Cordina's Royal Family 1-4
Forderungen stellt.“ Während sie sprach, ging sie langsam zum Fenster und wieder zurück, als müsse sie an diesem Morgen erst wieder zu sich finden. „Man verlangt von mir, Loubets Plan zu befolgen, den Gedächtnisschwund so zu überspielen, dass niemand in Panik gerät und die Untersuchung im Stil en fortgeführt werden kann. Man verlangt von uns beiden, diese falsche Verlobung durchzustehen. Ich glaube, es ist das, was mich am meisten belastet.“
„Aha.“
Sie sah ihn ernst an. „Ich frage mich, ob du das verstehst“, murmelte sie.
„Auf der einen Seite überhäuft man mich mit Besorgnis und Zuneigung, auf der anderen gibt es unendlich viele Verpflichtungen.“
„Möchtest du lieber etwas anderes tun? Sollte es anders gehandhabt werden?“
„Nein!“ Gabriella schüttelte den Kopf. „Nein. Zu welchen Ergebnis ist denn Alexander gekommen?“
„Er hat beschlossen, mir zu vertrauen. Und du?“
Sie sah ihn überrascht an, dann erst wurde ihr klar, wie missverständlich ihr Ton gewesen war. „Du weißt dass ich dir vertraue. Ich wäre nicht hier bei dir, wenn es anders wäre.“
Manchmal war es das Beste, einen Gedanken sofort in die Tat umzusetzen, deshalb fragte Reeve: „Kannst du dir heute freinehmen und mit mir kommen?“ Ja.“
„Keine Fragen?“
Gabriella zuckte die Achseln. „Nun schön, wenn du unbedingt willst. Wohin?“
„Zu dem kleinen Stück Land.“ Er erwartete eine besondere Reaktion, aber Gabriella sah ihn nur an. „Ich halte es für an der Zeit, dass wir jetzt zusammenarbeiten.“
Gabriella schloss einen Moment lang die Augen, dann ging sie zum Bett herüber. „Danke.“
Reeve fühlte den Widerstreit der Gefühle in sich. Aber das würde bei Gabriella und ihm wohl immer so sein. Vielleicht bist du mir hinterher gar nicht mehr dankbar.“
„Oh doch, das werde ich.“ Sie neigte sich zu ihm und gab ihm einen freundschaftlichen, ganz leidenschaftslosen Kuss. „Egal was passiert.“
Die Gänge lagen im Dämmerlicht, als Gabriella Reeves Zimmer verließ und zu ihren Räumen schlich. Jetzt fühlte sie sich frisch und hoffnungsvoll. An diesem Tag würde sie keine der auf sie wartenden Pflichten wahrnehmen.
Sie wollte versuchen, die Vergangenheit mit der Gegenwart zusammenzubringen. Der Schlüssel dazu war vielleicht wirklich die kleine Farm. Und mit Reeves Hilfe würde sie ihn möglicherweise finden.
Leise öffnete Gabriella die Tür ihres Schlafzimmers. Sie war voller Tatendrang. Munter summte sie vor sich hin, als sie die Vorhänge zur Seite zog, um Licht hereinzulassen.
„Soso.“
Erschrocken fuhr sie herum.
„Nanny!“
Die alte Frau setzte sich im Sessel auf und warf Gabriella einen langen fragenden Blick zu. Kein Zeichen von Müdigkeit war ihr anzumerken.
Gabriella spürte die Missbilligung und auch die Nachsicht, die von ihr ausging, und das Blut schoss ihr in die Wangen.
„Du hast allen Grund, rot zu werden, wenn du so am frühen Morgen auf Zehenspitzen in dein Zimmer schleichst.“
„Bist du die ganze Nacht hier gewesen?“
„Ja, ganz im Gegensatz zu dir.“ Mit ihren langen, knorrigen Fingern klopfte Nanny gegen die Armlehne des Sessels. Die Veränderung in Gabriellas Gesicht war unübersehbar, aber sie hatte sie schon an dem Tag bemerkt als Gabriella vom Segeln zurückgekommen war. Selbst eine alte Frau blieb dennoch eine Frau. „Du hast jetzt also einen Liebhaber. Sag mir, bist du glücklich?
Trotzig reckte Gabriella das Kinn und war selbst überrascht, dass sie so reagierte. „Ja.“
Nanny betrachtete sie, das zerzauste Haar, die geröteten Wangen und der Blick, aus dem noch immer die erlebte Leidenschaft sprach. „So sollte es auch sein“, meinte sie ruhig. „Du hast dich verliebt.“
Gabriella wollte es im ersten Moment leugnen. Die Worte lagen ihr schon auf der Zunge, aber sie wusste, dass es eine Lüge sein würde. Noch eine Lüge mehr. „Ja, ich bin verliebt!“
„Dann rate ich dir, vorsichtig zu sein.“ Im fahlen Morgenlicht sah Nannys Gesicht alt und bleich aus, aber ihre Augen zeigten noch immer jugendliches Feuer. „Wenn eine Frau in einen Mann verliebt ist, dann riskiert sie mehr als nur ihren Körper oder ihre Zeit. Verstehst du mich?“
„Ja, ich denke schon.“ Gabriella lächelte und hockte sich vor Nanny hin.
„Warum hast du die ganze Nacht in diesem Stuhl und nicht in deinem Bett zugebracht?“
„Du hast vielleicht einen Liebhaber, aber ich kümmere mich dennoch weiterhin um dich. Ich hatte dir deine warme Milch
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