Cordina's Royal Family 1-4
verstandesmäßige Blockade, sich nicht zu erinnern, von selbst zu überwinden. Wenn Sie anderer Ansicht wären, warum haben Sie ihr dann nicht mitgeteilt, wen Sie verdächtigen?“
„Sie braucht Zeit“, fing Reeve an, doch Armand drehte sich um und unterbrach ihn mit einer Handbewegung.
„Ja, und ich kann ihr nicht mehr als Zeit geben. Dr. Kijinsky hat mir in aller Deutlichkeit dazu geraten. Wenn Gabriellas Verstand nicht von selbst dazu bereit ist, das Geschehene zu verarbeiten und zu akzeptieren, dann könnte, wenn man ihr zu früh alles erzählen würde, der nachfolgende Schock zu einem vollständigen Zusammenbruch führen. Dann könnte es sein, dass ihr Gedächtnisverlust endgültig wird.“
„Aber sie erinnert sich doch schon an einige Einzelheiten.“
„Ihr Gedächtnis reagiert auf die wenigen Anstöße. Sie sind klug genug, um das zu wissen. Wenn ich ihr jedoch alles, was ich weiß oder vermute, berichten würde, dann wäre es zu viel für sie. Eine immense Gefahr. Als Vater muss ich jetzt Geduld bewahren, und als Cordinas Herrscher stehen mir andere Wege offen, das herauszufinden, was ich wissen muss. Ja, ich weiß, wer sie entführt hat und warum.“
Er sah grimmig und entschlossen aus, wie ein Verfolger hinter seiner Beute. „Aber noch ist der Augenblick nicht gekommen. Um sie dingfest zu machen, brauche ich noch etwas mehr Zeit. Das müssten Sie, der mit den Intrigen in Washington vertraut ist, doch eigentlich bestens verstehen. Leugnen Sie es nicht“, wehrte Armand Reeves Protest ab. „Ich bin über die Art Ihrer Tätigkeit bestens informiert.“
„Ich war nur ein kleines Rad beim Geheimdienst.“
„Nicht nur ein kleines Rad“, widersprach Armand mit einem Kopfschütteln. „Doch lassen wir es dabei bewenden. Es ist Ihnen klar, dass ich als Regent erst den endgültigen Beweis haben muss, ehe ich Anklage erheben kann. Ich kann es mir nicht erlauben, wie ein verzweifelter, wütender Vater zu erscheinen. Ich bin als Richter der Gerechtigkeit verpflichtet. Es gibt hier einige mir nahe stehende Leute, die glauben, dass ich auf Grund meiner Stellung nichts von den Schachzügen, den Bestechungen und der falschen Loyalität weiß, die es hinter den Kulissen meiner Regierung gibt. Ich bin nicht böse, dass diesen Leuten meine Kenntnis von den Vorgängen entgeht. Es gibt genügend Personen, die glauben, dass ich jetzt, wo Gabriella wieder bei mir ist, mich nicht weiter mit den Gründen ihrer Entführung befassen würde. Eine der Bedingungen der Entführer war die Freilassung verschiedener Gefangener. Bis auf einen waren alle anderen nur zur Tarnung genannt. Dieser eine war – Deboque.“
Eine Reihe Erinnerungen kamen in Reeve auf. Auf diesen Namen war er oft genug im Zusammenhang mit seiner Geheimdiensttätigkeit gestoßen.
Deboque war ein sehr erfolgreicher Geschäftsmann, der mit Drogen, Waffen und Prostitution in Verbindung gebracht wurde. Er handelte mit allem, mit Raketen, Sprengstoffen sowie militärischer Ausrüstung und verkaufte es dem Meistbietenden.
Aber er war nur so lange erfolgreich gewesen, bis er am Ende einer dreijährigen, mit größter Genauigkeit geführten Untersuchung überführt und verurteilt wurde. Allerdings war man weithin davon überzeugt, dass Deboque auch in den bisher verbüßten zwei Jahren der Haftzeit die Fäden seiner Organisation nicht aus den Fingern gelassen hatte.
„Sie glauben also, dass Deboque dahinter steckt?“
„Deboque ist für Gabriellas Entführung verantwortlich“, stellte Armand lakonisch fest. „Wir müssen nur noch beweisen, wer seine Mittelsmänner waren.“
„Sie kennen sie?“ Reeve sprach jetzt wieder ruhiger. Ihm war klar, nur ein exakter Beweis konnte Deboque überführen und dessen mögliche Machenschaften und politische Intrigen unterbinden. „Ist Deboque denn auch von der Zelle aus in der Lage, seine Macht in Cordina weiter auszuüben?“
„Er ist dieser Ansicht und denkt, der Anfang sei bereits gemacht. Ich glaube, damit …“, Armand unterbrach sich mit einer Handbewegung zur Thermosflasche hin, „… damit kann man ihn matt setzen und einen seiner Helfershelfer herausfinden. Bei dem anderen wird es schwieriger sein.“
Flüchtig sah er auf den Ring an seiner Hand. Reeve bemerkte den Ausdruck des Bedauerns in seinem Gesicht. „Ich sagte Ihnen schon, dass ich weiß, wo Gabriella die Nacht zugebracht hat?“
„Ja, bei mir.“
Erneut spiegelte Armands Gesicht einen Moment lang seine Gefühle wider, doch er hatte
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