Cordina's Royal Family 1-4
meinen Gedächtnisverlust müsste ich diese Frage nicht stellen. Schließlich wird dieses Problem auf Ihren Rat hin so heruntergespielt“, erinnerte sie ihn mit einem leichten Stirnrunzeln. „Erzählen Sie mir also, ob mein Vater Freunde hat und ob Sie dazugehören.“
Loubet dachte nach. Er war ein Mann, der stets erst seine Gedanken ordnete, ehe er sie in Worte fasste. „Es gibt wenige große Männer auf der Welt. Einige davon sind gutherzig. Fürst Armand ist einer dieser Menschen.
Große Männer schaffen sich Feinde, gute Männer Freunde. Ihr Vater trägt die Last, dass ihm beides widerfährt.“
„Ja.“
Seufzend lehnte sich Gabriella an die Mauer. „Ich glaube zu verstehen, was Sie meinen.“
„Ich stamme nicht aus Cordina.“ Loubet lächelte und schaute seinerseits auf das Panorama. „Verfassungsgemäß ist der Staatsminister ein Franzose. Ich liebe mein eigenes Land. Ich wil Ihnen offen gestehen, dass ich nur der Gefühle wegen, die ich für Ihren Vater empfinde, Ihrem Land diene.“
„Ich wünschte, ich wäre mir meiner eigenen Gefühle so sicher“, sagte Gabriella sehr leise.
„Ihr Vater liebt Sie.“ Er versicherte ihr das mit so großem Zartgefühl, dass sie ihre Augen schloss, um nicht in Tränen auszubrechen.
„Sie sollten keinen Zweifel daran haben, dass Ihr Wohlergehen Ihrem Vater das Wichtigste ist.“
„Sie beschämen mich.“
„Eure Hoheit…“
„Nein, Sie haben Recht. Ich habe über vieles nachzudenken.“ Sie ging auf Loubet zu und gab ihm die Hand. „Vielen Dank, Monsieur Loubet.“
Er machte eine förmliche Verbeugung, so dass sie lächeln musste.
Doch dann hatte Gabriella den Franzosen auch schon wieder vergessen und wandte sich erneut dem reizvollen Ausblick auf die Stadt zu.
Weder sie noch Loubet hatten den jungen Mann bemerkt, der am anderen Ende der Terrasse frisch geschnittene Blumen in Vasen arrangierte. Auch die stämmige Magd, die hinter den Glasscheiben Staub wischte, war ihrer Aufmerksamkeit entgangen.
Nachdem er Gabriella überall gesucht hatte, fand Reeve sie schließlich draußen auf der Terrasse. Er war zugleich erleichtert und nervös. Armand hatte ihm versichert, dass Gabriella ständig überwacht würde, und ihm fielen die beiden Leute auf, die sich in einiger Entfernung der Prinzessin zu schaffen machten. Und dennoch hatte der Fürst von Anfang an auch auf seine Unterstützung nicht verzichten wollen.
Nach ihrem Gespräch verstand Reeve jetzt besser, warum Armand einen Fremden in die Sache hineingezogen hatte, jemanden, der Cordina und seiner Herrscherfamilie nicht so verbunden war. Mehr als früher muss ich jetzt objektiv bleiben, dachte er und betrachtete dabei Gabriella. Aber mehr als früher würde ihm das jetzt schwer fallen.
„Brie!“
Langsam drehte sich die Prinzessin um, als hätte sie Reeves Gegenwart gespürt. Ihr Haar war vom Wind zerzaust. Ruhig sah sie ihn an. „Als ich mit dir hier am ersten Abend war, hatte ich noch viele Fragen. Jetzt, Wochen später, fehlen mir noch immer die meisten Antworten.“ Sie sah auf ihre Ringe, deren Anblick die unterschiedlichsten Gefühle in ihr auslösten. „Du willst mir nicht sagen, was du mit meinem Vater besprochen hast, nachdem ich euch verlassen habe.“
Das war keine Frage sondern eine Feststellung, aber Reeve wusste, dass er ihr eine Antwort schuldig war. „Dein Vater denkt in erster Linie an dich, ehe er an etwas anderes denkt. Vielleicht hilft es dir, das zu wissen.“
„Und du?“
„Ich bin deinetwegen hier.“ Er kam an ihre Seite wie damals im Mondlicht. „Es gibt keinen anderen Grund.“
„Meinetwegen?“ Gabriella sah ihn fragend an und bemühte sich, Reeve ihre Gedanken nicht erraten zu lassen. „Oder nur der alten Familienbande wegen?“
„Was verlangst du eigentlich?“ Er nahm ihre zarten, schmalen Hände und blickte ihr in die Augen. „Meine Gefühle für dich haben nichts mit der Freundschaft unserer Väter zu tun. Dass ich hier bin, hat einzig und allein mit meinen Gefühlen für dich zu tun.“
„Ich wünschte, dies alles wäre vorüber“, sagte Gabriella und meinte damit ihre unbekannte Vergangenheit ebenso wie die ungewisse Zukunft.
„Ich möchte endlich wieder ich selbst sein.“
Zum Teufel mit den ganzen Plänen und aller Neutralität! Reeve fasste sie an den Schultern. „Ich werde dich für eine Weile nach Amerika mitnehmen.“
Verwirrt legte sie ihm eine Hand auf den Arm. „Nach Amerika?“
„Du kannst bei mir in meinem Haus bleiben, bis
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