Cordina's Royal Family 1-4
jedes Mal, wenn ich eine Zeitschrift zur Hand nehme, guckt mir sein Foto entgegen. Ist er ein netter Kerl?“
Gabriella dachte an den Tag, den sie mit Reeve auf dem Boot verbracht hatte und an die gelegentlichen Ausflüge entlang der Küste. Sie dachte an die Empfänge, die sie gemeinsam besuchten und bei denen er ihr boshafte, aber äußerst zutreffende Dinge ins Ohr flüsterte. Sie musste lächeln. „Ja, er ist ein netter Kerl. Stark, klug und reichlich arrogant.“
„Welch aufregende Mischung“, meinte Christina und beobachtete Gabriella. „Ich freue mich für dich!“
Gabriella versuchte zu lächeln, aber es missglückte ihr etwas. Sie hob ihre Teetasse. „Du wirst ihn ja bald kennen lernen. Dann kannst du dir deine eigene Meinung über ihn bilden.“
„Ich bin nur froh, dass er dir nach deiner …“ Christina verstummte und stellte ihre Tasse ab. Dann ergriff sie anteilnehmend Gabriellas Hand. „Brie, ich wünschte, du würdest davon erzählen. In der Zeitung steht nicht viel. Ich weiß, dass man die verantwortlichen Leute noch nicht gefasst hat und das passt mir absolut nicht.“
„Die Polizei hat ihre Untersuchungen noch nicht beendet.“
„Aber sie haben doch niemanden dingfest gemacht. Kannst du so lange ruhig bleiben? Ich könnte es nicht.“
„Nein.“ Gabriella konnte nicht mehr länger sitzen bleiben. Sie stand auf und verschränkte ihre Hände. „Nein, das kann ich nicht. Ich habe versucht, mein normales Leben weiterzuführen, aber es ist wie ein Warten ohne Ende und ohne Gewissheit.“
„Oh, Brie! Ich will dich ja nicht drängen, aber wir haben unsere Sorgen immer geteilt.“ Chris sprang auf und umarmte die Freundin. „Ich hatte so viel Angst um dich.“ Tränen traten ihr in die Augen, aber sie wischte sie ungeduldig fort. „Verflixt ich hatte mir so vorgenommen, nicht zu weinen, aber ich kann es nicht verhindern. Wenn ich nur daran denke, wie ich mich fühlte, wenn ich die Schlagzeilen in den Zeitungen sah …“
Gabriella versuchte, sie zu beruhigen. „Du solltest nicht mehr daran denken. Es ist ja jetzt vorbei.“
Christinas Tränen versiegten, aber sie war irgendwie irritiert. Sie fühlte sich verletzt und wusste nicht so recht, warum. Sie griff nach ihrer Handtasche. „Es tut mir Leid. Manchmal ist es zu einfach, nicht daran zu denken, wer du bist und nach welchen Gesetzen dein Leben verläuft.“
„Nein, bitte geh noch nicht, Chris. Ich brauche unbedingt jemanden, mit dem ich reden kann. Wir sind doch gute Freundinnen, nicht wahr?“
Christina war jetzt vollends verwirrt. „Brie, du weißt doch…“
„Nein, beantworte nur meine Frage.“
Christina stellte ihre Tasche auf den Tisch zurück. „Eve ist meine Schwester“, entgegnete sie ruhig. „Ich liebe sie. Es gibt nichts auf der Welt, was ich nicht für sie tun würde. Und genauso empfinde ich für dich.“
Gabriella senkte den Blick, ehe sie Christina wieder voll ansah. „Bitte, setz dich.“ Sie wartete, bis Chris Platz genommen hatte, dann ließ sie sich neben ihr nieder, holte tief Atem und erzählte ihrer Freundin alles, was geschehen war.
Im Verlauf von Gabriellas Bericht wurde Chris immer bleicher und sah die Prinzessin entsetzt an. Gelegentlich unterbrach sie Gabriella, um eine Frage zu stellen. Als Gabriella ihre Schilderung beendet hatte, verharrte Christina eine Weile in reglosem Schweigen. Sie wirkte wie ein Vulkan kurz vor der Explosion.
„Hier ist etwas faul“, platzte sie dann plötzlich in ihrem weichen Texas-Akzent heraus, so dass Gabriella sie verblüfft anstarrte.
„Wie bitte?“
„Hier ist etwas faul“, wiederholte Christina. „In der Politik ist das ein normaler Zustand, und wir Amerikaner sind die Ersten, die das laut sagen, aber an dieser Geschichte ist wirklich etwas faul.“
Christinas eindeutige Meinungsäußerung tröstete Gabriella etwas. „Ich kann nicht nur politische Erwägungen dafür verantwortlich machen. Immerhin habe ich dem ganzen Spiel selbst zugestimmt.“
„Was um Himmels willen hättest du denn anderes tun sollen? Damals warst du noch schwach, verängstigt und verwirrt.“
„Ja“, flüsterte Gabriella. „Ja, das war ich.“ Sie sah Christina zu, die zu einer Anrichte gegangen war und dort einige Karaffen hochhob.
„Ich brauche jetzt einen Cognac.“ Mit Schwung goss Chris zwei Gläser voll. „Und du auch.“
Gabriella nickte zustimmend. „Ich wusste nicht einmal, dass dort welcher steht.“
„Jetzt weißt du es.“
Gabriella hob ihr Glas
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