Cordina's Royal Family 1-4
lauerte. Er konnte sich kaum allein anziehen, ohne die gebrochenen Knochen, die ausgerenkte Schulter und die geprellten Rippen in Mitleidenschaft zu ziehen.
Er konnte sich nicht einmal seine verdammten Schuhe zubinden.
Es war katastrophal.
Nachdem er wieder sicher genug auf den Beinen stand, um darüber nachzugrübeln, wie unsicher er im Grunde doch war, griff er nach der Taschenlampe, die er fallen gelassen hatte, und ging in die Hütte zurück. Unterwegs nahm er den Eimer mit Regenwasser auf und stieß einen unflätigen Fluch aus, weil sogar dieses Gewicht an seinen Reserven zehrte.
Im Vorraum stellte er den Eimer ab, warf den Regenmantel in eine Ecke und ging dann in die Küche, um sich Kaffee zu holen.
Als er die Hand nach der Kaffeekanne ausstreckte, sah er, dass sie nicht da war.
Er brauchte eine Minute. Del nahm gewisse Dinge erst zur Kenntnis, wenn er sie zur Kenntnis nehmen wollte. Nicht nur die Kanne war verschwunden, sondern auch das gesamte schmutzige Geschirr, das sich in der Spüle, auf dem Tisch und sämtlichen vorhandenen Ablageflächen getürmt hatte.
Er konnte sich nicht erinnern, abgewaschen zu haben. Mit solchen Pflichten plagte er sich erst herum, wenn gar nichts mehr ging. Verdutzt öffnete er einen Küchenschrank und schaute auf die Stapel sauberer Tel er.
Die Ablageflächen waren leer, ebenso wie der Tisch. Er schnaufte verärgert, als er sah, dass seine Notizen und Unterlagen auf einem ordentlichen Stapel lagen.
Als er schließlich entschlossen, seinem unwillkommenen Gast das weiche, rosige Fell über die Ohren zu ziehen, die Küche durchquerte, stieg ihm Kaffeeduft – und Essensduft – in die Nase. Das erinnerte ihn daran, dass er seit Stunden nichts mehr gegessen hatte, und besänftigte seinen aufflackernden Zorn unter Hunger.
Da war sie und rührte über dem Kaminfeuer in einem Topf. Er sah, dass sie eine Art Gril aufgebaut hatte, mit einem Rost – wahrscheinlich aus dem Backofen –, unter den sie Backsteine gelegt hatte.
Er erinnerte sich dunkel, dass die Backsteine auf der Veranda gelegen hatten, weiß der Himmel, wofür.
Erfinderisch war sie ja, das musste er widerwillig einräumen, wobei er registrierte, dass sie, obwohl sie ziemlich dünn war, eine appetitlich gerundete Kehrseite hatte.
„Ich habe gesagt, dass Sie die Finger von meinem Zeug lassen sollen.”
Sie schrak nicht zusammen. Da er wie eine ganze Elefantenherde durch die Hütte getrampelt war, hatte sie ihn nicht überhören können.
„Ich habe Hunger. Aber ich weigere mich, in einem Schweinestall zu kochen oder zu essen. Ihre Unterlagen in der Küche habe ich kaum berührt. Ich habe nur versucht, ein bisschen Ordnung zu machen.”
Und die Unterlagen sind faszinierend, dachte sie. Soweit sie seine Handschrift hatte entziffern können.
„Vorher wusste ich genau, wo was ist.”
„Schön.” Sie richtete sich auf und drehte sich zu ihm um. „Dann werden Sie eben herausfinden müssen, wo es jetzt ist. Ich habe zwei ordentliche Stapel gemacht. Mir ist wirklich schleierhaft, wie Sie in so einem …” Sie unterbrach sich, als sie sah, dass von seiner Hand Blut tropfte. „Oh, was haben Sie denn gemacht?”
Er schaute nach unten, sah, dass er sich an seiner gesun den Hand geschnitten hatte, und seufzte. „So ein Mist. Na, egal, ich denke, auf eine mehr kommt es jetzt auch nicht mehr an.”
Aber sie war schon bei ihm, griff nach seiner verletzten Hand und beugte sich über den Schnitt wie eine besorgte Glucke über ihre Küken. „Gehen Sie wieder in die Küche”, befahl sie energisch. „Sie bluten hier alles voll.”
Es war wirklich nicht der Rede wert. Kein Mensch hatte je um seine Kratzer so viel Aufhebens gemacht … nicht einmal seine Mutter. Ehe er wusste, wie ihm geschah, hatte sie ihn auch schon in die Küche gezerrt, wo sie seine blutende Hand über die Spüle hielt.
„Stil halten”, befahl sie.
Sie förderte ein sauberes Geschirrtuch zu Tage, tauchte es in den Eimer mit Regenwasser und begann, das Blut abzuwaschen.
„Wie ist das denn passiert?”
„Keine Ahnung. Es war dunkel.”
Nachdem sie das Blut abgewaschen hatte, betrachtete sie sich die Verletzung eingehend. „Haben Sie einen Erste-Hilfe-Kasten? Desinfektionsmittel?”
„Ist doch nur ein Kratzer”, begann er, gab jedoch klein bei, als er ihrem vernichtenden Blick begegnete. „Da hinten.” Er deutete vage die Richtung an.
Sie ging in den Vorraum, und er hörte, wie sie Schranktüren aufmachte, wieder zuknallte – und
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