Cordina's Royal Family 1-4
Tief aufseufzend lehnte Eve sich wieder so lässig zurück, wie es sich für eine Prinzessin nicht schickte. „Ich kann es noch immer nicht glauben, dass sie hier ist und meinen Text spricht. Es gibt keine Emotion, die diese Stimme nicht hervorzaubern kann.”
„Bestimmt fühlt sie sich geehrt, in einem Stück aufzutreten, das von Prinzessin Eve von Cordina geschrieben und inszeniert wurde.”
Lachend schüttelte Eve den Kopf. „Wäre das Stück schlecht, hätte ich die Kaiserin von Europa sein können, und Chantel hätte die Rolle nicht übernommen.”
„Ein Mitglied der Fürstenfamilie schreibt keine schlechten Stücke.”
Beim Klang der Stimme hinter ihr sprang Eve auf und streckte die Arme aus. „Alexander! Was machst du hier?”
„Ich habe ebenfalls gewisse Interessen am Zentrum.” Er küsste ihre Hand, bevor er sich an Hannah wandte. „Bitte, setzen Sie sich. Ich wollte Sie nicht stören.”
„Nein.” Eve seufzte und warf einen Blick zur Bühne, auf der die Probe weiterging. „Du wolltest mich kontrollieren.”
Das stimmte natürlich, doch Alexander zuckte nur die Schultern. In dem schwachen Licht sah Hannah, wie sein Blick über den Kopf seiner Frau hinweg zu den Wächtern schweifte, die an mehreren strategischen Punkten aufgestellt waren. „Du vergisst, meine Liebe, dass ich noch immer Präsident des Zentrums bin. Darüber hinaus wird das Stück meiner Frau geprobt. Daran bin ich ebenfalls ein wenig interessiert.”
„Und du wolltest dich vergewissern, dass ich nicht zu lange auf den Beinen bleibe.” Liebe durchbrach die Frustration. Eve stellte sich auf die Zehenspitzen und küsste ihn.
„Da ich schon gestört habe”, sagte Alexander, „hoffe ich, dich überreden zu können, dass du dich meinem Mittagessen mit dem amerikanischen Senator anschließt.”
Eve strahlte vor Freude. „Lass mir fünf Minuten Zeit, um meine Sachen zu holen. Hannah, kommst du mit uns?”
„Wenn es dir nichts ausmacht, möchte ich lieber hier bleiben und mir die restliche Probe ansehen.”
Ihre Gedanken jagten schon voraus. Sobald sie allein war, konnte sie das Gebäude auf Schwachstellen hin untersuchen.
„Natürlich, bleib, so lange du möchtest.” Eve beugte sich hinunter und küsste sie auf die Wange. „Wir stellen vor dem Bühneneingang einen Wagen für dich bereit. Fünf Minuten”, wiederholte sie an Alex gewandt, bevor sie losstürmte.
„Wie finden Sie das Stück?” fragte Alexander Hannah, als er sich neben sie setzte.
„Ich bin wohl kaum eine Expertin in Theaterfragen, Hoheit.”
„Nennen Sie mich privat bitte Alexander.”
„Danke”, antwortete sie leise und wusste, nur wenigen wurde diese Vertraulichkeit zuteil. „Die Dialoge sind von einer solchen Eindringlichkeit und Direktheit, dass man sich tief in die Charaktere hineinversetzt. Ich kenne den Schluss nicht, hoffe jedoch sehr, Julia setzt sich am Ende durch, obwohl ich befürchte, sie wird es nicht tun.”
„Das würde Eve gerne hören. Das Stück – und andere Dinge – machen sie im Augenblick sehr nervös.”
„Sie sind um sie besorgt.” In einer spontanen Geste legte Hannah die Hand auf seine. „Eve ist eine starke Frau.”
„Das weiß ich, besser als die meisten.” Aber niemals würde er vergessen können, wie sich ihr Körper in seinen Armen versteifte und dann zusammensackte, nachdem die Kugel sie getroffen hatte. „Ich habe Ihnen noch nicht gesagt, wie dankbar ich Ihnen bin, dass Sie hier bei ihr sind. Sie braucht diese Freundschaft. Ich habe ihr Leben verändert, vielleicht aus egoistischen Gründen, weil ich mir meines ohne sie nicht mehr vorstellen kann. Nun will ich alles tun, damit sie das Gefühl hat, ein normales Leben zu führen. Sie kennen die Verpflichtungen eines Fürstenhauses. Die Einschränkungen. Selbst die Gefahren.”
„Ja.” Hannah ließ ihre Hand noch einen Augenblick auf seiner ruhen, bevor sie sie zurückzog. „Und ich erkenne eine glückliche Frau, wenn ich sie sehe.”
Als er sich ihr nun zuwandte, fiel Hannah die starke Ähnlichkeit mit seinem Vater auf. Das schmale Gesicht, die aristokratischen Züge, der entschlossene Mund. „Danke, Hannah. Ich denke, Sie sind für uns alle gut.”
„Das hoffe ich.” Sie sah wieder zur Bühne, auf die Schauspieler. „Das hoffe ich sehr.”
Hannah sah noch eine halbe Stunde zu. Ja, das Stück war gut, sogar packend, aber sie hatte ein anderes Spiel auszuführen.
Lady Hannah war bereits als Vertraute und Begleiterin der Prinzessin
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