Cordina's Royal Family 1-4
ich ihn nicht enttäuschen.” Hannah sah sich unauffällig in dem Büro um. Kein Fenster, kein anderer Zugang von außen. Lächelnd wählte sie einen Stuhl und zog ihn zu sich heran. „Weißt du, Eve, ich bewundere dich wirklich. Das Zentrum der Schönen Künste hatte schon immer einen guten Ruf, aber seit du hier angefangen hast, ist dieses Theater zu einem der wichtigsten von Europa geworden.”
„Das habe ich mir immer gewünscht.” Eve betrachtete ihren mit Diamanten besetzten Ehering. Selbst nach zwei Jahren erstaunte es sie noch, ihn zu sehen. „Weißt du, Hannah, manchmal habe ich morgens fast Angst vor dem Erwachen, weil ich dann herausfinden könnte, dass alles nur ein Traum war. Dann sehe ich Alex und Marissa und denke, dass sie mir gehören. Wirklich mir.” Ihre Augen nahmen einen betrübten Ausdruck an vor Angst und Entschlossenheit. „Ich werde nicht zulassen, dass etwas oder jemand sie verletzt.”
„Das wird niemand tun.” Eves Gedanken waren bei Deboque, wie Hannah vermutete. „Das hat nichts mit Verwöhnen zu tun, aber ich denke, wir könnten etwas Tee vertragen, und dann kannst du mir zeigen, was ich hier tun kann.”
Eve zwang ihre Gedanken in die Realität zurück. Albträume von Deboque, einem Mann, den sie nie gesehen hatte, plagten sie fortwährend.
„Tee ist eine wunderbare Idee, aber ich habe dich nicht zum Arbeiten ins Zentrum gebracht. Ich dachte, du wolltest es sehen.”
„Eve, du müsstest doch besser als alle anderen verstehen, dass ich eine Tätigkeit brauche, sonst langweile ich mich.”
„Aber ich hatte gehofft, dein Aufenthalt hier wäre für dich ein Urlaub.”
Hannahs schlechtes Gewissen schimmerte ein wenig durch. „Manche Menschen sind nicht für Urlaub geschaffen.”
„Na schön, dann könntest du dir mit mir eine oder zwei Stunden die Proben ansehen und mir deine ehrliche Meinung dazu sagen.”
„Sehr gern.”
„Großartig. Ich mache mir wegen der Premiere Sorgen. Wir haben nur noch zwei Wochen Vorbereitungszeit, und ich hatte nichts als Probleme mit diesem Bühnenautor.”
„Ach, wer ist es denn?”
Eve stand auf und atmete tief durch. „Ich.”
Hannah trank ihren Tee und hielt sich im Hintergrund. Es dauerte nicht lange, bis sie herausfand, dass Eve nicht nur als Ehefrau des Thronerben respektiert wurde, sondern auch wegen ihrer Kenntnisse über das Theater. Sie bemerkte auch, dass unauffällige Wächter ständig in der Nähe waren. Wenn sich die Prinzessin im Theater aufhielt, wurden alle Eingänge blockiert. Hannah war auch bekannt, dass eine Spezialeinheit täglich das Theater nach Bomben durchsuchte.
Hannah betrachtete die Schauspieler. Jeder Einzelne besaß einen guten Ruf am Theater und hatte eine komplette Sicherheitsüberprüfung durchlaufen.
Und doch war es ein Schauspieler gewesen – Russ Talbot –, der vor zwei Jahren beinahe Deboques Racheakt ausgeführt hätte. Hannah konnte die Möglichkeit nicht außer Acht lassen, dass vielleicht außer ihr noch jemand eingeschleust worden war. Deboque war dafür bekannt, dass er sich absicherte.
„Sie ist wunderbar, nicht wahr?”
Hannah sah Eve aufgeschreckt an. „Wie bitte?”
„Chantel O’Hurley. Sie ist ausgezeichnet.” Eve lehnte sich auf die Rückenlehne vor ihr. „Sie tritt nur selten auf einer Bühne auf. Wir haben Glück, dass sie hier ist. Du hast sicher ihre Filme in England gesehen.”
„Ja.” Hannah schenkte ihre volle Aufmerksamkeit der kurvenreichen Blondine auf der Bühne.
Chantel O’Hurley.
Hannah rief sich alles ins Gedächtnis zurück, das sie über die Schauspielerin in den Unterlagen gelesen hatte: sechsundzwanzig, amerikanischer Filmstar, Wohnort Beverly Hills, Tochter von Frances und Margaret O’Hurley, herumziehenden Entertainern. Schwestern Abigail und Madelaine. Bruder Trace.
Hannah zog die Brauen zusammen, während sie die Schauspieler weiterhin beobachtete. Sie besaß vollständige Hintergrundinformationen über die gesamte Familie O’Hurley, ausgenommen den Bruder. Da waren ihre Quellen versiegt. Auf jeden Fall war Chantel O’Hurley eine talentierte Schauspielerin mit einer beeindruckenden Liste von Filmrollen und keinen bekannten Verbindungen zu irgendeiner politischen Gruppe. Dennoch wollte Hannah sie im Auge behalten.
„Sie trifft den Kern der Sache”, sagte Eve. „Ich hatte das Stück beendet und mir gerade vorgenommen, es zu inszenieren, als ich sie in ihrem letzten Film sah. Ich wusste sofort, dass sie eine perfekte Julia wäre.”
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