Cordina's Royal Family 1-4
unsicheres Lächeln zu Wege. Sie kocht ihn in ihrem Zimmer und weigert sich, dem Koch ihr Rezept zu verraten.“
„Sie bringt mir also die Thermosflasche, bevor ich das Haus verlasse.“
„Für gewöhnlich ja, Eure Hoheit. Aus der gleichen Gewohnheit heraus bringt Prinz Bennett eher ihr ein Hemd zum Knopf annähen als seinem Kammerdiener!“
Ein Schwindelgefühl überkam Gabriella, aber sie konnte sich beherrschen. „Ein sehr altes und vertrauenswürdiges Mitglied unserer Familie also.“
„Ja, sie zählt sich nicht einmal zu den Angestellten des Palastes. Fürstin Elizabeth nahm eher sie auf Reisen mit als eine Kammerzofe.“
„War Nanny mit meiner Mutter in Paris? War sie bei ihr, als meine Mutter erkrankte?“
„So wurde mir berichtet, Eure Hoheit. Sie war der Fürstin völlig ergeben.“
Und geistig verwirrt? überlegte Gabriella. Oder verkalkt? Wie viele Leute hätten Gelegenheit gehabt, etwas in die Thermosflasche hineinzuschütten?
Sie zwang sich zur Ruhe, ehe sie die nächste Frage stellte. „Wissen Sie, ob Nanny mir an dem Tag, an dem ich zum Bauernhof hinausgefahren bin, den Kaffee zubereitet hat? An dem Tag, an dem ich entführt wurde?“
„Warum? Ja.“ Janet zögerte. „Sie brachte ihn hierher. Sie kümmerten sich noch um die Post, ehe Sie abfuhren. Nanny brachte den Kaffee, sie schimpfte, weil Sie ohne Jacke fahren wollten. Sie haben sie ausgelacht und versprochen, dass sie nicht ohne eine Jacke gehen würden. Und dann haben Sie sie hinausgeschickt. Sie waren in Eile und ließen mich wissen, dass wir den Rest der Korrespondenz später erledigen würden.“
„Niemand anders kam in den Raum?“ forschte Gabriella. „Wir wurden von dem Moment an, nachdem Nanny den Kaffee gebracht hatte, bis zum Augenblick meiner Abfahrt nicht mehr gestört?“
„Niemand, Eure Hoheit. Ihr Wagen wartete vor dem Hauptportal. Ich habe Sie selbst hinunterbegleitet. Eure Hoheit …“ Vorsichtig streckte Janet eine Hand aus. „Ist es gut für Sie, über solche Dinge nachzudenken, sich mit derartigen Einzelheiten zu quälen?“
„Vielleicht nicht.“ Gabriella erwiderte flüchtig Janets Händedruck, ehe sie zum Fenster hinüberging. Der Wunsch, endlich mit einer Frau über alles zu sprechen, wurde ganz stark. Sie brauchte einfach eine Vertrauensperson.
„Ich habe heute keine Verwendung mehr für Sie, Janet, vielen Dank.“
„Ja, Eure Hoheit. Soll ich Ihnen, bevor ich gehe, noch den Kaffee bestellen?“
„Nein.“ Beinahe musste Gabriella lachen. „Nein, danke, ich mag jetzt nicht mehr.“
Gabriella konnte nicht mehr im Zimmer, von Wänden umgeben, bleiben.
Kaum war Janet gegangen, hatte sie das Bedürfnis nach frischer Luft und Sonne. So verließ sie ihr Büro, ging ohne Ziel durch den Palast. Plötzlich fand sie sich auf der Terrasse wieder, wo sie mit Reeve am ersten Abend gewesen war. Wo er sie zum ersten Mal geküsst hatte, und wo erstmals ihre Gefühle geweckt worden waren.
Am Tage wirkt alles ganz anders, dachte sie und ging zur Brüstung. Sie lehnte sich vor und bewunderte den herrlichen Ausblick, als sie Schritte hinter sich vernahm.
„Eure Hoheit.“ Loubet betrat die Terrasse mit einem leichten, kaum wahrnehmbaren Hinken. „Ich hoffe, ich störe Sie nicht.“
Natürlich störte er sie, aber sie war zu wohlerzogen, es ihn merken zu lassen. Gabriella reichte ihm lächelnd die Hand. Während des gemeinsamen Diners hatte sie Loubets junge, hübsche Frau kennen und schätzen gelernt. Sie fand es rührend, dass dieser dickliche, praktisch veranlagte Staatsminister so offensichtlich verliebt in sie war.
„Sie sehen gut aus Monsieur.“
„Merci, Vötre Altesse.“ Er gab ihr einen galanten Handkuss. „Ich muss sagen, Sie machen einen blühenden Eindruck. Wieder zu Hause zu sein, ist offensichtlich die beste Medizin für Sie.“
„Ich dachte gerade, dass es mir tatsächlich inzwischen wie ein Zuhause vorkommt.“ Sie sah wieder auf die Berge hinüber, die Cordina umgaben.
„Noch nicht im Herzen, aber wenigstens äußerlich. Sind Sie gekommen, um mit meinem Vater zu sprechen, Monsieur Loubet?“
„Ja, ich habe in wenigen Minuten eine Verabredung mit ihm.“
„Sagen Sie, Sie haben doch viele Jahre lang für meinen Vater gearbeitet. Würden Sie sich als seinen Freund bezeichnen?“
„Ich habe mich immer als solchen betrachtet, Eure Hoheit.“
Er ist immer so diplomatisch, so konservativ, dachte Gabriella mit einem leichten Anflug von Ungeduld. „Hören Sie, Loubet, ohne
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