Cordina's Royal Family 1-4
dem Mann unter ihnen Zeit zur Flucht geben.
Dann wäre Bennett in Sicherheit. Nur für Sekunden legte sie all ihre Empfindungen in den Kuss. Er würde sicher sein, und sie würde wieder frei atmen können.
Er spürte die Veränderung, und sein Herz begann zu hämmern. Er hatte sich ausgemalt, wie sie in der Dunkelheit allein gewesen war und sich nach Trost und körperlichem Kontakt gesehnt hatte. Deshalb hatte er sein Verlangen verdrängt und sie wie ein Freund geküsst, mit Zuneigung und Verständnis. Ihre Reaktion kam wie Donner und Blitz.
Die Lichter flammten wieder auf …
Und auf einmal passierte alles sehr schnell, aber Bennett würde sich ein Leben lang an jede Bewegung, jedes Geräusch erinnern. Es gab keine Zeit für Angst, nur für Überraschung und dann Desillusionierung.
Als die Lichter brannten, versteifte er sich. Hannah wusste in diesem Moment, dass Deboques Mann nicht verschwunden war, wie sie gehofft hatte, sondern darauf wartete, die Gelegenheit zu nutzen, die sich ihm bot.
Ohne zu zögern, wirbelte sie aus Bennetts Armen und schob ihn halb durch die Tür. Der Mann hatte seine Waffe gezogen, aber sie auch die ihre. Und sie war sehr schnell.
Bennett hatte den Mann und seine Waffe gesehen. Er hatte sich von der Tür abgestoßen, um Hannah abzuschirmen, als sie schoss. Einen Moment starrte er lediglich wie benommen, sah den Mann zusammenbrechen und reglos liegen bleiben. Dann bemerkte er die Pistole in Hannahs Hand. Eine Überraschung löste die andere ab. Seine Miene wurde völlig ausdruckslos. Als er sprach, klang seine Stimme neutral.
„Was für ein Spiel spielen Sie da und für wen?”
Hannah hatte nie zuvor getötet. Sie war darauf trainiert, natürlich, aber sie hatte nie mit eigener Hand ein Leben beendet. Während sie dastand und nach unten blickte, fühlte sich die Waffe in ihrer Hand fremd und kalt an. Ihr Gesicht war blass, ihre Augen schimmerten dunkel, als sie sich an Bennett wandte. „Ich muss Ihnen alles erklären, aber jetzt ist dazu keine Zeit.” Sie hörte hastige Schritte und nahm sich zusammen. „Bitte, vertrauen Sie mir!”
„Das ist eine interessante Bitte in diesem Moment.” Er wollte an ihr vorbei zu dem Mann hinuntergehen.
„Bennett, bitte!” Sie packte ihn am Arm und zog ihn zu sich. „Ich erzähle Ihnen alles später. Sie können sich bei Reeve oder Ihrem Vater die Bestätigung holen.”
Seine Muskeln spannten sich an. „Bei meinem Vater?”
„Bitte, um seinetwillen, um Ihrer Familie willen, spielen Sie das mit mir zu Ende!” Sie drückte ihm die Waffe in die Hand, als Reeve mit fünf Leibwächtern im Schlepptau auftauchte. Da zeigte sie Reaktion. Erneut war Wahrheit die beste Tarnung.
„Er wollte den Prinzen erschießen.” Hannah ließ ihre Stimme vibrieren und lehnte sich schwer gegen Bennett. „Er wollte ihn töten. Hätte Bennett nicht …” Sie verstummte und barg das Gesicht an Bennetts Schulter.
Er rührte sich nicht, auch wenn er ihr nicht widersprach. Sie fühlte keine tröstende Hand, hörte keine beruhigende Stimme. Reeve beugte sich über die Leiche und blickte dann zu Bennett hoch. „Was für ein Glück, dass du schnell warst – und treffsicher.” Der 45er neben der Leiche war nicht abgefeuert worden. Er schaute kurz zu Hannah. „Wir werden das in aller Stille abwickeln.”
Bennett verzog den Mund, aber es war kein Lächeln. „Natürlich.”
„Geh jetzt wieder in die Loge.” Reeve gab zwei Leibwächtern ein Zeichen, ihn zu begleiten. „Wir sagen der Familie erst etwas davon, wenn wir privat und unter uns sind.” Mit einem Kugelschreiber hob er den 45er am Abzugbügel hoch. „Die Polizei wird durch den Hintereingang kommen.”
Bennett scheuchte die Leibwächter mit einer Geste beiseite. Es war das erste Mal, dass Hannah ihn wahrhaft fürstliche Überlegenheit einsetzen sah. „Ich möchte mit dir sprechen – al ein, sofort.”
„In Ordnung.” Er hat zu viel gesehen, dachte Reeve. Es musste schnell erledigt werden. „In Eves Büro. Lass mir nur zuerst ein paar Minuten, um mich um das hier zu kümmern.”
„Zehn Minuten”, sagte Bennett und wandte ihnen al en den Rücken zu.
„Ich möchte zurück in den Palast.” Hannah stand allein auf den Stufen.
Sie umklammerte ihre Tasche, so fest, dass die Knöchel weiß hervortraten.
„Ich fühle mich nicht gut.”
„Besorgen Sie einen Wagen und einen Fahrer!” befahl Reeve einem der Leibwächter. Einem anderen überreichte er die Waffe des Toten, ehe er die Treppe
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