Cordina's Royal Family 1-4
Selbsteinschätzung brachte sie dazu, stehen zu bleiben und ihn stirnrunzelnd anzusehen. „Sie unterschätzen sich.”
Überrascht neigte Bennett den Kopf zur Seite und betrachtete sie. Da war es wieder, dieses gewisse Unbestimmte in ihrem Blick, das ihn schon die ganze Zeit faszinierte. „Eigentlich nicht. Ich bin mir sehr wohl der Tatsache bewusst, dass ich meine Pflicht erfülle. Mein Vater hat uns alle zu der Einsicht erzogen, dass wir nicht einfach einen Titel geerbt haben. Wir mussten ihn uns verdienen.” Er zog sie ein Stück zurück, damit die Gischt der Brandung ihren Rock nicht durchnässte. „Ich werde nicht herrschen.
Dem Himmel sei Dank. Das ist Alex’ Aufgabe und später die seines Sohnes, den Eve uns hoffentlich schenken wird. Und weil ich nicht regieren werde, muss ich mich selbst nicht so ernst nehmen wie Alex. Das heißt aber nicht, dass ich Cordina oder meine Verantwortung auf die leichte Schulter nehme.”
„Es war nicht meine Absicht, Sie zu kritisieren.”
„Das haben Sie, glaube ich, auch nicht getan. Ich wollte nur sagen, dass ich über meine offiziellen Verpflichtungen hinaus den Menschen etwas gebe – über das sie bei einem Glas Wein oder bei einem Abendessen reden können. Seit meinem Teenageralter eilt mir der Ruf des Playboy-Prinzen voraus.” Er lächelte und schob ihr eine Haarsträhne hinter das Ohr.
„Ich kann nicht sagen, dass ich nicht alles getan hätte, um ihn mir zu verdienen.”
„Literatur ist mir lieber, als Klatschgeschichten es sind”, sagte Hannah und ging weiter.
„Auch Klatsch hat seine Bedeutung.” Amüsiert hielt er sie an.
„Sie haben anscheinend Ihre Freude daran.”
„Nein.” Seine Augen wurden dunkel, als er über sie hinweg und hinaus auf das Meer sah. „Ich habe mich nur daran gewöhnt. Es ist nicht einfach, wenn man mit zwanzig weiß, dass jeder nicht ganz zufällige Blick auf eine Frau in der Presse groß rausgebracht wird, Fotos inklusive. Ich mag Frauen.” Jetzt lächelte er und sah sie wieder an. „Da ich diese Seite meiner Persönlichkeit nicht ändern möchte, habe ich beschlossen, mit den Spekulationen der Öffentlichkeit zu leben. Wenn ich gesündigt habe, dann weil es mir an Diskretion fehlte.”
„Man könnte auch sagen, es habe an der Menge gelegen.”
Er zögerte nur kurz, dann warf er den Kopf in den Nacken und brüllte vor Lachen. „O Hannah, was sind Sie doch für ein Schatz. Also haben Sie sich die Zeit manchmal doch mit etwas anderem als mit Yeats vertrieben.”
„Vielleicht habe ich die eine oder andere Schlagzeile überflogen.”
Er lachte wieder und schwenkte sie herum, ehe sie es verhindern konnte. „Köstlich. Einfach köstlich.”
Seine Augen strahlten, als er sie wieder absetzte. „Wie Sie mich in meine Schranken verweisen, so geschickt, das finde ich einfach bewundernswert.”
Unwillkürlich strich sich Hannah den Rock glatt. „Ich bin sicher, Sie haben meine Absicht missverstanden.”
„Den Teufel habe ich. Das ist es ja gerade, was mir an Ihnen so gefällt.”
Der frustrierte Blick, den sie ihm zuwarf, hatte nichts mit der Rolle zu tun, die sie spielte. Ihm zu gefallen war niemals Teil ihres Plans gewesen. Sie war hier, um zu beobachten, ihre Position zu festigen und einen Plan auszuführen, an dem jahrelang gearbeitet worden war. Noch nie zuvor hatte die anständige Lady Hannah sich darüber Sorgen machen müssen, das Interesse eines Mannes geweckt zu haben. Gerade als sie überlegte, wie sie es wieder zunichte machen könnte, streckte er die Hand aus.
„Ihr Haar löst sich.” Mit einer lässigen Bewegung zog er eine Haarspange heraus, die nahe ihrer Schulter hing. „Meine Schuld, weil ich das Verdeck nicht geschlossen habe.”
„Ich muss wie nach einem Hurrikan aussehen.” Sie versuchte, ihre praktische Frisur zu richten. Haarnadeln, vom Wind und dem Gewicht gelockert, lösten sich ganz heraus. Noch während sie eine Verwünschung murmelte, fiel ihr das Haar wie ein Wasserfall über die Schultern bis zur Taille.
„Mon Dieu.” Bevor sie ihr Haar wieder hochstecken konnte, fuhr Bennett mit den Händen hinein. Um seine Finger geschlungen, war es von einem dunklen Honigblond und sanft wie Seide. Wie benommen betrachtete er die Verwandlung. Ihr Haar fiel wild und frei in Wellen um ihr Gesicht und betonte die hohen Wangenknochen, die ohne die Umrahmung nur hart und kantig ausgesehen hatten. Ihr Gesicht wirkte nicht länger hager und knochig, sondern exotisch. „Herrlich! Sie haben das
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