Cordina's Royal Family 1-4
wollen, werden Sie auch weniger daran zerren. Da Sie der Bitte meines Vaters bereits zugestimmt haben … das haben Sie doch?“
Reeve dachte an seine Farm. Mit einem Stirnrunzeln steckte er die Hände in seine Taschen. „Ja.“
„Sie haben sich selbst in eine Lage gebracht, in der Sie mir ständig über die Schulter schauen. Und wo Sie nun einmal hier sind, können Sie mir ebenso gut von Nutzen sein“, schloss Gabriella.
Reeve brachte ein verlegenes Lächeln zu Wege. „Es wird mir ein Vergnügen sein, Eure Hoheit.“
„Jetzt habe ich Sie verärgert.“ Mit einem Achselzucken ging sie auf ihn zu. Nun, ich wäre nicht überrascht, wenn wir uns noch oft auf die Nerven gehen, ehe dies alles vorüber ist. Ihnen gegenüber wil ich ehrlich sein, nicht etwa, weil ich Ihr Mitleid, sondern weil ich jemanden zum Sprechen brauche.“ Sie machte eine Pause. „Ich fühle mich ziemlich allein.“ Ein leichtes Zittern schwang in ihrer Stimme mit. Das direkte, helle Licht des Vormittags enthüllte, wie bleich sie war. „Es gibt nichts, was ich sehe oder berühre, von dem ich wüsste, dass es mir gehört. Es ist mir unmöglich, ein Jahr zurückzudenken und mich an etwas Lustiges, Trauriges oder Nettes zu erinnern. Ich kenne ja nicht einmal meinen vollen Namen.“
Nun berührte er sie doch. Vielleicht hätte er das nicht tun sollen, aber er konnte sich nicht zurückhalten. Er legte Gabriella die Finger unter das Kinn und strich sacht über ihre Wange. „Eure Königliche Hoheit, Prinzessin Gabriella Madeline Justine Bisset von Cordina.“
„So lang.“ Ihr glückte ein Lächeln, und der Druck ihrer Hand auf der seinen wurde fester.
„Sagen Sie mir, wie stehe ich zu meiner Familie?“ Mit dieser Frage brach Gabriella schließlich das entstandene Schweigen.
„Gut.“
„Dann helfen Sie mir, meiner Familie die Person wiederzuschenken, die sie erwartet. Helfen Sie mir, diese Person zu finden. In einer einzigen Woche habe ich fünfundzwanzig Jahre meines Lebens verloren. Ich muss wissen, warum. Das müssen Sie verstehen!“
„Das verstehe ich auch.“ Reeve schalt sich innerlich dafür, sie berührt zu haben. „Aber das heißt noch nicht, dass ich helfen kann.“
„Sie können es. Sie können es deshalb, weil nichts sie dazu zwingt. Seien Sie nicht geduldig mit mir, sondern streng und nicht freundlich sondern eher hart.“
Noch immer hielt er ihre Hand. „Es ist vielleicht für einen ehemaligen amerikanischen Geheimdienstler nicht sehr angemessen, Druck auf eine Prinzessin auszuüben.“
Gabriella lachte. Seit zehn Jahren hörte er dieses Lachen zum ersten Mal wieder, aber er konnte sich genau daran erinnern. Im Gegensatz zu ihr war Reeve auch der gemeinsam getanzte Walzer im Zauber des Mondscheins gegenwärtig. Es war sicher nicht klug, in Cordina zu bleiben, aber er konnte nicht abreisen. Noch nicht.
Gabriellas Hand entspannte sich. „Wird in Cordina heute noch geköpft? Gewiss wenden wir doch heutzutage zivilisiertere Methoden an, um mit dem Gesindel fertig zu werden … Immunität.“ Mit einem Mal sah sie jung und zufrieden aus. „Ich gewähre Ihnen Immunität, Reeve MacGee. Hiermit haben Sie meine Erlaubnis, mich anzuschreien, mich auf die Probe zu stellen und sich überhaupt äußerst unbeliebt zu machen, ohne Repressalien fürchten zu müssen.“
„Sind Sie gewillt Ihr königliches Siegel darunter zu setzen?“
„Wenn mir jemand sagt, wo es sich befindet.“
Die Anspannung war plötzlich von ihr gewichen. Obwohl sie bleich und matt aussah, war ihr Lächeln zauberhaft. Sie hatte jetzt eine andere Ausstrahlung. Hoffnung und Entschlossenheit sprachen aus ihrem Blick. Ich werde ihr helfen, dachte Reeve. „Ihr Wort genügt mir.“
„Und mir das Ihre. Danke.“
Reeve führte ihre Hand, die er noch immer hielt an seine Lippen. Er wusste, diese Geste müsste für sie eigentlich etwas völlig Selbstverständliches sein. Doch als seine Lippen flüchtig ihre Hand berührten, bemerkte er ein kurzes Aufflackern in ihren Augen. Prinzessin oder nicht, sie war eine Frau. Reeve erkannte ihre Erregung. Vorsichtig ließ er ihre Hand los.
„Ich werde Sie jetzt ruhen lassen. Der Name Ihres Mädchens ist übrigens Bernadette. Falls Sie sie nicht früher brauchen, wird sie eine Stunde vor dem Abendessen zu Ihnen kommen.“
Gabriella ließ ihren Arm sinken, als gehörte er nicht zu ihr. „Ich weiß es sehr zu schätzen, was Sie für mich tun.“
„Das wird wahrscheinlich nicht immer der Fall sein.“ Reeve ging
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