Cordina's Royal Family 1-4
zur Tür.
Dort erst hielt er die Entfernung für angemessen, um sich noch einmal umzudrehen. Er sah Gabriella am Fenster stehen. Das Licht fiel durch die Scheiben, vergoldete ihr Haar und ließ ihre Haut sanft schimmern. „Es ist genug für heute, Gabriella“, ermahnte er sie leise. „Wir können morgen damit beginnen, den Stein aus der Mauer zu brechen.“
4. Kapitel
Gabriella wollte eigentlich nicht schlafen, sondern einfach nur nachdenken.
Noch immer war sie so erschlagen und verwirrt wie vordem im Krankenhaus. »So!“
Beim Klang dieser einen, ungehaltenen Silbe fuhr Gabriella erschreckt hoch. In einem hohen Lehnstuhl vor ihrem Bett saß ihr eine alte Frau gegenüber. Ihr graues Haar war zu einem festen Knoten zusammengebunden. Sie hatte ein pergamentenes Gesicht, dünnhäutig, ein wenig gelblich und voller Falten. Aus kleinen dunklen Augen sah sie Gabriella an, und ihr alterswelker Mund wirkte noch immer entschlossen. Sie trug ein würdiges, glattes schwarzes Kleid, feste schwarze Schuhe und seltsamerweise am Hals eine Kamee an einem Samtband.
Da Gabriella auf keine Erinnerungen zurückgreifen konnte, ließ sie sich von ihrem Instinkt leiten. Reeve hatte ihr geraten, vorurteilsfrei zu beobachten. Dieser Rat schien ihr sehr klug. Entschlossen blickte sie die alte Frau an. „Hallo“, sagte sie in gelassenem Ton.
„So ist es recht“, sagte die alte Frau mit einem slawisch klingenden Akzent. „Du kommst nach Hause, nachdem ich eine Woche lang vor Angst krank war, und findest es nicht einmal nötig, mich zu begrüßen.“
„Es tut mir Leid.“ Die Entschuldigung ging Gabriella so selbstverständlich über die Lippen, dass sie lächeln musste.
„Man hat mir diesen Unsinn erzählt, du könntest dich an nichts erinnern.
Unfug!“ Sie hob eine Hand und klopfte damit auf die Armlehne des Stuhles.
„Meine Gabriella soll sich angeblich nicht an ihre eigene Nanny erinnern!“
Gabriella betrachtete die alten Frau, aber sie konnte keinen Funken Verbindung zu ihr entdecken. Noch war der Zeitpunkt nicht gekommen. „Ich erinnere mich wirklich nicht“, sagte sie leise. „Ich erinnere mich an gar nichts.“
Nanny hatte in ihrem dreiundsiebzigjährigen Leben eine Menge Kinder aufgezogen und eines ihrer eigenen begraben. So war sie nicht so leicht aus der Fassung zu bringen. Nach einem Moment des Schweigens stand sie auf. Sie hatte ein faltiges Gesicht und verknöcherte Hände, aber sie erhob sich noch mit der Leichtigkeit und dem Schwung der Jugend. Dann neigte die Frau sich zu Gabriella herunter, und die Prinzessin sah eine schmale Frau in Schwarz vor sich, an deren Gürtel ein Rosenkranz baumelte.
„Ich bin Carlotta Baryshnova, die Kinderfrau deiner Tante, Lady Honoria Bruebeck und deiner Mutter, Lady Elisabeth Bruebeck. Als deine Mutter Prinzessin Elisabeth von Cordina wurde, habe ich sie begleitet um auch ihre Kinder großzuziehen. Ich habe dich gewickelt dir deine aufgeschlagenen Knie verbunden und dir die Nase geputzt. Und wenn du heiratest, werde ich das Gleiche auch für deine Kinder tun.“
„Aha.“ Gabriella lächelte. Sie hatte den Eindruck, dass die Frau eher ärgerlich als verwirrt war. Ich habe mich noch nicht einmal lächeln gesehen, schoss es ihr in diesem Augenblick durch den Kopf. Sie müsste noch einmal vor den Spiegel treten. „Und war ich ein artiges Kind?“
„Na ja.“ Der Ton konnte alles Mögliche bedeuten, aber Gabriella hatte dennoch ein positives Gefühl. „Manchmal schlimmer, manchmal besser als deine Brüder. Und die waren immer sehr anstrengend.“ Die Frau kam näher an Gabriella heran und musterte sie mit ihren kurzsichtigen Augen. „Du hast nicht gut geschlafen“, stellte sie barsch fest. „Kein Wunder. Heute Abend bringe ich dir deine heiße Milch.“
Gabriella wandte den Kopf. „Trinke ich sie gern?“
„Nein. Doch du wirst sie trinken. Jetzt lasse ich dir dein Bad ein. Die ständige Aufregung und die vielen Ärzte strengen dich zu sehr an. Ich habe dieser albernen Bernadette gesagt, dass ich mich heute Abend selbst um dich kümmern würde. Was hast du denn mit deinen Fingern gemacht?“ fragte sie plötzlich entsetzt und zog eine Hand zu sich hin. Sie begutachtete beide Seiten. „Erst eine Woche ist verstrichen, und nun sieh dir deine Nägel an. Schlimmer als bei einem Küchenmädchen. Stumpf und abgebrochen, und das trotz des vielen Geldes, das du für die Maniküre ausgibst.“
„Lass deine Sekretärin mit den verkniffenen Lippen für dich einen
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