Cordina's Royal Family 1-4
trat ein. „Reeve wird sich um alles kümmern.”
Es gab Pflicht und Ehre, die er nie in Frage gestellt hatte. Jetzt gab es auch Liebe. Bennett drängte sich durch die Tür.
Hannah hielt die Pistole in der Hand, während sie im Treppenhaus stand, sich nicht bewegte, kaum atmete und überlegte, ob sie nach oben gehen und nach den Bissets sehen oder nach unten schleichen und die elektrischen Einrichtungen überprüfen sollte. Wenn eine Bombe hochgegangen war, konnte es leicht noch eine zweite geben.
Ihr Verstand sagte ihr, dass die Bissets gut beschützt waren und ihre Aufgabe darin bestand, die Quelle der Störung zu finden. Ihr Herz wollte lediglich wissen, ob Bennett in Sicherheit war. Hannah folgte ihrem Herzen und begann, nach oben zu gehen. Sie hatte erst drei Stufen hinter sich gebracht, als sie hörte, wie sich auf dem Treppenabsatz unter ihr eine Tür schloss.
Mit dem Finger am Abzug richtete sie den Lauf ihrer Pistole senkrecht nach oben und ging wieder hinunter. Sie sah den Strahl der Taschenlampe, bevor sie die Schritte hörte. Vorsichtige Schritte. Leise Schritte. Geschützt im Schatten der Ecke, verharrte Hannah abwartend.
Sie erkannte den Mann aus dem Museum wieder. Er trug jetzt die dunkelblaue Uniform des Wartungspersonals und hatte einen kleinen Werkzeugkasten bei sich. Der Lichtstrahl seiner Lampe glitt an ihren Schuhspitzen vorbei, ehe sie aus ihrem Versteck trat und dem Mann den Pistolenlauf in die Seite drückte.
„Ganz ruhig!” sagte sie gedämpft. „Entschuldigen Sie diese Begrüßung, aber ich wollte kein Loch im Kopf haben, bevor Sie mich erkannten.”
„Mademoiselle!” Sie hörte die unterdrückte Wut in seiner Stimme. „Man hat mir gesagt, Sie würden mir heute Abend nicht in die Quere kommen.”
Hannah zog die Waffe zurück. „Ich ziehe es vor, mit eigenen Augen zu sehen, was vor sich geht. Ein dramatischer Zwischenfall”, lobte sie. „Gibt es noch andere Pläne für diesen Abend?” Sie war sicher, dass er auf Mord eingestellt war. Aber war er bewaffnet?
„Nur wenn sich die Gelegenheit ergibt. Wenn Sie mich jetzt entschuldigen.”
„Sicher.” Ihr einziger Gedanke war, ihn aus dem Theater zu schaffen, bevor sich eine Gelegenheit ergab. Das Theater war voll von Menschen, die Fürstenfamilie war anwesend. „Kann ich Ihnen bei einem diskreten Abgang helfen?”
„Dafür ist gesorgt.”
„Gut. Sagen Sie Ihrem Auftraggeber, dass ich nicht so dramatisch, aber sehr wirkungsvoll sein werde.” Sie wandte sich der Treppe zu, als sie hörte, wie sich die Tür über ihnen öffnete.
„Hannah?”
Beim Klang von Bennetts Stimme gefror ihr das Blut in den Adern. Als der Mann neben ihr sich bewegte, packte sie ihn am Arm. Ohne etwas zu sehen, wusste sie, dass er nach einer Waffe griff.
„Seien Sie kein Narr!” flüsterte sie. „Ohne richtiges Licht können Sie leicht danebenschießen und alles verderben. Knipsen Sie die Taschenlampe aus, und lassen Sie mich machen!” Sie fühlte sein Widerstreben, drehte sich jedoch rasch um und ging die Stufen hinauf.
„Bennett!” Sie brauchte die Angst in ihrer Stimme nicht vorzutäuschen. Er war kaum mehr als ein Schatten an der Tür, aber sie legte die Arme um ihn und schützte ihn mit ihrem Körper.
„Was machen Sie hier unten?” fragte er.
„Ich habe mich verirrt, als die Lichter ausgingen.”
„Um Himmels willen, Hannah, wie sind Sie nur so weit heruntergelangt?”
„Ich… ich weiß es nicht. Bitte, gehen wir zurück.”
„Sie hätten sich auf dieser Treppe den Hals brechen können.” Als er sie leicht schüttelte und sie von sich schieben wollte, veränderte sie ihre Haltung, um ihn noch besser abzusichern.
„Küssen Sie mich!” befahl sie flüsternd.
Beinahe amüsiert, nachdem er sie heil wieder gefunden hatte, hob Bennett ihr Kinn an. In dem schwachen Licht einer fernen Notbeleuchtung konnte er nur vage die Umrisse ihres Gesichts und das Glitzern ihrer Augen ausmachen. „Wenn Sie darauf bestehen.”
Während er den Mund auf ihren senkte, griff sie nach der Klinke hinter ihm und bereitete sich darauf vor, ihn durch die Tür zu schieben.
Dann umfasste er sanft ihr Gesicht. Seine Lippen lockten und beschwichtigten und verlangten so wenig als Gegenleistung. Eine Hand legte sich auf ihren Rücken. Hannah verspannte sich. Sie liebte ihn sehr, wusste jedoch, dass sie ihn nicht lieben durfte. Sie wollte, dass der Kuss nur ein Berühren von Lippen war, ein Symbol für Zuneigung. Doch er musste ein Werkzeug sein und
Weitere Kostenlose Bücher