Cordina's Royal Family 1-4
Pferde sind so weit, dass sie im Frühjahr vorgeführt werden können. Ein weiteres sollte meiner Meinung nach an den olympischen Qualifikationsspielen teilnehmen. Das würde ich gern in den nächsten Wochen in die Wege leiten, damit die Reiter mehr Zeit haben, mit den Pferden zu arbeiten.”
Armand nickte geistesabwesend und fuhr fort, seinen Cognac im Glas zu schwenken. Bennett spürte die vertraute Ungeduld in sich aufsteigen und kämpfte dagegen an. Er wusste sehr wohl, dass die Ställe auf der Prioritätenliste seines Vaters nicht weit oben standen. Wie sollte es auch anders sein bei inneren Angelegenheiten, auswärtigen Angelegenheiten und der sehr heiklen politischen Situation innerhalb des Kronrats?
Trotzdem, konnte das alles sein? Die Pferde machten nicht nur Freude, sondern verschafften auch ein gewisses Ansehen, wenn das Fürstenhaus von Cordina einen der edelsten Ställe Europas besaß. Er selbst sah darin seinen einzigen wirklichen Beitrag zu Familie und Land.
Er hatte für die Ställe ebenso hart gearbeitet wie jeder Pferdepfleger oder Stallbursche und diese Arbeit niemals für unter seiner Würde betrachtet. Im Laufe der Jahre hatte er alles nur Mögliche über Pferdezucht gelernt. Zu seiner Freude hatte er ein angeborenes Talent dafür bei sich entdeckt und in kurzer Zeit aus einem guten Stall einen der besten gemacht. Noch ein Jahrzehnt, und dieser würde, davon war er überzeugt, seinesgleichen suchen.
Manchmal verspürte Bennett das Bedürfnis, über seine Pferde und seine Ziele mit jemand anders zu sprechen als mit einem Stallarbeiter oder einem weiteren Züchter. Doch er verstand, hatte schon immer verstanden, dass diese Person kaum sein Vater sein konnte.
„Ich nehme an, jetzt ist nicht der richtige Augenblick, darüber zu reden.”
Bennett trank noch einen kleinen Schluck Cognac und wartete darauf, dass sein Vater ihm offenbarte, was immer ihm durch den Kopf ging.
„Es tut mir Leid, Bennett, das ist es leider wirklich nicht.” Als Vater empfand er Bedauern, als Fürst nicht. „Dein Programm für nächste Woche. Kannst du mir Näheres darüber sagen?”
„Eigentlich nicht.” Die Unruhe war wieder da. Bennett stand auf und begann, von einem Fenster zum anderen zu gehen. Wie nah das Meer zu sein schien und doch wie weit weg. Für einen Moment wünschte er, wieder auf dem Schiff zu sein, hundert Meilen vom Land entfernt, egal, von welchem, während sich am Horizont ein Sturm zusammenbraute. „Ich weiß, dass ich am Wochenende nach Port Cordina reisen muss. Die ,Indépendance’ läuft ein. Es findet ein Treffen der landwirtschaftlichen Genossenschaft statt, und es gibt eine Reihe von Mittagessen. Cassell nennt mir jeden Morgen die Einzelheiten. Wenn es dir wichtig ist, kann ich von ihm die Höhepunkte für dich aufschreiben lassen. Bestimmt muss ich mindestens ein Band durchschneiden.”
Armand beobachtete seinen Sohn genau. „Fühlst du dich eingeengt, Bennett?”
Schulterzuckend kippte Bennett seinen restlichen Cognac hinunter.
Dann kehrte das ungezwungene Lächeln auf sein Gesicht zurück. Das Leben war schließlich zu kurz, um sich darüber zu beklagen. „Durch die Bänder, ja. Zumindest alles andere scheint der Mühe wert.”
„Unser Volk erwartet von uns mehr, als dass wir es regieren.”
Bennett wandte sich vom Fenster ab. Hinter ihm strahlte die Sonne hoch vom Himmel. Was auch immer er sich manchmal im Geheimen wünschte, das Fürstenhaus, in das er hineingeboren worden war, umgab ihn wie ein Deckmantel. „Ich weiß, Papa. Das Problem ist: Ich habe nicht Alexanders Geduld, Bries Gelassenheit oder deine Beherrschung.”
„All das wirst du bald brauchen.” Armand stellte sein Glas ab und sah seinen Sohn an. „Deboque wird in zwei Tagen aus dem Gefängnis entlassen.”
Deboque! Allein der Name sorgte dafür, dass sich Bennetts Magen zusammenkrampfte. François Deboque – der Mann, auf dessen Befehl seine Schwester entführt worden war. Der Mann, der Mordanschläge auf Bennetts Vater und Bruder geplant hatte.
Deboque!
Bennett drückte seine Finger auf die Narbe unterhalb seiner linken Schulter. Dort hatte ihn eine Kugel getroffen, und geschossen hatte Deboques Geliebte. Für Deboque, auf dessen Wunsch.
Die Bombe, die vor mehr als zwei Jahren in der Pariser Botschaft hochgegangen war, war für seinen Vater bestimmt gewesen, hatte jedoch Steward getötet, einen loyalen Mitarbeiter, der Frau und drei Kinder hinterlassen hatte. Auch das war Deboques Werk
Weitere Kostenlose Bücher