Cordina's Royal Family 1-4
für mich zu finden.”
„Natürlich. Sie kommen am Samstag mit den übrigen Schauspielern zum Diner?”
„Als ob ich das verpassen wollte. Ich sehe Sie dann da, Lady Hannah.”
„Auf Wiedersehen, Miss O’Hurley.”
Nachdem sie Bennett kurz die Wange getätschelt hatte, stieg Chantel die Treppe wieder hinunter und ließ den Regisseur hinter sich herlaufen.
„Sie ist schon eine beachtliche Frau.”
„Ja, sie ist sehr schön.”
„Das auch.” Ohne sie anzusehen, ergriff Bennett erneut Hannahs Arm.
„Ich habe immer ihre Willenskraft und ihren Ehrgeiz bewundert. Sie ist entschlossen, die Beste zu sein, und sie hat keine Angst, dafür zu arbeiten. Jedes Mal, wenn ich sie auf der Leinwand sehe, ist es atemberaubend.”
„Sie bewundern Ehrgeiz, Hoheit?”
„Ohne ihn verändert sich nichts, weder zum Guten noch zum Schlechten.”
„Manche Männer finden Ehrgeiz bei einer Frau noch immer unschön oder zumindest unangenehm.”
„Manche Männer sind Idioten.”
„Da stimme ich Ihnen absolut zu”, bemerkte Hannah trocken.
Er zog eine Augenbraue hoch. „Wieso bin ich nie ganz sicher, ob Sie mich beleidigen oder nicht, Hannah?”
„Ich bitte um Verzeihung, Hoheit, aber ich habe Ihnen lediglich Recht gegeben.”
Er blieb erneut stehen. Von der Bühne drang Stimmengemurmel zu ihnen herüber, doch der Korridor war leer. Bennett legte eine Hand an ihr Kinn, ignorierte ihr Zusammenzucken und betrachtete ihr Gesicht. „Hannah, wann immer ich Sie anschaue, habe ich den Eindruck, dass hinter Ihrem Erscheinungsbild mehr steckt, als es den Anschein hat.”
Sie fühlte sich plötzlich alarmiert. Ihr Gesicht wurde einen Schein blasser. „Ich weiß nicht, was Sie meinen.”
„Ich stelle Überlegungen an.” Er strich mit dem Daumen über ihr Kinn, dann unmittelbar darunter, wo die Haut noch weicher war und warm. „Ja, ich stelle mehr Überlegungen über Sie an, als ich sollte, Hannah. Haben Sie darauf eine Antwort?”
Die goldgelben Stellen in seinen Augen verwandelten das schlichte Braun zu einem bestrickenden Bernsteinbraun. Er besaß den Mund eines Poeten und die Hände eines Bauern. Hannah fragte sich, wie es möglich war, diese beiden miteinander zu verbinden, während ihr sonst so ruhiges Herz heftig zu schlagen begann.
„Hoheit…”
„Haben Sie eine Antwort, Hannah?”
Er sah, wie sie leicht den Mund öffnete. Seltsam, er hatte vorher noch gar nicht bemerkt, wie attraktiv ihr Mund war – sanft, nur etwas breit und auch ohne Kosmetika schön geformt.
Sie musste hier und jetzt dem allen ein Ende bereiten. Ein in ihr aufkommendes Verlangen konnte nur zerstörerisch wirken. „Nein, Hoheit. Ich kann dazu nur sagen, dass Männer oftmals von einer Frau bezaubert werden, einfach weil diese Frau so anders ist als alles, woran sie gewöhnt sind.”
„Das werden wir noch sehen.” Er wich zurück, obwohl ihn das eine überraschende Anstrengung kostete. „Ich bringe Sie jetzt zurück, Hannah, und dann denken wir beide ein wenig darüber nach.”
3. KAPITEL
Hannah konnte sich innerhalb des Palastes völlig frei bewegen. Als Gast der Fürstenfamilie erhielt sie ihre eigenen Wächter, betrachtete sie jedoch nur als Unbequemlichkeit. Für jemanden mit ihren Talenten war es eine Kleinigkeit, die Wächter in dem Glauben zu lassen, sie wäre in ihren Räumen gut aufgehoben, während sie ganz woanders war. Die Überwachung machte es allerdings schwierig, ihre Kontaktperson außerhalb des Palastes zu treffen.
Die Palasttelefone kamen nicht infrage. Zu viele Nebenstellen waren ein zu großes Risiko. Sie hatte kurz daran gedacht, einen Sender einzuschmuggeln, hatte den Einfall jedoch verworfen. Sender konnten angepeilt werden. Sie hatte nicht zwei Jahre ihres Lebens dafür eingesetzt, so weit zu kommen, um dann alles durch irgendeine elektronische Pleite zu zerstören. Außerdem zog sie es vor, so wichtige Treffen nur von Angesicht zu Angesicht abzuwickeln.
Zwei Tage nach ihrer Ankunft in Cordina gab sie einen Brief zur Post. Er war an eine alte Freundin der Familie in Sussex adressiert, die nicht existierte. Empfänger war einer von Deboques vielen Helfern in Europa.
Falls der Brief abgefangen und geöffnet wurde, fand der Leser nichts Interessanteres als einen geschwätzigen Bericht über Cordina und das Wetter.
Sobald der Brief am Bestimmungsort entschlüsselt wurde, las er sich schon ganz anders. Hannah hatte ihren Namen und ihren Rang innerhalb der Organisation genannt und ein Treffen unter
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