Cordina's Royal Family 1-4
in der Öffentlichkeit. Ganz anders als Bennett, stellte Reeve fest, und sah zu dem anderen Prinzen hin.
Bennett hatte es sich in einem Sessel bequem gemacht und lauschte der Unterhaltung nur mit halbem Ohr. Er verspürte sichtlich keinen Drang, Worte auf ihre Wichtigkeit und Bedeutung hin zu prüfen, wie es sein Bruder tat. Reeve fand es interessant, Bennetts lebensfrohe Einstellung zu beobachten.
Auch Gabriella fand sein Interesse. Reeve konnte noch nicht einschätzen, ob das Mädchen von damals sich jetzt zu einer ernsten Natur wie ihr erster Bruder entwickelt hatte, oder zu einem fröhlichen Wesen wie ihr zweiter. Vielleicht war sie aber auch völlig anders. Nach den zwei kurzen Gesprächen mit ihr war er neugierig, das herauszufinden.
Er fühlte sich jedenfalls von ihr sehr angezogen. Mehr noch, er spürte Verlangen nach ihr. Jedes Mal wenn er sie sah. Ihre bernsteinfarbenen Augen faszinierten ihn. Ich muss vor diesen Augen auf der Hut sein, sagte er sich. Im Übrigen war sie vielleicht eine Frau, die man berühren, verführen oder sogar ins Bett bekommen konnte, aber sie war auch eine Prinzessin. Eine Prinzessin aus Fleisch und Blut, dachte Reeve, und nicht eine der unterkühlten Märchenfeen.
Er drehte sich um und schaute zu ihr hinüber. Sie stand dort wie eine Mischung aus beidem. Ihr Kopf war erhoben, als betrete sie eine Bühne und nicht einen Salon. Perlen schimmerten an ihren Ohren, Diamanten funkelten an ihrem Hals und in ihrem Haar, das sie aus dem Gesicht gekämmt hatte. Der sanftgrüne Ton ihres Kleides unterstrich ihre Wirkung und passte gut zu der Farbe ihrer Haut. Gabriellas ganze Haltung entsprach ihrer Stellung. Sie klammerte sich nicht an ihren Vater.
Dabei hätte es Reeve nicht gewundert, wenn sie den Wunsch verspürt hätte, sich an jemandem festzuhalten. Sie wirkte jedoch vorbereitet, bereit, allem standzuhalten. Und, so stellte er zufrieden fest, sie beobachtete ihre Umgebung.
„Eure Hoheit.“
Gabriella wartete ruhig, bis Loubet den Raum durchquert hatte und sich vor ihr verbeugte. Er war älter als Reeve, aber jünger als ihr Vater. Einige graue Strähnen durchzogen sein blondes Haar, und in seinem Gesicht entdeckte sie ein paar Falten. Er verbreitet einen angenehmen Duft, dachte sie, und musste über ihre Art zu denken lächeln. Den linken Fuß zog er leicht nach, doch er verbeugte sich sehr galant und hatte ein reizendes Lächeln für sie.
„Es freut mich, Sie wieder daheim zu sehen.“
Gabriella empfand nichts bei seinem Händedruck, nichts, als ihre Blicke sich trafen und er sie freundlich betrachtete. „Vielen Dank.“
„Monsieur Loubet und ich hatten heute Abend Geschäftliches zu besprechen.“ Ihr Vater gab ihr gekonnt das Stichwort. „Leider ist es ihm unmöglich, uns beim Essen Gesellschaft zu leisten.“
„Geschäft geht vor Vergnügen, Monsieur Loubet“, erklärte Gabriella ebenso gekonnt.
„Es freut mich wirklich, Sie wieder hier zu sehen, Eure Hoheit!“
Gabriella bemerkte den kurzen Blick, den der Minister und ihr Vater wechselten. Aber sie konnte ihn nicht deuten.
„Da sich die Angelegenheit um mich dreht, haben Sie vielleicht die Freundlichkeit Ihre Ergebnisse bei einem Glas zu erläutern.“
Als sie den Raum durchquerte, bemerkte sie Reeves zustimmendes Kopfnicken. Die leichte Anspannung in ihrem Magen schien sich zu lösen.
„Bitte, meine Herren, nehmen Sie doch Platz“, forderte sie mit einer einladenden Geste auf.
Während ein Diener die Getränke reichte, sagte Alexander plötzlich: „Wir sollten Gabriella nicht damit belasten.“
„Die Probleme Ihrer Familie sind auch Cordinas Probleme, Eure Hoheit“, antwortete Loubet freundlich, aber ohne innere Anteilnahme. „Prinzessin Gabriellas Zustand geht sowohl ihre Familie als auch die Regierung etwas an. Ich fürchte sehr, dass ihr zeitweiliger Gedächtnisverlust sofort von der Presse ausgeschlachtet wird, falls auch nur die kleinste Information nach außen dringt. Momentan sind wir gerade bemüht, unser Volk nach der Entführung zu beruhigen. Mein einziger Wunsch ist es jetzt, dass für die Bevölkerung und Prinzessin Gabriella Ruhe einkehrt.“
„Loubet hat Recht, Alexander“, warf Armand sachlich ein, aber Gabriella hörte den liebevollen Unterton heraus.
„In der Theorie. Aber wir haben bereits Fremde in die Sache hineingezogen“, bemerkte Alexander mit einem abweisenden Blick auf Reeve. „Gabriella braucht Ruhe und Pflege. Wer immer dafür verantwortlich ist …“ Seine Finger
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