Cordina's Royal Family 1-4
gebracht, weil du doch nicht gut schläfst.“
Gabriella sah die Tasse auf dem Tisch stehen. „Und ich habe dich beunruhigt, weil ich nicht hier war.“ Sie legte Nannys Hand gegen ihre Wange. „Das tut mir Leid, Nanny.“
„Ich habe mir gedacht, dass du bei dem Amerikaner sein würdest.“ Sie schnaubte leicht durch die Nase. Nur schade, dass sein Blut nicht so blau wie seine Augen ist, allerdings hättest du es schlechter treffen können.“
Der Diamant wog schwer an Gabriellas Finger. „Bis jetzt ist es nur ein Traum, nicht wahr?“
„Du träumst viel zu wenig“, versetzte Nanny knapp. „Deshalb hatte ich dir die Milch gebracht nur um dann festzustellen, dass du offensichtlich eine andere Art von Trost brauchst!“
Jetzt musste Gabriella lachen. „Bist du mir böse, wenn ich dir gestehe, dass ich es so besser fand?“
„Ich rate dir nur, deine Neigungen noch eine Weile vor deinem Vater geheim zu halten.“ In Nannys Stimme schwang ein belustigter Unterton, und Gabriella lächelte sie an. „Vielleicht bist du ja jetzt nicht mehr auf das, was ich dir bringe, angewiesen.“ Sie griff neben sich und zog eine zerschlissene Stoffpuppe mit einem runden Gesicht hervor, die in einem zerrissenen Kleidchen steckte. „Als du noch ein Kind warst und nachts nicht schlafen konntest hast du immer danach gegriffen.“
„Armes, hässliches, kleines Ding“, flüsterte Gabriella und nahm die Puppe entgegen.
„Du hast sie ,Henrietta Häuslich’ genannt.“
„Hoffentlich hatte sie nichts dagegen“, meinte Gabriella und strich sanft über das Puppengesicht. Dann versteifte sie sich plötzlich und sagte nichts mehr.
Ein junges Mädchen in einem kleinen Bett. Seidene Bettwäsche mit einem zarten, rosafarbenen Blumendekor. Eine helle Tapete mit Vögeln und Rosenranken. Musik, die von weither erklingt, ein romantischer langsamer Walzer. Und eine Frau, die Frau, welche sie auf einem der Ahnenporträts in der Familiengalerie gesehen hatte. Sie lächelt, flüstert ihr zärtliche Worte zu, lachend lehnt sie sich über Bries Bett. Die Smaragde an ihren Ohren schimmern verlockend im schwachen Licht. Eine grüne, seidene Ballrobe, die ihrer Figur einen mädchenhaften Reiz verleiht. Ein schwacher Duft nach frischen Apfelblüten…
„Gabriella!“ Nanny legte ihr die Hand auf die Schulter. Die Haut unter dem dünnen Gewand war eiskalt. Gabriella.“
„Mein Kinderzimmer, welche Farbe hatte es?“
„Es war weiß und hatte eine chinesische Tapete“, antwortete Nanny zögernd.
„Und hatte meine Mutter ein seidenes, grünes Ballkleid?“ fragte Gabriella und hielt unbewusst die Puppe fest umklammert. Ihr standen Schweißperlen auf der Stirn, sie merkte es aber nicht. Sie musste sich zwingen, sich zu erinnern, dann würden ihr die Dinge auch wieder einfallen.
„Ja, das stimmt. Mit einer sehr engen Taille und einem großen Stufenrock. Es war smaragdgrün.“
„Und sie roch nach frischen Apfelblüten, nicht wahr? Sie war wunderschön.“
„Ja, richtig. Erinnerst du dich?“ Nanny hielt Gabriella fest an der Schulter.
„Ich … Sie kam in mein Zimmer. Ich hörte Musik, einen Walzer. Sie kam, um mir gute Nacht zu sagen.“
„Das tat sie immer. Erst bei dir, dann bei Alexander, und zum Schluss ging sie zu Bennett. Wenn dein Vater die Zeit hatte, kam er auch herauf. Und bevor sie selbst schlafen gingen, warfen sie beide immer noch einen Blick in die Kinderzimmer. Ich werde jetzt deinen Vater holen.“
„Nein.“ Gabriella presste die Puppe an ihr Herz. Das Bild war verflogen.
Sie fühlte sich schwach und erschöpft. „Nein, jetzt noch nicht. An mehr erinnere ich mich nicht. Nur dieses Bild tauchte eben auf, aber mir fehlt noch so vieles andere. Nanny …“ In Gabriellas Augen standen Tränen. „Ich weiß endlich, dass ich meine Mutter geliebt habe, jetzt fühle ich es wirklich. Und nun habe ich das Gefühl, als hätte ich sie ein zweites Mal verloren.“
Sie lehnte den Kopf an Nannys Schulter und ließ den Tränen freien Lauf.
Die alte Kinderfrau streichelte ihr beruhigend über das Haar.
„Du willst also wegfahren!“
Gabriella stand in der großen Halle und sah ihren Vater an. Sie hatte sorgfältig ihr Make-up aufgelegt, so dass al e Spuren von Tränen verdeckt waren. Nur ihre Nerven waren noch nicht wieder zur Ruhe gekommen.
Zerstreut spielte sie mit dem Riemen ihrer Umhängetasche.
„Ja, ich habe Janet angewiesen, alle meine Termine abzusagen. Es war sowieso nichts Wichtiges dabei.“
„Brie, du
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