Cordina's Royal Family 1-4
flüsterte er Hannah zu, „treten wir offiziell auf.” Er griff nach hinten, setzte sich die Mütze auf die vom Wind zerzausten Haare und erwiderte den Gruß eines der Soldaten, der ihm die Tür öffnete. Er wusste, dass die Limousine bereits hinter ihnen gehalten hatte, blickte jedoch nicht zurück, während er Hannah in das Gebäude führte. „Zunächst erwarten uns ein paar Formalitäten”, flüsterte er und klemmte sich seine Mütze unter den Arm.
Die Formalitäten bestanden aus einer Gruppe von Offizieren und deren Frauen, die darauf warteten, ihn zu begrüßen und von ihm begrüßt zu werden.
Hannah ließ die Vorstellung über sich ergehen und tat so, als würde sie die spekulierenden Blicke nicht bemerken. Nicht der Typ des Prinzen. Sie konnte es mühelos den Augen ablesen, die auf sie gerichtet waren. Und sie stimmte dem voll zu.
Man bot ihnen Tee an und führte sie durch das Gebäude – um ihretwillen. Hannah täuschte Unwissenheit vor, was die gezeigte Ausrüstung betraf, stellte entsprechende Fragen und sah auch entsprechend höflich bei den stark vereinfachenden Antworten drein. Sie konnte kaum erwähnen, dass Radar- und Kommunikationssysteme ihr so vertraut waren wie den trainierten Männern an den Geräten. Im Handumdrehen hätte sie diese so einstellen können, dass sie Kontakt zu der ISS-Basis außerhalb Londons oder zu Deboques Hauptquartier in Athen aufgenommen hätte.
Mit Pomp und Prunk ging es weiter, als sie ins Freie geführt wurden, um das Anlegen der „Indépendance” zu erwarten. Die Kapelle mit Musikanten in weißen Uniformen, die in der Sonne blendeten, stimmte einen mitreißenden Marsch an, als Bennett auf dem Pier erschien. Eine Menschenmenge jubelte hinter der Absperrung. Kinder wurden hochgehoben, damit sie einen Blick auf den Prinzen werfen konnten.
Hannah zählte ein Dutzend Sicherheitsleute, die sich unter die Menge gemischt hatten, zusätzlich zu den beiden Männern, die niemals weiter als eine Armeslänge von Bennett entfernt waren.
Deboque ist auf freiem Fuss, dachte sie. Jetzt ist alles riskant.
Der Zerstörer in militärischem Grau manövrierte sich an seine Liegeposition heran, während die Zuschauer applaudierten und die Kapelle pausenlos spielte. Matrosen waren auf dem Pier und an Deck angetreten.
Nach sechs Monaten auf See war die „Indépendance” heimgekehrt.
Die Landebrücke wurde herabgelassen. Die Pfeifen ertönten. Der Kapitän ging von Bord, um den Offizieren zu salutieren und sich vor dem Prinzen zu verbeugen.
„Willkommen daheim, Kapitän.” Bennett reichte ihm die Hand, und die Menge brach erneut in Jubel aus.
Wie üblich musste bei einer solchen Gelegenheit eine Rede gehalten werden. Währenddessen ließ Hannah aufmerksam den Blick über die Versammelten gleiten.
Es überraschte sie nicht, ihn hier zu sehen. Der kleine, leicht bucklige Mann stand am Rande der Menschenansammlung und hielt eine kleine cordinianische Flagge. In Zivil gekleidet und mit seinem sanften Gesicht hätte niemand ihn je erkannt oder sich an ihn erinnert. Er war einer von Deboques besten Männern.
Heute wird man keine Maßnahmen gegen Prinz Bennett ergreifen, dachte sie, obwohl es ihr kalt über den Rücken lief. Sich erfolgreich in den Palast eingeschleust zu haben war einer ihrer größten Beiträge für Deboques Organisation gewesen. Vorsicht und Taktik waren jetzt viel mehr verlangt als ein überstürzter Attentatsversuch.
Jedenfalls, das wusste sie, war Deboque an Bennett weniger interessiert als an Alexander und an Alexander nicht so sehr wie an Armand. Nach so langer Wartezeit würde er sich nicht mit dem zweiten in der Thronfolge zufrieden geben.
Trotzdem legte sie die Hand auf den Bügel ihrer Tasche. Hannah bewegte sich, nur ein paar Zentimeter, aber Bennetts Körper war jetzt zu mehr als der Hälfte von ihrem geschützt.
Wurde der Mann mit einer Nachricht für mich geschickt? fragte sich Hannah. Oder einfach nur, damit er dicht dabei ist und beobachtet. Ihr Instinkt sagte ihr, dass Letzteres der Fall war. Beiläufig suchte sie die Menge erneut ab. Sie begegnete seinem Blick, und für den Bruchteil einer Sekunde hielt sie ihn fest. Er erwiderte ihn, signalisierte jedoch nichts.
Hannah ließ den Blick weiterschweifen, denn sie wusste, in wenigen Tagen würden sie sich im Museum treffen.
Die Feierlichkeit mit ihrer flotten Militärmusik und den vielen Bannern wurde mit einem Rundgang durch das Schiff und einer Inspektion der Mannschaft fortgesetzt. Hannah
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