Cordina's Royal Family 1-4
Termin machen. Und für dein Haar gleich mit“, sagte Nanny in Befehlston und strich Gabriella über den Kopf. „Es schickt sich nicht für eine Prinzessin, mit kaputten Fingernägeln und struppeligen Haaren herumzulaufen. Wirklich nicht“, schimpfte sie weiter und ging dann in das Nebenzimmer.
„Wirklich nicht, in der Tat.“
Gabriella stand auf und ließ ihr Nachthemd über die Schultern gleiten.
Sie fühlte ihre Intimsphäre im Bad durch die schimpfende und emsige Frau keineswegs gestört. Sie zog ihr Höschen aus und ließ sich von der Frau in eine kurze seidene Robe helfen.
„Steck dein Haar hoch“, ordnete Nanny an. „Ich werde sehen, was ich nach dem Bad damit machen kann.“ Da Gabriella zögerte, ging sie zu der Frisierkommode und öffnete ein kleines, emailliertes Döschen, in dem Haarklammern lagen. „Hier, nimm“, sagte sie mit jetzt liebevoller Stimme.
„Dein Haar ist so dicht wie das deiner Mutter. Du wirst eine Menge Nadeln brauchen.“ Dann brachte sie Gabriella leise vor sich hin murmelnd ins Badezimmer.
Gabriella zog den Morgenrock aus und stieg in das marmorne Bad. Das heiße Wasser tat ihr gut. Genau das hatte ihr gefehlt, um den bevorstehenden Abend gut überstehen zu können.
Ihre Gedanken kreisten plötzlich um Reeve MacGee. Er schien sie gut zu kennen, obwohl er kein sehr enger Freund war, wie sie sich erinnerte. Er lebte sein eigenes Leben in Amerika. Er hatte ihr bestätigt, dass sie dort gewesen war. Flüchtige Eindrücke kamen ihr in den Sinn. Hohe Bauten aus Glas und Marmor und endlose formelle Diners. Ja, und ein Fluss mit grasgrünen Ufern, auf dem reger Schiffsverkehr herrschte. Gabriella stellte fest, dass die Anstrengung, sich an selbst so unbedeutende Nebensächlichkeiten zu erinnern, sie stark ermüdete.
Konzentriere dich auf seine Person, ermahnte sie sich. Wenn er ihr irgendwie behilflich sein konnte, dann musste sie sich bemühen, ihn zu verstehen. Er sieht sehr gut aus, dachte sie, und macht einen äußerst beherrschten Eindruck.
Sie war jedoch nicht sicher, was sich hinter dem Äußeren verbarg. Er schien jemand zu sein, der unbarmherzig und entschlossen sein konnte.
Jemand, der seine Entscheidungen stets auf eigene Faust traf. Gut, dachte Gabriella, genau das brauche ich jetzt.
Ihr fiel die Erregung ein, die sie bei Reeves Handkuss gespürt hatte.
Eine kurze, heftige, verwirrende Erregung. Sie fragte sich, was sie wohl empfinden würde, wenn er sie berühren, seine Hände gegen ihren Körper pressen oder mit den Fingerspitzen ihre Haut streicheln würde. Sie spürte, wie erneut Erregung sie überkam, tat jedoch nichts, um dieses herrliche Gefühl zu unterdrücken.
War sie eine Frau, nach der ein Mann Verlangen verspüren würde?
Gabriella erhob sich aus dem Bad. Das Wasser perlte an ihr herab. Reeve hatte Recht hinsichtlich der möglichen Vorteile ihrer Lage. Sie konnte beobachten, welche Reaktionen sie bei anderen auslöste. Heute Abend würde sie es ausprobieren.
Gabriella stieg am Arm ihres Vaters die lange Treppe hinab. Er hatte ihr gesagt, man würde den Cocktail im kleinen Salon nehmen. Allerdings hatte er ihr nicht gestanden, dass er sie nur deshalb abgeholt hatte, weil er fürchtete, dass sie den Weg dorthin nicht kannte. Am Fuß der Treppe küsste er ihr die Hand. Diese Geste war ähnlich wie vorher bei Reeve, aber sie löste bei Gabriella nur ein Lächeln und keine Erregung aus.
„Du siehst wundervoll aus, Brie.“
„Danke. Bei der Auswahl der Kleider in meinem Zimmer wäre es allerdings auch schwierig, nicht so auszusehen.“
Armand schmunzelte amüsiert. „Du hast oft genug gesagt, schöne Kleider seien dein einziges Laster.“
„Und, sind sie das?“
Hinter ihrer hingeworfenen Frage spürte er den Wunsch nach Wissen, und erneut küsste er ihre Hand. „Ich bin immer nur stolz auf dich gewesen.“
Er zog ihre Hand unter seinen Arm und schritt mit ihr den Gang hinunter.
Reeve fiel eine gewisse Spannung zwischen seinem Sohn Alexander und seinem Staatsminister Loubet auf. Diese Atmosphäre äußerte sich in formeller Höflichkeit. Sobald Alexander auf den Thron gekommen sein würde, befände sich Loubet sicher nicht mehr an seiner Seite, dachte Reeve.
Er ließ einen Moment seinen Blick auf Alexander ruhen. Der junge Prinz war sehr verschlossen. Er hatte noch nicht die Selbstbeherrschung seines Vaters. Was immer in ihm vorgehen mochte, es trat niemals an die Oberfläche. Alexander behielt stets seine Gefühle für sich, zumindest
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