Cordina's Royal Family 1-4
hochgesteckt, die ihren schlanken, mit einem Smaragdcollier geschmückten Hals vorteilhaft zur Geltung brachte. Ihr elegantes schwarzes Abendkleid betonte ihre gertenschlanke Figur. Eine Figur, die sich in letzter Zeit gefährlich der Grenze zur Magerkeit näherte, wie sie und ihre Schneiderin wussten.
Früher war ihr Appetit besser gewesen.
Ihr Gesichtsausdruck war ruhig, ihre Haltung perfekt. Hinter ihren Augen tobte ein stechender Kopfschmerz.
Sie war eine Prinzessin, aber sie war auch eine Frau am Rande der Erschöpfung.
Sie applaudierte. Sie lächelte. Sie lachte.
Es war fast Mitternacht – sie hatte einen Achtzehnstundentag hinter sich –, als ihre Mutter es schließlich schaffte, zum ersten Mal an diesem Abend ein privates Wort an sie zu richten.
Sie legte Camilla einen Arm um die Taille, beugte sich zu ihr herüber und sagte leise: „Du siehst gar nicht gut aus, Liebling.” Um die Erschöpfung, die sich auf Camillas Gesicht spiegelte, wahrzunehmen, erforderte es schon das scharfe Auge einer Mutter, und Gabriella hatte in der Tat scharfe Augen.
„Ich bin nur ein bisschen müde, das ist alles.”
„Geh. Fahr zurück ins Hotel. Und widersprich jetzt nicht”, drängte Gabriella leise. „Du bist völlig überarbeitet. Ich hätte darauf bestehen sollen, dass du ein paar Wochen auf der Farm ausspannst.”
„Aber es gibt doch so viel zu tun.”
„Du hast genug getan. Ich habe Marian bereits gebeten, den Sicherheitsdienst zu informieren, damit man dich zum Wagen bringt. Dein Vater und ich werden in einer Stunde ebenfalls aufbrechen.” Als Gabriella aufschaute, registrierte sie, dass sich ihr Sohn offenbar prächtig mit einer berühmten amerikanischen Sängerin unterhielt. „Soll Kristian dich begleiten?”
„Nein.” Es lag an ihrer Erschöpfung, dass Camilla ihrer Mutter nicht widersprach. „Er amüsiert sich. Davon abgesehen ist es ohnehin klüger, wenn wir alle einzeln nacheinander verschwinden.” Und unauffälliger, wie sie hoffte.
„Die Amerikaner lieben euch – vielleicht sogar ein bisschen zu sehr.”
Gabriella lächelte und gab ihrer Tochter einen Kuss auf die Wange. „Schlaf dich erst einmal richtig aus. Und morgen früh reden wir weiter.”
Aber es gab kein unauffälliges Entkommen. Trotz der Limousine vor dem Haupteingang, die als Köder dienen sollte, trotz aller Vorkehrungen, die der Sicherheitsdienst getroffen hatte, und trotz der Tatsache, dass Camilla das Gebäude durch einen Seitenausgang verließ, hatten die Medien von ihrem Abgang irgendwie Wind bekommen.
Sobald sie den Fuß vor die Tür gesetzt hatte, flammten Kamerablitze auf und erhellten die Nacht. In ihren Ohren hallten Schreie wider. Sie spürte, wie sie von der Menschenmenge umringt wurde, spürte Hände, die an ihr zerrten, dann merkte sie zu ihrer Beschämung, dass ihr die Beine zitterten, als ihre Leibwächter sie zu der wartenden Limousine lotsten.
Geblendet von Kamerablitzen, die es ihr unmöglich machten, etwas zu sehen oder auch nur einen einzigen Gedanken zu fassen, rang sie verzweifelt um Haltung, während sie sich, flankiert von ihren Bodyguards, durch die Menschenmenge bewegte.
Es war so entsetzlich heiß, so scheußlich eng. Bestimmt fühlte sie sich deshalb so krank. Krank und schwach und idiotisch verängstigt. Am Ende war sie sich nicht sicher, ob sie stolperte, geschubst wurde oder mit dem Kopf voraus ins Auto sprang.
Als der Wagenschlag hinter ihr zufiel und das Geschrei außerhalb der Stahl- und Glashülle anschwoll, erschauderte sie, und der plötzliche eisige Luftzug der Klimaanlage bewirkte, dass ihre Zähne aufeinander schlugen.
Sie schloss die Augen.
„Hoheit, ist alles in Ordnung mit Ihnen?” hörte sie wie von fern die besorgte Stimme eines Leibwächters fragen.
„Danke, ja, mir geht es gut.”
Aber sie wusste, dass das nicht stimmte.
1. KAPITEL
Was immer auch gesagt werden mochte und zweifellos auch gesagt werden würde, es war keine spontane Entscheidung gewesen. Ihre Königliche Hoheit Prinzessin Camilla von Cordina handelte niemals spontan.
Aber sie war verzweifelt.
Und diese Verzweiflung hatte sich zugegebenermaßen seit Monaten in ihr angestaut. Um schließlich in dieser heißen, stickigen, endlosen Juninacht trotz aller Anstrengungen, sie zu leugnen, ihren Höhepunkt zu erreichen.
Der wilde Paparazzischwarm, der über sie hergefallen war, als sie versucht hatte, die Wohltätigkeitsgala unbemerkt zu verlassen, war der Tropfen gewesen, der das Fass zum Überlaufen
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