Cordina's Royal Family 1-4
Haar eines Engels.”
Mit klopfendem Herzen versuchte sie zu ignorieren, was sie in seinen Augen sah. Das war keine harmlose Freude und keine beiläufige Anziehung, sondern das Verlangen eines Mannes nach einer Frau, ursprünglich, stark und gefährlich wie das Meer bei einem Sturm. Sie konnte sich nicht von ihm zurückziehen, weil seine Hände in ihrem Haar vergraben waren. Und sie konnte das Auflodern ihres Verlangens nicht leugnen, während er sie festhielt.
Es sollte nicht passieren. Selbst in dieser Situation konnte sie sich sagen, dass es nicht passieren durfte. Dennoch wollte sie von ihm gehalten, begehrt und geliebt werden. Das alles war gegen die Regeln, und es fiel ihr schwer, sich zurückzuhalten.
„Engelshaar”, wiederholte Bennett flüsternd. „Warum steckt eine Frau solche Schönheit hoch und verbirgt sie?”
Nein, sie konnte nicht verleugnen, was in ihr vorging, doch sie konnte, wie sie es gelernt hatte, sich selbst verleugnen. „Es ist praktischer, wenn man es hochgesteckt trägt.” Sie hob die Hände, um ihre Haar aus seinem Griff zu lösen, und traf auf Widerstand.
Ja, er hatte die ganze Zeit Recht gehabt. Es war viel mehr an ihr, als sie an die Oberfläche dringen ließ. Vielleicht zog ihn das ständig an, weckte in ihm eine Begierde, die er nie zuvor gekannt hatte. Falls es möglich gewesen wäre, hätte er sie an sich gezogen. Es waren nicht die Leibwächter, die ihn abhielten, es war die Spur von Besorgnis, die er in ihren Augen zu erkennen glaubte.
„Wenn das so ist, meine überaus praktische Hannah, warum haben Sie Ihr Haar dann nicht einfach abgeschnitten?”
Wie oft hätte sie es beinahe getan und war im letzten Moment davor zurückgeschreckt. Sie holte tief Luft und bot ihm die schlichte Wahrheit, weil die oft am besten war, um alles zu verschleiern. „Selbst ich habe Eitelkeiten.”
„Es macht Sie wunderschön.” Er zog die Hände wieder durch ihr Haar und konnte kaum glauben, dass es noch vor kurzem von etlichen Haarnadeln verdeckt worden war.
„Nur anders.” Ihr Lächeln verbarg die Spannung, die sie innerlich spaltete.
„Jeder Mann würde einer solchen Veränderung zustimmen.” Sie war starr unter seinen Händen. Widerstrebend ließ er sie los. „Aber Sie suchen nicht die Zustimmung eines Mannes, nicht wahr?”
„Ich habe das nie für nötig gehalten.” Mit einigen geschickten Drehungen hatte sie ihr Haar wieder im Nacken verschlungen. Die Nadeln wurden hineingeschoben, bis es gesichert war. Sie konnte sich fast, aber nur fast selbst gesichert fühlen. „Wir sollten zurückfahren. Eve könnte mich brauchen.”
Bennett nickte und machte sich mit ihr auf den Rückweg zum Wagen. Es würde sich wieder eine Gelegenheit an einem anderen Ort bieten. Er fand etwas in sich, das er nur selten erfuhr, besonders wenn es mit einer Frau zu tun hatte – Geduld.
„Sie können Ihr Haar hochstecken, Hannah, aber da ich jetzt weiß, wie es aussieht, werde ich es jedes Mal so sehen, wenn ich Sie betrachte.” Als sie die Ufermauer erreichten, hob er Hannah wieder darüber hinweg, blieb diesmal jedoch stehen, die Hände an ihrer Tail e und die Mauer zwischen ihnen. „Nachdem ich nun dieses eine Geheimnis erfahren habe, frage ich mich, wie viele andere Sie noch haben und wie bald ich sie herausfinden werde.”
Sorge und Verlangen waren eine mächtige Kombination. Sie fühlte, wie ihr Herz von beidem pochte. „Ich fürchte, Sie werden enttäuscht sein, Bennett. Ich habe wirklich keine interessanten Geheimnisse.”
„Das werden wir sehen”, sagte er, bevor er sich mühelos über die Ufermauer schwang.
5. KAPITEL
Es geschah nicht oft, dass Hannah sich danach sehnte, schön zu sein. Durch ihre Arbeit hatte sie die Schönheit des Unauffälligen schätzen gelernt. Im Laufe der Jahre hatte sie hin und wieder ein leises Bedauern gespürt, wenn sie an zarte Farben und hauchdünne Kleider dachte. War sie nicht im Dienst und außer Landes, so konnte sie ihr Äußeres verändern, mit einer anspruchsvollen Wahl der Farben und Schnitte und ein paar gekonnten Strichen mit dem Schminkpinsel.
Hannah wusste, dass jede Frau bei Eves Dinnerparty wundervoll aussehen würde. Ein solches Erlebnis im Palast war geprägt von Eleganz, ja sogar von Extravaganz. Hannah hatte keinen Zweifel, dass jede Frau sich bemühen würde, dem Anlass gerecht zu werden. Jede Frau, sie natürlich ausgenommen.
Sie hatte bereits Eves glitzerndes schwarzes Kleid mit dem von der Taille zu den Knöcheln weich
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