Cordina's Royal Family 1-4
die die Hoteldirektion heraufgeschickt hatte. Obwohl sie gelassen wirkte, war sie doch besorgt. Ihre Freundin war viel zu blass. Und es hatte den Anschein, als ob sie abgenommen hätte.
Wenn sich Camilla ein paar Tage in Virginia ausruht, ist sie bestimmt bald wieder ganz die Alte, versuchte sich Marian zu beruhigen. Die Farm war so abgeschirmt wie der Palast in Cordina. Dafür hatte Camillas Vater gesorgt.
„Ich weiß, es ist schrecklich lästig, bei jedem Schritt in der Öffentlichkeit von Bodyguards umringt und von sensationsgierigen Reportern belagert zu werden”, fuhr sie fort. „Aber was hast du für eine Wahl? Einfach weglaufen?”
„Ja.”
Marian nahm sich kichernd noch eine Weintraube. Dann rutschte sie ihr aus den Fingern, als sie den stählernen Glanz in Camillas goldbraunen Augen sah. „Mir scheint, du hast einen kleinen Schwips.”
„Ganz gewiss nicht”, erwiderte Camilla ruhig. „Ich habe nur ein Glas Champagner getrunken. Und das nicht einmal ganz.”
„Dann muss es ja ein ziemlich großes gewesen sein. Hör zu, ich gehe jetzt wie ein braves Mädchen auf mein Zimmer, damit du schlafen kannst. Und morgen sieht die Welt schon wieder ganz anders aus.”
„Ich denke seit Wochen darüber nach.” Camilla hatte mit der Idee gespielt. Herumfantasiert. Und heute Nacht würde sie sie in die Tat umsetzen. „Du musst mir helfen, Marian.”
„Non, non, c’est impossible. C’est complètement fou”
Marian, die so durch und durch amerikanisch war wie Apple pie, verfiel nur selten ins Französische. Als sich ihre Eltern in Cordina niedergelassen hatten, war sie zehn gewesen. Sie und Camilla hatten damals schnell Freundschaft geschlossen und waren seitdem eng befreundet. Doch jetzt antwortete die zierliche Frau mit den hochgesteckten honigbraunen Haaren vor Schreck in der Sprache ihrer Wahlheimat. Sie riss alarmiert die warmen leuchtend blauen Augen auf.
Ihre Freundin hatte einen Gesichtsausdruck aufgesetzt, den sie kannte.
Und fürchtete.
„Es ist weder unmöglich noch verrückt, sondern durchaus möglich und ganz normal”, erwiderte Camilla bestimmt. „Ich brauche dringend ein bisschen Zeit für mich allein, ein paar Wochen, deshalb werde ich sie mir nehmen. Und zwar als Camilla MacGee, nicht als Camilla von Cordina. Ich lebe jetzt schon seit Grandperes Tod …”
Sie sprach den Satz nicht zu Ende. Es tat immer noch weh. Ihr Großvater war jetzt seit fast vier Jahren tot, und sie hatte den Verlust noch nicht überwunden.
„Er war unser Fels”, fuhr sie fort und versuchte, Haltung zu bewahren.
„Obwohl er bereits viel Verantwortung an Onkel Alex abgegeben hatte, regierte er bis zum Schluss. Seit seinem Tod muss die Familie einen größeren Beitrag leisten … wir müssen uns alle ständig zusammenreißen. Trotzdem ist es richtig so, ich würde es gar nicht anders wollen. Ich habe es nie bereut, dass ich mich damals bereit erklärt habe, mehr offizielle Pflichten zu übernehmen.”
„Aber?” Marian, die sich mittlerweile in ihr Schicksal gefügt hatte, ließ sich auf der Armlehne der Couch nieder.
„Ich muss dieser Treibjagd für eine Weile entkommen. Unter allen Umständen”, sagte Camilla und presste sich eine Hand aufs Herz. „Ich fühle mich wie ein gehetztes Wild. Ich kann keinen Fuß auf die Straße setzen, ohne dass sich nicht sofort irgendwelche Fotografen an meine Fersen heften. Wenn das so weitergeht, werde ich mich noch selbst verlieren. Ich weiß ja schon jetzt nicht mehr, wer ich eigentlich bin. Und es gibt inzwischen schon viel zu viele Momente, in denen ich mich nicht einmal mehr spüren kann.”
„Du brauchst Ruhe. Du musst dringend ein bisschen ausspannen.”
„Ja, aber das ist nicht alles. Es ist komplizierter, Marian. Ich weiß einfach nicht, was ich für mich will. Nur für mich ganz allein. Schau Adrienne an”, fuhr sie in Anspielung auf ihre jüngere Schwester fort. „Sie ist erst einundzwanzig und schon verheiratet. Mit sechs hat sie Philippe zum ersten Mal gesehen, und das war es dann. Sie wollte nur eins … ihn heiraten und in Cordina ihre gemeinsamen Kinder großziehen. Und meine Brüder sind wie die beiden Hälften unseres Vaters. Der eine der Farmer, der andere der Sicherheitsexperte. Nur ich habe irgendwie keine Richtung, Marian. Kein Talent.”
„Das stimmt absolut nicht. In der Schule hast du immer mit den besten Noten geglänzt. Dein Gehirn ist wie ein verdammter Computer, wenn irgendetwas dein Interesse weckt. Du bist eine ganz
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