Cordina's Royal Family 1-4
wunderbare Gastgeberin und arbeitest unermüdlich für Dinge, die es wert sind.”
„Pflichten”, sagte Camilla. „In puncto Pflichterfüllung übertreffe ich mich in der Regel selbst. Und was ist mit den Dingen, die Spaß machen? Ich kann ein bisschen Klavier spielen, ein bisschen singen. Ein bisschen malen, ein bisschen fechten. Aber wo sind meine Leidenschaften?” Sie legte sich die Hand aufs Herz. „Ich werde es herausfinden … oder wenigstens ein paar Wochen ohne Bodyguards, ohne Protokoll und ohne die verdammten Medien mit dem Versuch zubringen, es herauszufinden! Wenn ich nicht für eine Weile meine Ruhe habe”, fuhr sie leise fort, „habe ich Angst… große Angst zu zerbrechen.”
„Sprich mit deinen Eltern, Cam. Sie werden dich verstehen.”
„Mama schon. Bei Daddy bin ich mir da nicht so sicher.” Aber sie lächelte, als sie es sagte. „Obwohl Adrienne inzwischen seit drei Jahren verheiratet ist, ist er immer noch nicht darüber weg, dass er seine kleine Tochter verloren hat. Und Mama … sie war bei ihrer Heirat so alt, wie ich jetzt bin. Noch jemand, der genau wusste, was er wollte. Obwohl vorher…”
Sie schüttelte den Kopf und begann wieder, auf und ab zu gehen. „Die Entführung und die Attentatsversuche auf meine Familie. Das alles ist zwar schon so lange her, für uns aber immer noch sehr real. Ich kann es meinen Eltern nicht vorwerfen, dass sie stets so besorgt um die Sicherheit ihrer Kinder waren. An ihrer Stelle hätte ich mich genauso verhalten. Aber mittlerweile bin ich längst erwachsen, und ich brauche … ich brauche einfach etwas ganz für mich allein.”
„Einen Urlaub also.”
„Nein, ich muss mich auf die Suche nach mir selbst machen.” Sie ging zu Marian und ergriff ihre Hände. „Du hast dir ein Auto gemietet.”
„Ja, ich brauchte es, um … oh. Oh Camilla!”
„Gib mir die Schlüssel. Ruf die Mietwagenfirma an, und lass den Vertrag verlängern.”
„Du kannst unmöglich aus Washington wegfahren!”
„Warum nicht? Ich bin eine ausgezeichnete Fahrerin.”
„Oh, Camilla, ich bitte dich! Deine Familie wird wahnsinnig werden, wenn du einfach verschwindest. Und die Medien werden verrückt spielen.”
„Ich würde es nie zulassen, dass sich meine Eltern meinetwegen Sorgen machen. Deshalb werde ich sie morgen früh gleich als Erstes anrufen. Und du teilst der Presse mit, dass ich an einem geheim gehaltenen Ort Urlaub mache. Dabei wirst du ganz beiläufig das Wort Europa erwähnen, dann werden sie mir ja wohl kaum hier in den Staaten nachjagen.”
„Muss ich dich wirklich darauf hinweisen, dass dein Gesicht auf jeder Illustrierten zu sehen ist?” Marian griff wahllos nach einer der Zeitschriften auf dem Couchtisch und hielt sie hoch. „Dein Gesicht gehört zu den bekanntesten Gesichtern der Welt, Cam. Du kannst nicht einfach irgendwo in der Menge untertauchen.”
„Das werde ich aber.” Obwohl sie wusste, wie töricht ihr Vorhaben war, ging sie mit einem Kribbeln im Bauch zum Schreibtisch, wo sie eine Schublade öffnete. Und eine Schere herausnahm. „Prinzessin Camilla.” Sie zog die Haarnadeln aus ihrer kunstvoll aufgesteckten Frisur heraus und schüttelte den Kopf, sodass das tiefrote Haar, das ihr fast bis zur Taille reichte, herunterfiel, dann atmete sie tief durch. „Es wird Zeit, dass ich mir ein völlig neues Outfit zulege.”
Auf Marians Gesicht spiegelte sich blankes Entsetzen, über das Camilla gelacht hätte, wenn sie nicht selbst etwas Ähnliches verspürt hätte. „Das ist ja wohl nicht dein Ernst! Camilla, du kannst doch nicht … du kannst dir doch nicht einfach die Haare abschneiden. Deine wunderschönen Haare!”
„Stimmt.” Camilla hielt ihr die Schere hin. „Du schneidest.”
„Ich? Oh nein … niemals. Unter gar keinen Umständen.” Marian versteckte ihre Hände hinter dem Rücken. „Hör zu, ich schlage vor, dass wir uns jetzt hinsetzen, ein gutes Glas Wein trinken und einfach warten, bis dieser Anfall von Verrücktheit abgeklungen ist. Und morgen wirst du dich ganz bestimmt wieder besser fühlen.”
Davor fürchtete sich Camilla. Sie fürchtete sich davor, dass es vorbeigehen und sie einfach immer so weitermachen würde. Dass sie weiterhin geduldig ihre Pflicht tun, ihre Aufgaben erfüllen und wieder in die unbestreitbaren Annehmlichkeiten ihres Lebens zurückgleiten würde. Immer auf der Flucht vor den Medien.
Wenn sie nicht jetzt irgendetwas tat – einfach nur irgendetwas wann dann? Oder würde sie gar nichts
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