders Blick, dann trat er zurück.
„Natürlich bist du das. Du solltest dich hinlegen. Ich bringe dich nach oben.“
„Nein.“ Gabriella war bemüht, sich weniger ablehnend zu verhalten, als sie sich fühlte. „Entschuldige bitte, ich brauche etwas Zeit, Vielleicht ist Mr. MacGee so freundlich, mich zu meinen Räumen zu geleiten.“
„Brie…“
Bennetts Protest wurde sofort von Armand abgewehrt. „Reeve, Sie kennen Gabriellas Suite.“
„Natürlich.“ Er kam auf sie zu und nahm ihren Arm. Die Berührung war völlig unpersönlich. Es kam ihm vor, als atme Gabriella erleichtert auf.
„Eure Hoheit?“
Reeve führte sie die geschwungene Treppe hinauf. Auf einem Absatz verhielt sie einen Augenblick, um auf die drei Männer zurückzusehen, die ihr nachschauten. Sie fühlte sich so weit von ihnen entfernt, so getrennt.
Ihre Gefühle waren ein einziges Durcheinander, so dass sie den Rest der Treppe lieber schweigend zurücklegte.
Auf dem Weg durch die breiten Korridore erkannte Gabriella nichts wieder, keinen der kostbaren Wandteppiche oder die schweren Portieren.
Einmal kamen sie an einer Bediensteten vorbei, deren Augen sich mit Tränen füllten, als sie stehen blieb und grüßte.
„Wie kommt es wohl, dass man mich so gern hat?“ flüsterte Gabriella vor sich hin.
„Im Allgemeinen möchten die Menschen, dass man sie gern hat!“
Reeve ging weiter und führte sie mit einem leichten Druck auf ihren Arm weiter durch den Korridor.
„Fragen sich die Menschen im Allgemeinen denn nicht, ob sie die Zuneigung verdienen?“ Ungeduldig schüttelte Gabriella den Kopf. „Es kommt mir vor, als wäre ich in einen Körper geschlüpft. Er hat eine Vergangenheit, ich jedoch nicht. Aus diesem Körper heraus sehe ich mich um und beobachte die Reaktionen anderer Leute auf diese Hülle!“
„Sie könnten das zu Ihrem Vorteil nutzen!“
Gabriella warf ihm einen schnellen, interessierten Blick zu. „Auf welche Weise?“
„Sie haben den Vorteil, die Menschen um sie herum aufmerksam betrachten zu können, ohne dass Ihre eigenen Empfindungen diese Beobachtungen verfälschen. Vorurteilsfreie Erkenntnisse. Eine sicher sehr interessante Art, wieder zu sich zurückzufinden.“
„Jetzt sehen Sie, warum ich wollte, dass Sie mich heraufbegleiten.“
Reeve blieb vor einer wundervoll geschnitzten Tür stehen. „Inwiefern?“
„Noch vor wenigen Minuten dachte ich, dass ich nicht noch mehr Fremde in meinem Leben ertragen könnte. Und doch … Sie haben keine starken Gefühle mir gegenüber und erwarten das auch nicht von mir. Für Sie ist es leicht, mich anzusehen und sich neutral zu verhalten.“
Reeve blickte Gabriella im Dämmerlicht des Ganges an. Einem Mann war es kaum möglich, sie anzuschauen und nur neutrale Gedanken zu haben. Doch die Situation war nicht dazu angetan, darauf hinzuweisen.
„Unten haben Sie sich gefürchtet.“
Gabriella hob den Kopf und sah ihm in die Augen.
“Ja.“
„Haben Sie sich jetzt entschlossen, mir zu vertrauen.“
„Nein.“ Ein schönes Lächeln lag auf ihren Lippen. Etwas von dem jungen Mädchen, das er einst mit den Diamanten im Haar kennen gelernt hatte, kam wieder zum Vorschein. Zu viel des Zaubers, den er danach gefühlt hatte, kam wieder zurück. „Unter den gegebenen Umständen kann ich niemandem so leicht mein Vertrauen schenken.“
Mehr noch als ihr Lächeln zog ihre innere Stärke ihn in Bann. „Was haben Sie dann beschlossen?“
Sein Äußeres sprach Gabriella an, doch seine Zuversicht beeindruckte sie noch stärker. „Ich nehme Ihre Dienste nicht als Leibwächter in Anspruch, Reeve. Doch ich bin davon überzeugt, dass Ihre Unterstützung als Fremder für mich unschätzbar sein wird. Mein Vater ist entschlossen, auf Sie in keinem Fall zu verzichten. Wir sollten deshalb vielleicht zu einem Arrangement zwischen uns beiden kommen.“
„Welcher Art?“
„Ich will nicht ständig beobachtet werden. Ich bin sicher, dass ich das noch nie gemocht
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